Port Charlotte | aged 13 years | A Dream of Scotland
54,3%vol. | bottled 2022 | Bruichladdich Distillery | Italian Red Wine Finish | Brühler Whiskyhaus | Einhorn
un-chillfiltered
chillfiltered
natural colour
coloured
un-peated
peated
cask strength
Single Cask

Port Charlotte vom Brühler Whiskyhaus – da hat es einige interessante Abfüllungen gegeben. Auch dieser ist von den Ausgangsdaten interessant: Ein Teil reifte im Refill Bourbon Barrel, ein anderer in 2nd Fill Sherry Hogshead, beide Teile wurden dann in einem italienischen Rotweinfass vermählt und für 15 Monate gefinisht. Insgesamt ist der Whisky 13 Jahre alt und hat eine schöne goldene Farbe mit rötlichem Schimmer.
Nosing
Taste
Finish
Conclusion
Auf den ersten Blick ist der Whisky etwas unscheinbar, verlangt Zeit, um ihn zu entdecken. Vielleicht sind Rotwein-Reifungen insgesamt zurückhaltender als die aus Fässern mit aufgesprittetem Süßwein. Zumindest ist es kein aufgesetztes Finish, wie aus manchem seasoned (gewürztem) Sherry-Fass.
Und nebenbei erwähnt: Bei Rotwein-Finish fürchte ich mich immer vor der schweflig-seifigen Note, die für mich alles zerstört und die andere scheinbar nicht schmecken (ist das wirklich so?). Hier ist sie überhaupt nicht vorhanden und ich mag diesen Whisky mit jedem Schluck etwas mehr und bedauere, dass er mit fast 140 € jenseits meiner Komfortzone liegt. Und nein, diesmal gefällt mir das Etikett überhaupt nicht. Dafür liebe ich das Etikett des Ledaig mit den Raben aus dem nächsten Tasting (was zum Glück alles völlig nebensächlich ist …)

Bruichladdich Distillery
founded: 1881 | Region: Islay
Owner: Rémy Cointreau
Capacity: 2.000.000 litres
Quelle: Ingvar Ronde, Malt Whisky Yearbook 2022
Eine Distillery mit allen Geschichten über Glanz und Elend der Whiskyindustrie. Nach etlichen Besitzerwechseln wird die Brennerei 1995, damals im Besitz von Whyte & Mackay, geschlossen. Und es beginnt eine der großen Geschichten des Whiskys.
2000 kauft Murray McDavid, der unabhängige Abfüller mit Mark Reynier als einem der Investoren, die Distillery. Reynier wird der Mastermind, der die Distillery mit Jim McEwan and the late Duncan McGillivray zu neuem Leben und Glanz erweckt und mit Wine Cask Finishes und Fassexperimenten die Whiskyszene aufmischt.
Bruichladdich wird zu einem Kreativpool und entwickelt mit dem rauchigen Port Charlotte und dem noch rauchigeren Octomore neue Spezifikationen. Aber Reynier ist nicht allein, es sind weitere Investoren an Bord. Und die lecken Blut als Rémy Cointreau die Distillery 2012 kaufen möchte und die damals unglaubliche Summe von 58 Mio. Pfund auf den Tisch legt.
Die Distillery geht an den Konzern, die Geeks trauern, Reynier ist nur sehr bedingt einverstanden. Zwei Jahre später investiert er sein Geld in eine stillgelegte Guinness-Brauerei in Waterford und setzt fortan viele der auf Islay entwickelten Ideen in Irland um.
Brühler Whiskyhaus
Das Brühler Whiskyhaus ist durchaus ein eigenständiger deutscher unabhängiger Abfüller. Marco Bonn hat eigene Fässer, die in Schottland lagern und die er individuell finisht und reift. Er ist also nicht nur auf Broker angewiesen, sondern kann auf eigenen Stock zurückgreifen. Das führt zu eigenständigen und interessanten Abfüllungen, die über eine verschworene Internet-Community schnell vergriffen sind und – sicherlich auch aufgrund der eigenständigen, manchmal provokativen Label – stark gehypt werden. Gute Abfüllungen!