Glengoyne | aged 15 years | ADOS Fairytale Series

49,9%vol. | Bourbon Cask & White Port Finish | bottled 2022

un-chillfiltered

chillfiltered

natural colour

coloured

un-peated

peated

cask strength

Single Cask

Whisky for Two – zwei Whiskys, getastet an zwei aufeinander folgenden Tagen und ein paar Gedanken über das Tasting hinaus.

Glengoyne aus dem Tal der wilden Gänse (war nicht auch Glencadam das Tal der wilden Gans, egal, wahrscheinlich ist Schottland voll von wilden Gänsen und nach jedem Dram erblickt man mehr davon). Gibt es bei Schneewittchen neben den Zwergen auch Gänse? Wie auch immer – dies ist eine weitere Abfüllung aus der Fairytale Series in der A Dream of Scotland Reihe des Brüher Whiskyhauses und wie beim kürzlich erschienen Bunnhabhain geht es um Schneewittchen. Diesmal ist es ein Glengoyne aus dem Bourbon-Fass, der ein White Port Finish erhalten hat. Die Farbe ist märchenhaft golden.

Nosing

Auf einer Grundlage aus warmer Vanillesoße breiten sich White Port Noten aus. Das ist Rote Grütze mit Stachelbeeren und roten Johannisbeeren zu der zur Abrundung noch geschmolzene Schokolade kommt. Im Hintergrund gibt eine schöne Holznote den herben Kontrast zu süßen Fruchtaromen, reifen Trauben und einem Schluck Holunderblütensirup.

Taste

Eigentlich möchte man den Whisky gar nicht zu sehr zerlegen. Er hat schöne Fruchtaromen, die Aspekte von weißem Port passen gut zu einem Sommerabend, der nicht mehr zu warm ist, was die holzig-würzigen Noten ausgleichen.

Finish

Im Mund bleibt eine angenehme Holzwürze mit schokoladigen Noten, ein paar Mandeln und Nüsse sind auch dabei.

Conclusion

Der Whisky lebt von seinem Finish, aber das ist durchaus stimmig und wirkt nicht aufgesetzt. Es ist leichter und harmonischer als beim Bunnahabhain, der mit den schwereren, erdigen Noten aber auch seinen Reiz hat. Der Glengoyne ist eher ein Whisky für den Sommerabend am portugiesischen Atlantic, wenn der Wind die Hitze nimmt und würzige Aromen aus den sonnenwarmen kräuter- und buschbewachsenen Hängen über den Strand weht. Und warum soll das nur in Portugal funktionieren – Sonne, Atlantic und buschige, kräuterbewachsene Hänge gibt es auch in Schottland. Oder weniger märchenhaft formuliert: ein leckerer Whisky!

Blair Castle, ein Märchenschloss (Blair Atholl, Highlands) | © Klaus Bölling, www.boelling.de

Glengoyne Distillery

founded: 1833 | Region: Highlands
Owner: Ian MacLeod Distillers
Capacity: 1.100.000 litres

Quelle: Ingvar Ronde, Malt Whisky Yearbook 2023

Die Brennerei Glengoyne liegt günstig für  Besucher:innen direkt an der A 81 nicht weit von Glasgow entfernt im Loch Lomond & The Trossachs National Park, gebaut auf der Grenze zwischen den Lowlands und den Highlands. Dabei liegt das Brennhaus bereits in den Highlands während die Lagerhäuser in den Lowlands liegen. Glen Goyne ist das Tal der Gänse, was auch das Logo widerspiegelt.

Seit 2003 gehört die Brennerei Ian MacLeod Distillers, die sie von der Edrington Group übernahmen. Spezialität ist die Reifung der Whiskys in Sherryfässern, was immer wieder auch zu Vergleichen mit Macallan führt. Man ist stolz auf eine langsame Destillation und unterstreicht das mit dem Slogan ‚Unhurried since 1833‘.

Insbesondere die älteren Abfüllungen aus der Range sind inzwischen aber selbst im Luxussegment angekommen und preislich eher ambitioniert.

Brühler Whiskyhaus

Das Brühler Whiskyhaus ist durchaus ein eigenständiger deutscher unabhängiger Abfüller. Marco Bonn hat eigene Fässer, die in Schottland lagern und die er individuell finisht und reift. Er ist also nicht nur auf Broker angewiesen, sondern kann auf eigenen Stock zurückgreifen. Das führt zu eigenständigen und interessanten Abfüllungen, die über eine verschworene Internet-Community schnell vergriffen sind und – sicherlich auch aufgrund der eigenständigen, manchmal provokativen Label – stark gehypt werden. Gute Abfüllungen!