All Good Things Come in Threes | Tormore is back

Tormore ist ein Brennerei, an der man im wahrsten Sinne kaum vorbei kommt. Wer über die A 9 in die Highlands reist und von dort weiter auf der A 95 vorbei an Grantown-on-Spey Richtung Charlestown of Aberlour fährt, kommt an der architektonisch außergewöhnlichen, erst 1958 gegründeten Brennerei, die nicht zu übersehen ist, vorbei. Die Gründer wollten in den 1950er Jahren eine besondere Distillery errichten und beauftragten den Architekten Sir Albert Richardson mit der Planung. Und tatsächlich ist ein Schmuckstück entstanden, dass die späteren Eigentümer, der Spirituosenriese Pernod Ricard, nicht zu würdigen wussten. Und so war der Anblick der etwas heruntergekommenen Distillery mit dem leeren, einst repräsentativen Wasserbecken auch ein Sinnbild für den Zustand der Whiskyindustrie.

All Good Things Come in Threes – aller guten Dinge sind Drei. Warum? Weil drei Whiskys besser sind als kein Whisky …

Aber da kann sich ja ändern. 2022 wurde die Distillery von Elixir Distillers, dem unabhängigen Abfüller der beiden Brüder Suhkinder und Rajbir Singh übernommen. Die hatten ihren Whiskyshop The Whisky Exchange an Pernod Ricard verkauft und bauen auf Islay die Portintruan Distillery. Auch das wird eine große Distillery. Es ist also davon auszugehen, dass die Brüder künftig auch jenseits der unabhängigen Abfüllungen ein deutliches Zeichen setzen wollen. Mit Tormore haben sie auf jeden Fall ein Schmuckstück übernommen.

Tormore Distillery, Speyside | © Klaus Bölling, www.boelling.de

Wie auch immer sie den Stil der Brennerei gestalten wollen – zunächst müssen sie mit den übernommenen Beständen umgehen. Wie das gehen kann, hat Billy Walker zunächst bei Glendronach und dann bei Glenallachie gezeigt. Aber vielleicht gehen die Singhs ja auch einen anderen Weg. Die aktuell vorgestellte Blueprint Serie setzt nicht auf massive, fassorientierte Nachreifungen, sondern auf ein fruchtbetontes Destillat und eher feine Fasseinflüsse.

Mich haben diese drei Blueprints überzeugt, weil sie einen anderen Weg gehen, vielleicht aufzeigen, wie moderner, unabhängiger Whisky jenseits des Konzernmarketings aussehen kann: Das Destillat rückt wieder in den Vordergrund und die guten Fässer unterstützen und fördern die vorhandenen Aromen, ohne sie zu übertünchen. Im Grunde ist das der Weg, den Brennereien wie Ardnamurchan an der Westküste oder die gleich benachbarte Speyside Distillery Ballindalloch gehen. Je weiter sich die Konzern-Brennereien von den Whiskytrinkern entfernen und auf Luxus, Marketing und Indien setzen, um so relevanter können Distilleries wie Tormore werden. Es gibt also keinen Grund, die Zukunft des Scotch Single Malts düster zu sehen: Elixir ist die Zukunft, Diageo die irrelevante Vergangenheit. Slàinte mhath!

Disclaimer: Die Samples für dieses Tasting wurden mir von Kirsch Import ohne weitere Verpflichtungen oder Erwartungen kostenfrei zur Verfügung gestellt, worüber ich mich sehr gefreut habe. Herzlichen Dank dafür!

All Good Things Come in Threes | Tormore is back

Die Einzeltastings werden hier in den nächsten Tagen jeweils um 18 Uhr online gehen.