Whisky for Two | Glengoyne 18 & Glengoyne 21
Whisky for Two – zwei Whiskys, getastet an zwei aufeinander folgenden Tagen und ein paar Gedanken über das Tasting hinaus.
Glengoyne 18 und 21, zwei Whiskys, die ich als durchaus bezahlbare, gute sherrygereifte Tropfen in Erinnerung habe, gehören heute zum Luxussegment mit Preisen weit jenseits der 100 €. Machen wir das weiter mit als Whiskyenthusiasten, akzeptieren wir die Preisentwicklung – oder ziehen wir uns zurück?
Zumindest den Glengoyne 18 hatte ich vor einigen Jahren für 64 € gekauft. Das war auch damals kein Preis, den man einfach so gezahlt hat, aber für eine außergewöhnliche Flasche konnte man das schon mal tun. Heute kostet er das Doppelte. Dabei ist es eigentlich überhaupt kein außergewöhnlicher Whisky, gereift in Bourbon und Sherry Casks, abgefüllt mit schlappen 43%vol. – was sollte daran Luxus und außergewöhnlich sein?
Das gleiche gilt für den 21jährigen. Gereift in Sherry Casks, ebenfalls nur 43%vol. – aber Preise oberhalb 200 €. Wie kann das sein, wer ist bereit das zu zahlen?
Der Whiskymarkt ist aus den Fugen geraten, Preise steigen ins Unermessliche. Die Firmen haben ihre Warehouses ausverkauft (behaupten sie zumindest), gereifte Whiskys sind rar und scheinbar gibt es genug Konsumenten, die die Preissteigerungen akzeptieren. Bei der Whiskyauktion wird für Flaschen, die im Online-Handel noch gut erhältlich sind, mehr geboten, als sie dort kosten. Was ist los mit den Whisky-Fans?
Noch sind die Facebook-Gruppen gefüllt mit Fotos von Luxusflaschen, die man sich zeigt wie das Bild vom Ferrari vor der heimischen Garage. Aber ist das wirklich die Zukunft für eine Spirituose, deren Image von der Bodenständigkeit und der Roughness der schottischen Landschaft lebt? Luxus, das war doch eher Cognac als Getränk der älteren Herrschaften.
Es gab schon immer Whiskys, die unbezahlbar waren, klar. Aber heute sind es auch die einst normalen Whiskys, die ins Luxussegment rutschen. Glengoyne galt mit Tamdhu als Alternative zum Macallen. Heute scheint der eher Vorbild für die Preisentwicklung beider Marken von Ian McLeod zu sein.
Ich persönlich habe meine Entscheidung getroffen: Flaschen wie die beiden Glengoyne landen einmal als 5 cl Sample auf meinem Tisch, danach nie wieder. So wie viele andere Flaschen auch. Und irgendwann werde ich wieder darüber nachdenken, ob ich Whisky-Nerd sein möchte oder sein kann.