Bowmore | aged 27 years | The Tasteful 8 - The Golden 20's

Single Malt Whisky

54,7%vol. | distilled 1989 | Pedro Ximenez Sherry Matured | Brühler Whiskyhaus

un-chillfiltered

chillfiltered

natural colour

coloured

un-peated

peated

cask strength

Single Cask

The Tasteful 8 ist eine Serie, die das Brühler Whiskyhaus in seiner Reihe ‚A Dream of Scotland‘ abfüllt. Die acht Whiskys werden in besonderen Tastings mit einem abgestimmten Gourmet-Menü vorgestellt und sind danach auch im Shop erhältlich. Ich habe nicht am Tasting teilgenommen, sondern bewerte die Whiskys einzeln anhand von gekauften Samples.

Der Bowmore wurde 1989 destilliert und in die Fässer gefüllt. D. h. bei einem Alter von 27 Jahren ist er 2016 abgefüllt worden. Es ist wohl so, das Marco Bonn die Abfüllung kaufen konnte, weil sie vom ursprünglichen Kunden nicht abgenommen wurde und irgendwo im Lager vergessen wurde. Natürlich ist ein Bowmore in diesem Alter etwas besonderes, in der Reihe The Tasteful 8 hat er 350 € gekostet und ist ausverkauft. Ob er getrunken wird? Wahrscheinlich eher selten …

Nosing

In der Nase kommt süßer Rauch, die Kombination aus Rauch und oxidiertem, süßen Sherry. Der Rauch ist aber recht verhalten, nach den Jahren haben sich die Raucharomen schon abgebaut und umgewandelt. Mit mehr Zeit im Glas entfaltet er sich weiter, der Rauch wird stärker. Es kommen aber auch bittere Aromen. Die Süße mischt sich mit Rauch und deutlichem Holz, es kommen Noten von warmen Waldhonig. Das Holz wirkt nicht alt, hat eher Aspekte von frisch gesägten Ästen.

Taste

Ok, schwierige Aromen bestimmen den Geschmack, Rauch, Holz, oxidierter Sherry. Da ist schon eine gewisse Süße, vielleicht auch wirklich etwas Veilchen-Pastillen, wie sie altem Bowmore nachgesagt werden (die mit Lakritz, die es früher in der Apotheke gab). Das Lakritz ist allerdings nicht süß, sondern eher bitter. So richtig kommen die Aromen aber nicht zusammen, es ergibt sich kein eleganter Gesamtgeschmack. Da ist bitterer Holzsaft, parfümiertes Lakritz, vielleicht ein paar alte Lavendelblüten. Trotz des Alters – vielleicht auch aufgrund des Alters – wirkt das auf mich unharmonisch. Da ist zuviel Holz, da ist zu viel Bitterkeit.

Finish

Der Whisky endet trocken, es bleibt eine Räuchernote, ungesüßtes Lakritz und es bleibt Holz und auch die Veilchen-Pastillen kommen durch. Aber eigentlich möchte ich den Geschmack dann wieder loswerden.

Conclusion

Das holzige Lakritz zeigt vielleicht das Alter, insgesamt ist der Geschmack aber nicht so, dass ich den Whisky wirklich mag. Auf der anderen Seite hat er einen Islay Charakter, der etwas rass ist. Uninteressant ist der Whisky nicht – mir schmeckt er aber nicht. Ich finde, er ist nicht gut gereift, das Holz ist zu stark, die bitterstoffe überdecken andere Aromen. Natürlich würde ich Whisky für 350 € ohnehin nicht kaufen. Diesen Bowmore würde ich aber auch gar nicht haben wollen, wenn er preislich im meiner Range läge.

Bowmore hatte wohl für einige Zeit in den 1980ern die Veilchen-Lakritz-Aromen. Manche sagen, es habe an einer Seife gelegen, die in der Wash Still zur Verringerung der Oberflächenspannung zugefügt wurde. Das war (ist?) gang und gäbe, sollte aber keinen Einfluss auf das Destillat haben, da die Rückstände im Pot Ale zurückbleiben. Vielleicht lag es auch an den verwendeten Hefen. Später wurden die Prozesse so verändert, dass diese Geschmacksnote nicht mehr auftrat. Hier ist sie noch deutlich vorhanden.

Glen Grant Garden, Rothes, Speyside | © Klaus Bölling, www.boelling.de

Bowmore Distillery

founded: 1779 | Region: Islay
Owner: Beam Suntory
Capacity: 2.150.000 litres

Quelle: Ingvar Ronde, Malt Whisky Yearbook 2024

Bowmore ist die älteste der aktiven Islay Distilleries. Wahrscheinlich war sie eine der Brennereien, die bereits früh in eigenem  Besitz und nicht von Pächtern oder gar schwarz betrieben wurde.

Wie bei vielen Islay Destillen wechseln die Besitzer öfter. In den 1960er Jahren geht sie an Stanley P. Morrisson und die Firma Morrisson-Bowmore entsteht. 1989 steigt der japanische Konzern Suntory mit 35% ein, 1994 übernimmt der Konzern die Kontrolle über Morrisson-Bowmore. 2014 übernimmt Suntory den amerikanischen Konzern Beam, zu dem bereits die Islay Distillery Laphroaig gehört. Somit hat Beam Suntory zwei der legendärsten Islay Distilleries untzer Kontrolle. Und somit produzieren zwei großartige Islay-Brennereien Industrie-Whisky – gefärbt, kühlgefiltert und marketinggetrieben.

Brühler Whiskyhaus

Das Brühler Whiskyhaus ist durchaus ein eigenständiger deutscher unabhängiger Abfüller. Marco Bonn hat eigene Fässer, die in Schottland lagern und die er individuell finisht und reift. Er ist also nicht nur auf Broker angewiesen, sondern kann auf eigenen Stock zurückgreifen. Das führt zu eigenständigen und interessanten Abfüllungen, die über eine verschworene Internet-Community schnell vergriffen sind und – sicherlich auch aufgrund der eigenständigen, manchmal provokativen Label – stark gehypt werden. Gute Abfüllungen!