A Dream of Scotland | The Tasteful 8 - Golden 20's
The Tasteful 8 ist eine Serie von acht Whiskys, die das Brühler Whiskyhaus in seiner Reihe ‚A Dream of Scotland‘ herausbringt. Die Whiskys werden zunächst in einer Reihe von Tastings im Rahmen eines hochwertigen Menüs vorgestellt und sind danach auch im Online-Shop des Whiskyhauses zu erwerben. Anders als andere Händler, die immer mal wieder Sonderabfüllungen von etablierten unabhängigen Abfüllern exklusiv für ihren Laden erhalten, agiert das Brühler Whiskyhaus selbst als unabhängiger Abfüller und verfügt über eigene Fässer, die in Schottland oder auch Deutschland lagern oder nachreifen.
Gegenüber anderen Abfüllern hat das Brühler Whiskyhaus den Vorteil einer großen Zahl von Fans und Kund:innen, die ihnen die Abfüllungen quasi aus der Hand reißen. Die Abfüllungen müssen nicht über diverse Geschäfte oder Händler verkauft werden. Ladengeschäft, Messeauftritte und Onlineshop reichen aus, um die zahlreichen Bottlings unter die Leute zu bringen. Das muss man erstmal schaffen! Heute kommt es nicht mehr zu den dramatischen Zusammenbrüchen der Server, wenn eine neue Abfüllung herauskommt. Trotzdem sind manchen Abfüllungen nach Stunden oder zumindest wenigen Tagen aus dem Shop verschwunden. Bei den Tasteful 8 ist das etwas anders, einige Abfüllungen sind auch etliche Wochen nach dem Erscheinen noch verfügbar. Acht auf einen Streich sind dann auch für die treuen Fans eine Herausforderung.
Ein wenig spiegelt die Achterserie die Problematik mit unabhängigen Abfüllern und speziell auch mit dem Brühler Whiskyhaus wieder. Fast vierzig Abfüllungen vom Brühler Whiskyhaus hatte ich in diesem Jahr als Sample. Dabei waren viele gute Sachen, dabei waren aber auch problematische Whiskys. So ist das auch bei den Tasteful 8. Whisky ist zunehmend teuer geworden – auch der des Brühler Whiskyhauses. Dabei gehört das Whiskyhaus nicht zu den Preistreibern, im Vergleich zum Wettbewerb sind die Preise fair. Es stellt sich halt generell die Frage, bin ich bereit, für eine Flasche Whisky, die ich trinken will, weit über 100 € auszugeben. Wie oft kann ich mir das leisten und vor allen: Was erwarte ich dann von dem Whisky. Und so gibt es bei den Tasteful 8 eben doch preisliche Problemfälle.
Da ist ein neunjähriger Staoisha für 94,90 €. Der Whisky ist jung, der Whisky reifte im Refill Butt – der Whisky ist allenfalls Mittelklasse. Unter der seltsamen Faustformel 10 € pro Jahr bei Single Cask Abfüllungen und einem kleinen Islay-Aufschlag mag das ein angemessener Preis sein. Immerhin liegt er unter der 100-€-Grenze. Für das gebotene Erlebnis sind es trotzdem 20 € zu viel.
Da ist ein 17jähriger Ledaig für 168,90 €. Auch da kann man objektiv wohl nicht meckern. Aber auch da gab es 15jährige für 20 € weniger, die wesentlich besser waren. Und über den geschmacklich dünnen, süßstoffsüßen North British Grain für 69,90 € will ich gar nicht noch mal reden.
Dann ist da noch der 27 Jahre alte Bowmore, der vergessen in irgendeinem Lager schlummerte. 345 € sind dafür ein Schnäppchen? Mag sein, wenn ich die Bottle flippen will, mag sein, wenn ich sie langfristig ins Regal stelle und auf eine spätere Auktion hoffe. Aber was passiert, wenn ich den Whisky trinken will? Ok, ich selbst trinke keinen Whisky für 345 €! Selbst als Sample wird das hier eine Ausnahme bleiben, die aber ganz interessant ist: Denn der Whisky schmeckt mir nicht. Ähh, das kann ja nicht sein: Das ist Bowmore, das ist alter Bowmore – das ist legendär. Der muss also schmecken. Vielleicht kann ich ihn nur nicht einschätzen. Aber eigentlich kann ich das – und dann bleibt das Ergebnis: Zu viel Holz, zu wenig Eleganz, zu viel seltsam parfümige Noten. Kurz: Der Whisky schmeckt mir nicht! Das ist sicherlich eine subjektive Einschätzung und natürlich wird es Menschen geben, die auch die seltsamen Noten für ein überragendes Erlebnis halten. Auf der anderen Seite gibt es aber sicherlich auch alt gereiften Bowmore, der die Erwartungen an einen solchen erfüllen würde – dieses Fass war es halt nicht.
Womit wir bei einem anderen Problem solcher Abfüllungen sind. Das Brühler Whiskyhaus hat eine Reihe von Fässern liegen, die alle sicherlich schon im Einkauf nicht günstig waren. Was tun, wenn ein Fass dabei ist, das mal nicht so zufriedenstellend reift? Wegwerfen dürfte keine Option sein. Da ist dann z. B. dieser Bruichladdich, auf den ich mich tatsächlich gefreut habe. Und der kommt aus einem schwefelverseuchten Fass. Und kostet 148,90 €. Ich habe nur 5 cl, kein Problem, wenn ich 3 cl davon in den Ausguss kippe. Wären es 68 von 70 cl und somit 144,65 €, würde ich das anders sehen.
Und so ist das Gesamtbild der Tasteful 8 durchaus schwierig. Aber es sind natürlich auch richtig gute Whiskys dabei. Miltonduff und Cigar Malt gefallen mir, das sind Whiskys, die gut gereift sind und Freude machen. Und den Williamson finde ich richtig gut – so stelle ich mir einen unabhängig abgefüllten Laphroaig vor. Staoisha und Ledaig sind gut, da hatte ich aber bessere Abfüllungen und in Relation zum Preis wird es dann schwierig. Der Bowmore ist nur etwas für Sammler oder die Nerds, die auf der Suche nach der legendären Veilchen-Pastillen-Note sind, die ich in einem Whisky nicht finden möchte. Und North British und Bruichladdich sind auf meiner Sicht ein Ausfall und eine Zumutung.
Das alles zeigt, ich sollte im nächsten Jahr besser auswählen, welche ADOS-Abfüllungen ich als Sample wirklich brauche. Aber woher soll ich vorher wissen, wo der Schwefel lauert?