Five in a Row | Thoughts About Islay

Zum Fèis Ìle habe ich ja schon über die Situation auf Islay nachgedacht. Da die Whiskys der Insel maßgeblich zum Titel dieses kleinen Blogs beigetragen haben und ich nach wie vor die rauchigen Whiskys mag, möchte ich hier noch ein paar meiner Gedanken zu den Whiskys von der Isle of Islay zusammenfassen. Islay steht sehr im Zeichen des Whiskys – dabei ist die Hebriden-Insel doch vor allen aufgrund ihrer Natur und ihrer historischen Bedeutung als Insel der Lords of the Isles ein Höhepunkt jeder Schottlandreise.

Natürlich geht es hier eher um Whisky. Aber zum schottischen Whisky gehört auch Terroir, ein Begriff, den vor allem Mark Reynier in die Whiskywelt eingebracht hat. Leider hat er ihn dann in Waterford etwas anders interpretiert und vielleicht zu sehr auf die Gerste fixiert, als er es in seiner Zeit bei Bruichladdich vielleicht hätte verstehen können. Islay Whisky hat Terroir – auch wenn die Gerste vom Festland oder aus Europa kommt, auch wenn der Torf vielleicht nicht immer von der Insel kommt und der Whisky nicht einmal auf der Insel reifen kann. Es ist die Machart des Whiskys und es sind die Erwartungen und Vorstellungen der Genießer von der wilden Insel an der Westküste, die zusammen für die Besonderheit der Whiskys von der Queen of the Hebrides sorgen. Terroir entsteht eben auch im Kopf und nicht allein auf dem Gerstenfeld. Das hat Mark Reynier in Waterford leider unterschätzt und musste deshalb scheitern. Denn für den Kopf, die Imagination und das Image des Whiskeys hatte die unromantische Distillery in der Stadt Waterford zu wenig anzubieten.

Das ist auf Islay anders. Hier ist das Angebot groß, die Natur ist überwältigend, die Szenerie oft atemberaubend. Aber wie lange trägt das und wie viele Distilleries verträgt das? Die klassischen Islay Brennereien hatten ihre Claims weitgehend abgesteckt und zumindest theoretisch ihre jeweilige Interpretation des Islay Styles herausgearbeitet. Auch wenn es blind zumindest für mich oftmals schwierig ist, diese Differenzen tatsächlich zu erkennen. Für die vielen neuen Brennereien wird es zumindest schwierig, hier noch eigene Interpretationen zu finden. Und wo bleibt der Charme, wenn bestehende Brennereien aufgehübscht, premiumisiert und glattbügelt werden? Ein Diageo Visitor Center ist wie H&M auf der Main Street – es ist überall gleich und wichtig ist der Striding Man, denn es geht immer um die Marke Johnnie Walker als Massenprodukt für alle Märkte dieser Welt.

Loch Indaal, Isle of Islay | © Klaus Bölling, www.boelling.de

Was bleibt vom Terroir in unseren Köpfen, wenn Pernod Ricard mit Gartbreck eine weitere Industrie-Brennerei auf Islay etabliert und Port Ellen den Luxus-Schnöseln dieser Welt überteuerte Führungen anbietet? Oder gelingt es gerade den neuen und unabhängigen Distilleries, den Ruf der Insel zu rehabilitieren und den Begriff Terroir neu zu definieren? Sie werden nicht alle mit Gerste von Islay arbeiten können, sie werden nicht alle Zugriff auf Torf von der Insel haben und sie werden wohl auch nicht alle auf Islay mälzen können.

Kilchoman hat sich entschlossen, verstärkt auf Terroir zu setzen. Zumindest sind neue Malting Floors geplant, um noch mehr Gerste direkt vor Ort zu mälzen, ein ordentlicher Teil des Getreides stammt von den eigenen Feldern der Rockside Farm, die inzwischen auch der Familie Wills gehört. Und die Tatsache, dass Port Ellen Maltings nur noch die konzerneigenen Diageo Distilleries beliefert, führt eher zu mehr Authenzität bei Kilchoman. Laut Auskunft bei der Führung kommt das Malz nun von Crisp Malt. Die mälzen zwar auf dem Festland, bekommen das Torf aber aus den Peat Bogs der Brennerei auf der Insel geliefert und verwenden neben dem Getreide der Rockside Farm Gerste aus Schottland. Port Ellen Maltings werden mit dem Getreidefrachter beliefert, die Gerste wird auch auf dem Weltmarkt gekauft.

Islay ist zur Whisky-Insel geworden, weil sie schwer erreichbar war, weil die Steuereintreiber es hier schwer hatten, weil es genug abgelegene Winkel und Buchten für Illicit Distilleries gab. Das alles ist das Gegenteil von Massentourismus, Massenwhisky und Premiumisierung – es ist aber Teil des Terroirs von Islay.

Five in a Row | Thoughts About Islay

Die fünf Einzeltastings werden hier in den nächsten Tagen jeweils um 18 Uhr online gehen.