Islay boomt | The Islay Festival - Fèis Ìle 2023

Wahrscheinlich ist die Zeit des The Islay Festivals – Fèis Ìle nicht unbedingt die beste Zeit, um die kleine, eigentlich beschauliche Insel der Inneren Hebriden zu besuchen. Mit den Fans und Nerds kommen auch die unangenehmen Zeitgenossen, die Festivalabfüllungen ergattern wollen, um diese sofort nach dem Kauf bei ebay einzustellen und für ein Vielfaches anzubieten. Und es sind einfach zu viele Menschen auf der Insel unterwegs. Aber es gibt ja genügend andere Tage im Jahr und Islay boomt nicht nur zur Festivalzeit, das 2023 vom 26. Mai – 3. Juni stattfindet.

Zur Zeit gibt es neun Malt Distilleries auf der Insel. Die Klassiker sind Bowmore und Bruichladdich am Loch Indaal, Caol Ila und Bunnahabhain an der manchmal Nordküste genannten nördlichen Ostküste und die drei Kildalton Distilleries Laphroaig, Lagavulin und Ardbeg an der Südküste. Dazu kam 2005 im Westen auf den Rhinns of Islay Kilchoman und 2018 drängte sich Ardnahoe zwischen Caol Ila und Bunnahabhain. Neun aktive Brennereien – das ist viel für eine Insel, deren Festlandanbindung und Versorgung auf die Fähren der notorisch mit Problemen behafteten Fährgesellschaft Calmac angewiesen ist.

Früher waren die rauchigen Insel-Whiskys eher ein Nischenprodukt für die echten Nerds und ein geringer Bestandteil der Blends. Inzwischen erfreuen sie sich immer größerer Beliebtheit, der Markt mit Islay Whisky  boomt. Und damit auch die Planung neuer Brennereien. Diageo hat Port Ellen reaktiviert, bzw. eine völlig neue Distillery am Standort der weitgehend demontierten Port Ellen Distillery  errichtet. Die Fertigstellung ist weit fortgeschritten. Die Kapazität der neuen Distillery mit je zwei Wash und Spirit Stills wird bei etwa 2,8 Mio Litern Alkohol liegen.

Quasi am anderen Ortsende von Port Ellen planen Elixir Distillery seit einigen Jahren die erste eigene Distillery des unabhängigen Abfüllers (2022 hat man in der Speyside die Tormore Distillery erworben). Die Brennerei ist jetzt im Bau, soll 2024 mit der Produktion beginnen und heißt Portintruan Distillery. Ihre Kapazität wird etwa 1 Mio. Liter betragen.

Portnahaven, Isle of Islay | © Klaus Bölling, www.boelling.de

Ende 2022 hat eine weitere Destillerie die Baugenehmigung erhalten. Auf einer Farm oberhalb von Port Charlotte soll die Ili Distillery entstehen, eher klein mit einer Kapazität von 200.000 Litern Alkohol. Weitere recht konkrete Pläne gibt es von den Islay Boys, die nicht nur die Islay Ales brauen, sondern auch als unabhängiger Abfüller aktiv sind. Sie planen den Neubau einer Brauerei und Brennerei in der Nähe des  Flughafens in Glenegedale. Die Brennerei soll Laggan Bay Distillery nach dem nahegelegenen Strand heißen. Nicht weiterverfolgt wurden bisher die seit längerem bestehenden Pläne von Bruichladdich, die Lochindaal Distillery in Port Charlotte, von der nur Lagerhäuser und Gebäudereste erhalten sind, wiederzubeleben.

Der Boom bringt Arbeitsplätze, hängt aber am Wohlergehen einer einzigen Sparte. Gerät der Whisky erneut in eine Krise wie in den 1980er Jahren, wird das zu einem Problem für die Insel, denn auch der Tourismus ist getrieben vom Whisky-Boom.

Problematisch ist auch die Infrastruktur der kleinen Insel mit schmalen Straßen und anfälligen Fährverbindungen, denn die Belieferung der Brennereien und der Abtransport des Whiskys müssen auf diesem Weg erfolgen. Auch die Versorgung mit Malz ist eine Herausforderung. Während die Brennereinen neu gebaut und  erweitert werden, wurden Pläne zu Erweiterung der Port Ellen Maltings von Diageo niemals umgesetzt. Jetzt hat der Konzern reagiert und die Verträge mit nicht zum Konzern gehörenden Distilleries gekündigt.  So soll die Versorgung von Caol Ila, Lagavulin und zukünftig Port Ellen gewährleistet werden. Aber was ist mit den anderen, die ihr Malz aus der einzigen Mälzerei auf der Insel erhalten haben? Außer Bruichladdich, deren Malz von Bairds bei Inverness kommt und die auch eigene Maltings auf Islay planen, sind das bisher alle Islay-Brennereien. Ihre Versorgung muss künftig vom Festland aus gesichert werden. 

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