Port Charlotte | SC: 01 | Cask Exploration Series

55,2%vol. | aged 9 years | Vintage 2012 | Distillery Bottling 2022 | Ex-Bourbon & Sherry Butts + Sauternes Finish

un-chillfiltered

chillfiltered

natural colour

coloured

un-peated

peated

cask strength

Single Cask

Die 2022er Ausgabe der Cask Exploration Series stammt aus Ex-Bourbon Casks und Sherry Butts, die in Sauternes Fässern nachgereift wurden. Der gelbe Goldton des Whiskys passt irgendwie zum Sauternes.

Nosing

Auch hier gelingt es, dem ruppigen Islay-Rauch den Hauch einer französischen Eleganz zu verleihen. Der Whisky ist kräftig in der Nase, kann gut ein paar Minuten atmen. Dann kommt der Rauch schön mineralisch, das Meer ist eher fern, es kommt der Duft eines warmen, reifen Getreidefelds. Dazu reife, saftige Nektarinen, deren Süße aber immer vom trockenen Rauch eingrenzt wird. Dies alles entfaltet sich auf einer Grundlage aus cremiger Vanille und leicht angebrannter Crème brûlée. Die Sherry Butts geben etwas mehr Tiefe, die dem manchmal klebrigen Sauternes-Charakter gut tut. Im Rauch schwingen ein paar Aspekte von glühenden Walnuss-Schalen (ok, habe ich noch nicht wirklich gerochen, stelle ich mir aber so vor).

Taste

Im Geschmack ist die ölige Süße des Sauternes mehr spürbar als tatsächlich zu schmecken. Und das ist gut, denn sie stört mich an vielen Sauternes Reifungen. Hier ist das ölige Mundgefühl wunderbar vom zartbitteren Rauch eingebettet. Da sind tropische Früchte, die über einem trocken rauchenden Feuer gegrillt werden, süße Mango und Pfirsiche mit Salbeiblättern und etwas Basilikum.

Finish

Der Nachklang ist lang anhaltend und entwickelt sich. Nach der mineralisch-trockenen Bitterkeit entfalten sich am Gaumen, dunkle Schokoladenaromen.

Conclusion

Ich mag Sauternes-Reifungen nicht. Sie sind mir oft zu klebrig und süß. Aber ich mag diesen Port Charlotte, der sich mit etwas Luft und ein paar Spritzern Wasser klomplex entwickelt und ein interessantes Wechselspiel zwischen Süße und herber Trockenheit aufbaut. Der Rauch ist dabei kräftig, hat aber eine schöne Eleganz. Das ist Islay an einem warmen, festlichen Sommerabend. Vielleicht war der PAC: 01 einen Hauch besser. Vielleicht liegt es das aber auch nur daran, dass ich Rotwein mag … Beides sind jedenfalls großartige Whiskys.
Port Charlotte | © Klaus Bölling, www.boelling.de

Bruichladdich Distillery

founded: 1881 | Region: Islay
Owner: Rémy Cointreau
Capacity: 2.000.000 litres

Quelle: Ingvar Ronde, Malt Whisky Yearbook 2022

Eine Distillery mit allen Geschichten über Glanz und Elend der Whiskyindustrie. Nach etlichen Besitzerwechseln wird die Brennerei 1995, damals im Besitz von Whyte & Mackay, geschlossen. Und es beginnt eine der großen Geschichten des Whiskys.

2000 kauft Murray McDavid, der unabhängige Abfüller mit Mark Reynier als einem der Investoren, die Distillery. Reynier wird der Mastermind, der die Distillery mit Jim McEwan and the late Duncan McGillivray zu neuem Leben und Glanz erweckt und mit Wine Cask Finishes und Fassexperimenten die Whiskyszene aufmischt.

Bruichladdich wird zu einem Kreativpool und entwickelt mit dem rauchigen Port Charlotte und dem noch rauchigeren Octomore neue Spezifikationen. Aber Reynier ist nicht allein, es sind weitere Investoren an Bord. Und die lecken Blut als Rémy Cointreau die Distillery 2012 kaufen möchte und die damals unglaubliche Summe von 58 Mio. Pfund auf den Tisch legt.

Die Distillery geht an den Konzern, die Geeks trauern, Reynier ist nur sehr bedingt einverstanden. Zwei Jahre später investiert er sein Geld in eine stillgelegte Guinness-Brauerei in Waterford und setzt fortan viele der auf Islay entwickelten Ideen in Irland um.