Five in a Row | Speyside Distillery - A Lost Distillery
Eine Distillery, die den Namen der ganzen Whiskyregion trägt, deren Whiskys einfach Spey heißen, so wie der River, der der Region den Namen gegeben hat – das sollten doch ikonische Speyside Whiskys sein. Trotzdem ist die Speyside Distillery immer eine Brennerei gewesen, die – zumindest bei mir, aber sicherlich auch bei vielen anderen Nerds – unter dem Radar gelaufen ist. Bisher habe ich keinen der Whiskys aus der Core Range verkostet. Eine unabhängige Abfüllung hatte ich – die immerhin hat mich vollends überzeugt. Sie stammte aber aus der Ära vor den derzeitigen Besitzern der Marke. Jetzt habe ich eine Auswahl aus der aktuellen Core Range – aber die Speyside Distillery ist inzwischen Geschichte, es ist eine Lost Distillery.

Bisher habe ich es versäumt die Distillery am südwestlichen Rand der Speyside zu besuchen, obwohl sie einen sehr pittoresken Eindruck macht. Das liegt sicherlich auch daran, dass die Marke Spey nicht das ist, wonach die Nerds Ausschau halten. Trotz ihrer pittoresken Erscheinung ist die Distillery nicht alt. Die Idee zum Bau hatte 1956 der ehemalige U-Boot Kommandant Georges Christie. Fertiggestellt ist sie erst 1987, 1990 beginnt die Produktion. 2012 wird die Marke an Harvey’s of Edinburgh verkauft, die eher im asiatischen Raum als in Edinburgh aktiv sind.
Der Spey Whisky wirkt ein wenig aus der Zeit gefallen. Das erinnert mehr an britische Upper Class als an schottische Highlands. Die Heritage, die man aus der Geschichte der Familie beruft sich auf die mütterliche Linie des Gründers Harvey McDonough, die im 19. Jh. Harvey’s Spey Whisky auf den Markt brachten. Aebr vielleicht ist das zusammen mit dem altbackenen Design die Reminiszenz an das britische Empire, die den Whisky auf dem asiatischen Markt stark macht. Da passt dann auch der Bezug zu Lord Byron, der anlässlich seiner eigenen Hochzeit ein Fass Harvey’s Spey Whisky an King George III schenkte.
Eigentlich ist der Whisky ja sogar ganz integer. Er ist nicht gefärbt und nicht kühlgefiltert, man stört sich nicht an weißweinhellen Abfüllungen. Auf der anderen Seite bringt man mit dem Beinn Dubh eine der sicherlich am schlimmsten gefärbten Whiskys Schottlands auf den Markt. So richtig passt das alles nicht zusammen. Und irgendwie passt dazu auch, dass die Speyside Distillery gar nicht im Besitz von Harvey’s of Edinburgh ist. Land und Gebäude gehören der Tromie Mills Distillery Ltd, Harvey’s of Edinburgh sind nur Pächter.

2021 wird die Tromie Mills Distillery Ltd von Glasgow Whisky, einem Blender und Anbieter von Bulk Whisky, gekauft. Die haben nun eigene Pläne mit dem Areal und der Pachtvertrag von Harvey’s ist 2025 ausgelaufen, die Speyside Distillery ist somit eine Lost Distillery. Was immer hier neu entsteht – es wird eine andere Brennerei.
Harvey’s of Edinburgh haben ebenfalls Pläne. Die neue Speyside Distillery soll einige Kilometer weiter westlich am Ufer des River Spey entstehen. Das liegt dann schon westlich der A 9 und nicht mehr unbedingt in der klassischen Speyside. Aber natürlich wesentlich näher am River Spey als manch traditionelle Distillery in der Speyside. Aber diese Brennerei gibt es noch nicht – es wird also dauern, bis die Brennblasen laufen. Bis dahin muss Harvey’s von den vorhandenen Beständen leben und Whisky abfüllen. Wird Spey also vielleicht doch noch gesuchter Hype-Whisky?
Disclaimer: Die Samples für dieses Tasting wurden mir von Simple Sample ohne weitere Verpflichtungen oder Erwartungen kostenfrei zur Verfügung gestellt, worüber ich mich sehr gefreut habe. Herzlichen Dank dafür!
Five in a Row | Speyside Distillery - A Lost Distillery
Die fünf Einzeltastings werden hier in den nächsten Tagen jeweils um 18 Uhr online gehen.