Port Charlotte | aged 10 years | Heavily Peated

50,0%vol. | bottled 2022 | Distillery Bottling

un-chillfiltered

chillfiltered

natural colour

coloured

un-peated

peated

cask strength

Single Cask

Dritter Tag Fèis Ìle und es geht von der Südküste ans Ufer von Loch Indaal zur Bruichladdich Distillery. Die stellt drei verschiedene Sorten her: unpeated Bruichladdich, heavily peated Port Charlotte und super heavily peated Octomore. Zum Fèis Ìle kommt hier der 10jährige Octomore, immerhin Ralfy’s Whisky of the Year 2023.

Port Charlotte 10, aged in Oak Casks, wer hätte es gedacht. So steht es auf dem Etikett – aber Bruichladdich setzt auf Transparenz und bietet auf der Website die fehlenden Informationen: Der Whisky wird aus schottischer Gerste produziert, ist mit 40 ppm heavily peated und reifte in 65% first fill American Whiskey casks, 10% second fill American Whiskey casks and 25% second fill French Wine Casks. Und er ist natürlich weder gefärbt noch kühlgefiltert und wurde mit 50%vol. abgefüllt. So soll guter Whisky sein.

Erhältlich ist er für 50 – 60 € – oder auf der Schottland-Fähre im Duty Free in der Literflasche für 50 €. Der reguläre Preis ist nicht günstig, aber man erhält ein transparentes, integeres Produkt. Und wenn er schmeckt, ist er seinen Preis allemal wert.

Nosing

Schon beim Eingießen ist der Rauch mächtig. Das ist heavily peated, das ist Islay, daran lässt der Port Charlotte keinen Zweifel. Kommt man mit der Nase näher ans Glas, wird der Rauch zunächst schwächer, es kommen fruchtigere Noten, vielleicht blitzen sogar die Weinfässer durch. Cremiges Karamell, ein paar weiße Pfirsiche und mit etwas mehr Abstand maritme Hafennoten. Er ist nicht stinkend oder qualmig – er ist aber auch nicht trockenaschig, die typische Spülsaum-Aromatik ist eingebunden in Karamell, Vanille und reifer Frucht..

Taste

Im Geschmack merkt man schon die Reife, die amerikanische Eiche gibt weiche Vanille-Aromen, die die Macht des Rauches eingrenzen. Die Aromen sind auf einem gedämpfteren Level als bei den exponierteren Cask Exploration Abfüllungen, bieten aber ein schönes Gesamterlebnis.

Finish

Im Nachklang spielt der Rauch dann noch seine schmutzigere Komponente aus und bleibt mit maritimem Karamell am Gaumen. Und zwar lange am Gaumen. Der beißt sich fest, wie man es von einem rauchigen Islay-Whisky erwartet und man freut sich auch später noch in den Wangentaschen ein paar Rauchspuren zu finden.

Conclusion

Das ist ein klassischer Islay-Whisky mit einem eigenen Charakter, mit eigener Identität. Und er gehört in das Whisky-Regal bei jedem Whisky-Nerd, der Rauch nicht grundsätzlich verachtet.

Der Port Charlotte 10 ist ein kräftiger Islay-Dram, der Rauch, Frucht und Karamell gut in Einklang bringt und den Whisky so zu einem All-Day-Dram für die Peat Heads macht. Das ist ein gut komponierter Whisky, der sein Geld wert ist. Ralfy hat diesen wunderbaren Whisky zu Recht zu seinem Whisky of the Years 2023 gemacht.

Ich habe ein Faible für Islay Whiskys – und es gibt zum Glück auch heute noch Islay Whiskys, die als Originalabfüllung aus einer der klassischen Brennereien kommen, die nicht überteuert sind, die gut erhältlich sind. Port Charlotte 10 ist ein solcher Klassiker.

Der Whisky aus der Bruichladdich Distillery überzeugt mit typischem Islay-Rauch, er hat ein Age Statement, ist ungefärbt, nicht kühlgefiltert. Und es ist ein leckerer Whisky. Klar, dass der in die Sammlung der Fifty Whiskys muss.

Port Ellen, Isle of Islay | © Klaus Bölling, www.boelling.de

Bruichladdich Distillery

founded: 1881 | Region: Islay
Owner: Rémy Cointreau
Capacity: 2.000.000 litres

Quelle: Ingvar Ronde, Malt Whisky Yearbook 2023

Eine Distillery mit allen Geschichten über Glanz und Elend der Whiskyindustrie. Nach etlichen Besitzerwechseln wird die Brennerei 1995, damals im Besitz von Whyte & Mackay, geschlossen. Und es beginnt eine der großen Geschichten des Whiskys.

2000 kauft Murray McDavid, der unabhängige Abfüller mit Mark Reynier als einem der Investoren, die Distillery. Reynier wird der Mastermind, der die Distillery mit Jim McEwan and the late Duncan McGillivray zu neuem Leben und Glanz erweckt und mit Wine Cask Finishes und Fassexperimenten die Whiskyszene aufmischt.

Bruichladdich wird zu einem Kreativpool und entwickelt mit dem rauchigen Port Charlotte und dem noch rauchigeren Octomore neue Spezifikationen. Aber Reynier ist nicht allein, es sind weitere Investoren an Bord. Und die lecken Blut als Rémy Cointreau die Distillery 2012 kaufen möchte und die damals unglaubliche Summe von 58 Mio. Pfund auf den Tisch legt.

Die Distillery geht an den Konzern, die Geeks trauern, Reynier ist nur sehr bedingt einverstanden. Zwei Jahre später investiert er sein Geld in eine stillgelegte Guinness-Brauerei in Waterford und setzt fortan viele der auf Islay entwickelten Ideen in Irland um.