All good things come in threes | Neun Quellen - ein Whisky

Deutscher Whisky ist für mich schwierig. Das hängt zum einen damit zusammen, dass Whisky und die schottische Landschaft für mich eine Einheit bilden, die ich so in Deutschland noch nicht finde. Das hängt zum anderen damit zusammen, dass deutscher Whisky im Gegensatz zum Single Malt Scotch Whisky, der sehr eng definiert ist, ein sehr vielfältiges Produkt ist. Was ja für den Whisky gut sein kann. Zumindest für alle, die nicht Scotch Single Malt Dogmatiker sind. Leider fürchte ich, ich bin ein solcher.

All Good Things Come in Threes – aller guten Dinge sind Drei. Warum? Weil drei Whiskys besser sind als kein Whisky …

Sorry – aber ich glaube nicht daran, dass aus einer Brennanlage, deren Destillat in einen Edelstahleimer tröpfelt, wirklicher Whisky kommt. Der Whisky, den ich mag, strömt im satten Strahl aus dem Condenser in den Spirit Safe. Und sicherlich macht es auch einen Unterschied, ob die Mash geläutert wird oder die Maische komplett vergoren wird. Und dann macht es sicherlich einen Unterschied, ob in Dunnage Warehouses oder in wärmeren Lagern unter Dachböden oder wo auch immer gelagert wird. 

Für dieses Tasting habe ich mir drei Whiskys von The Nine Springs ausgesucht. Mutig ist man dort in Worbis im Eichsfeld in Thüringen, dem Namen selbstbewusst das ‚The‘ voranzustellen. Aber immerhin sind hier ursprüngliche Brauer am Werk, d. h. es wird geläutert. Und sicherlich könnte man hier auch eine Verbindung zwischen Landschaft und Whisky herstellen. Allein – es gibt halt keine Whiskytradition in Deutschland.

© Klaus Bölling, www.boelling.de

Hier könnte man sie schaffen. Dann werden aber auf der Website der No. 9 Spirituosen Manufaktur nicht mal die (kleinen!) Brennblasen gezeigt und es geht auch um Brände, Liköre und Geiste. Sorry – der dogmatische Whisky-Nerd hasst alles davon. Mit der Whiskywelt Burg Scharfenstein setzt Nine Springs ein Zeichen für den Whisky – die Realität der Produktion trägt dem aber nicht Rechnung. Hier müsste man doch stärker auf die Verbindung zwischen Region, Brennerei in Kombination mit der Brauerei und dem Whisky als Hauptprodukt mit akzeptabler Menge zum akzeptablen Preis setzen. Das gelingt bisher nicht. Man ist eine Spirituosen Manufaktur. Das hat irgendwas mit Alkohol zu tun – aber die Nerds wollen Whisky.

Für mich ist das Problem klar definiert: Die schottischen Brennereien sind mit ihren schwarz bepilzten Dunnage Warehouses, den (im besten Fall) qualmenden Pagodendächern der Kilns und den Glasfronten, hinter denen amtliche Potstills stehen, klar erkennbar in die Landschaft integriert. Und sie haben ggf. sogar eine Tradition, die zu illegalen Distilleries vor dem Excise Act zurückreicht. Die deutschen Brennereien kommen vom Obstbrand oder vom Korn. Die einzige Brennerei mit amtlichen Stills ist St. Killian, die zur Zeit meiner Meinung nach eher an ihrem Fassmanagement scheitert, bei dem ich noch auf das Spanplattenfass als besonderem Gag warte.

Mein vorübergehendes Fazit: Bisher habe ich für mich noch nicht herausgefunden, warum ich für schlechteren Whisky deutlich mehr bezahlen soll, nur weil er aus Deutschland kommt. Aber ich bin eben auch ein elender Scotch Single Malt Dogmatiker!

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