Port Charlotte | aged 14 years | A Dream of Scotland

Single Malt Whisky

56,2%vol. | bottled 2023 | Château Margeaux Cask Finish | Happy Halloween 2023 | Brühler Whiskyhaus

un-chillfiltered

chillfiltered

natural colour

coloured

un-peated

peated

cask strength

Single Cask

Der zweite Tag des Fèis Ìle steht im Zeichen der Bruichladdich Distillery. Ich bin ein wenig unschlüssig. Ich könnte den neuen 18jährigen nehmen, von dem demnächst ein Sample kommt. Dann meckere ich wahrscheinlich wieder über die Relation vom Preis zur Qualität. Oder ich nehme einen Port Charlotte vom Brühler Whiskyhaus. Da meckere ich auch über den Preis, habe aber Spaß am Whisky. Ok, wir hatten gestern Brühl, warum nicht auch heute. Und es wird wohl nicht das letzte Mal beim Islay-Festival sein …

Port Charlotte ist inzwischen ja auch eine Herausforderung. Alles, was nach Sonderabfüllung aussieht hat heftigste Preise. Gerade gibt es ein 18jähriges Distillery-Bottling, das Furore macht und für 205 € im Online Shop der Brennerei erhältlich ist (immerhin erfolgt der Versand aus Frankreich, sodass die Nebenkosten sich im Rahmen halten sollten). Für diese 14jährige Abfüllung aus der A Dream of Scotland Serie des Brühler Whiskyhauses wurden 168,90 € aufgerufen. Aber ADOS hatte schon großartige Port Charlottes …

Nosing

Das ist ein Fest. Rauch, Frucht und Wein verbinden sich hier wieder wunderbar zu einem großartigen Islay-Aroma. Der Rauch hat warme Räucheraromen, maritime Noten, die aber zurückhaltend bleiben. Dazu kommen süße, kandierte Trockenfrüchte wie Ananas und Mango, vielleicht auch etwas gebackene Banane mit Honig. Damit das nicht zu klebrig süß wird, wurde die Banane mit Torf und Kelp geräuchert. Der Rotwein ist mit dunklen Kirscharomen präsent. Ein Hauch von Schwarzwälder-Kirsch-Torte ist auch vorhanden – statt Kirschwasser wurde aber stark rauchiger Whisky genommen (wer macht mir diese Torte?) – lecker!

Taste

Ich habe inzwischen Angst vor Wein-Finish und besondere Angst vor Wein-Finish aus Brühl. Deshalb gleich mal Entwarnung und Erleichterung: kein seifiger Gemüse-Schwefel. Der Alkohol ist kräftig ohne zu brennen, der Rauch präsent ohne zu dominieren. Im Geschmack sind die süßen Kirschen deutlicher als die kandierten Trockenfrüchte, die im Hintergrund bleiben. Die Süße wird schön durch die warmen Räucheraromen kontrastiert, etwas Holz ist sicherlich auch dabei.

Finish

Der Whisky endet trockener werdend, hat aber trotzdem auch den weichen, kräftigen Extrakt von einem tiefen Rotwein.

Conclusion

Das ist wiedermal ein Islay-Whisky, von dem man träumen kann. Mit dem möchte man an einem warmen Abend am kleinen Lighthouse von Loch Indaal sitzen, die letzte Wärme der Sonne spüren und aufs Wasser schauen. Es ist also der richtige Whisky für einen Festivalabend auf Islay.
Loch Indaal, Isle of Islay | © Klaus Bölling, www.boelling.de

Bruichladdich Distillery

founded: 1881 | Region: Islay
Owner: Rémy Cointreau
Capacity: 2.000.000 litres

Quelle: Ingvar Ronde, Malt Whisky Yearbook 2024

Eine Distillery mit allen Geschichten über Glanz und Elend der Whiskyindustrie. Nach etlichen Besitzerwechseln wird die Brennerei 1995, damals im Besitz von Whyte & Mackay, geschlossen. Und es beginnt eine der großen Geschichten des Whiskys.

2000 kauft Murray McDavid, der unabhängige Abfüller mit Mark Reynier als einem der Investoren, die Distillery. Reynier wird der Mastermind, der die Distillery mit Jim McEwan and the late Duncan McGillivray zu neuem Leben und Glanz erweckt und mit Wine Cask Finishes und Fassexperimenten die Whiskyszene aufmischt.

Bruichladdich wird zu einem Kreativpool und entwickelt mit dem rauchigen Port Charlotte und dem noch rauchigeren Octomore neue Spezifikationen. Aber Reynier ist nicht allein, es sind weitere Investoren an Bord. Und die lecken Blut als Rémy Cointreau die Distillery 2012 kaufen möchte und die damals unglaubliche Summe von 58 Mio. Pfund auf den Tisch legt.

Die Distillery geht an den Konzern, die Geeks trauern, Reynier ist nur sehr bedingt einverstanden. Zwei Jahre später investiert er sein Geld in eine stillgelegte Guinness-Brauerei in Waterford und setzt fortan viele der auf Islay entwickelten Ideen in Irland um.

Brühler Whiskyhaus

Das Brühler Whiskyhaus ist durchaus ein eigenständiger deutscher unabhängiger Abfüller. Marco Bonn hat eigene Fässer, die in Schottland lagern und die er individuell finisht und reift. Er ist also nicht nur auf Broker angewiesen, sondern kann auf eigenen Stock zurückgreifen. Das führt zu eigenständigen und interessanten Abfüllungen, die über eine verschworene Internet-Community schnell vergriffen sind und – sicherlich auch aufgrund der eigenständigen, manchmal provokativen Label – stark gehypt werden. Gute Abfüllungen!