Campbeltown boomt | Campbeltown Malts Festival 2023

Whisky Festivals sind Höhepunkte in vielen Regionen Schottlands. Besonders gehypt ist natürlich das Fèis Ìle auf Islay. Das beginnt ein paar Tagen. Auf dem Weg nach Islay muss man zum Fährhafen Kennacraig am Beginn der Kintyre Peninsula. Da liegt doch ein Abstecher nach Campbeltown nahe. Und deshalb beginnt drei Tage vor dem Fèis Ìle das Campbeltown Malts Festival. Drei Tage mit Whiskys aus den derzeit drei aktiven Campbeltown Distilleries.

Im letzten Jahr hatte ich zum Campbeltown Malts Festival nur Whiskys von Glen Scotia vorgestellt. Denn Springbank ist kaum erhältlich, kaum finanzierbar – da kann man schon mal die Lust auf diese Destillerie verlieren. Auf der anderen Seite ist es die Distillery, die so arbeitet, wie wir Nerds es uns wünschen: Alles wird vor Ort handwerklich gemacht, selbst gemälzt, gemaischt, vergoren, destilliert, gereift und abgefüllt, Stills, die zum Teil direktbefeuert werden, eine Sprit Still mit Worm Tubs, teilweise Dreifachdestillation – das muss guter Whisky werden und das wird guter Whisky. Und 2022 wurde Springbank erneut distillery of the Year bei den OSWAs.

Ebenfalls im Besitz von J & A Mitchell befindet sich die benachbarte Glengyle Distillery, die 2004 wiedereröffnet wurde, um mit drei erforderlichen Distilleries Campbeltown als eigenständige Whisky Region erhalten zu können. Ein wenig wird die Distillery nebenbei betrieben, denn sie wird von der Mannschaft von Springbank vor allem betrieben, wenn Springbank selbst Wartungspause hat. Hier könnte alos noch mehr Whisky produziert werden, was die Verfügbarkeit verbessern würde.

Glen Scotia hat seinen Ruf erst in den letzten Jahren wieder verbessern können – das aber mit Vehemenz. Die Distillery produziert ebenfalls den besonderen Campbeltown Style mit teilweise rauchigen und irgendwie schmutzigen Whiskys. Der besondere Campbeltown Funk, der die Whiskys aus der Hagfenstadt am Südende der Kintyre Halbinsel so einzigartig macht. Zum Campbeltown Malts Festival wird immer ein besonderer Whisky abgefüllt, der aber glücklicherweise im Anschluss auch auf dem europäischen Festland verfügbar ist.

Torfofen bei Springbank | © Klaus Bölling, www.boelling.de

Aber die drei Campbeltown Distilleries waren die längste Zeit unter sich. Neue Distilleries sind geplant, von vier Projekten ist die Rede. Darunter soll auch eine neue Distillery von J & A Mitchell sein. Zwei Planungen sind jedenfalls konkret und sollen bald starten:

R&B Distillers (Raasay und Borders) planen außerhalb der Stadt eine Farm Distillery, The Machrihanish Distillery auf der Dhurrie Farm. Aus eigener Bio-Gerste plant man hier die Produktion von jährlich 400.000 l Alkohol, der vor Ort reifen und in Flaschen gefüllt werden soll. Natürlich plant man nachhaltig mit Zero-CO₂ und ohne fossile Brennstoffe. Der Bau soll in diesem Jahr (2023) beginnen.

Das zweite konkrete Projekt ist die Dál Riata Distillery, die in Hafennähe in Campbeltown entstehen soll. Hinter dem Projekt stehen Iain Croucher (North Star Spirits Ltd.), Ronnie Grant (RB Grant Ltd ) und David Stirk (Früherer Gründer und Eigentümer von Creative Whiskey Co Ltd. und Autor von „The Distilleries of Campbeltown“). Auch hier soll lokales Getreide verwendet werden, das aus der Region um Dunadd Fort, einem zentralen Ort des alten Reichs Dál Riata im 6. und 7. Jahrhundert) auf das sich die Distillery mit ihrem Namen bezieht. Die Distillery soll eine Kapazität von 850.000 l Alkohol haben.

Die spannende Whiskyregion Campbeltown wird also weiter wachsen, auch wenn sie die ehemalige Zahl von über 30 Destillen sicherlich nicht mehr erreichen wird.

Nachtrag:

Und noch eine Planung ist berkannt geworden: Brave New Spirits möchten ebenfalls in der Nähe von Campbeltown, nicht weit von der Machrihanish Distillery entfernt bauen. Auf dem ehemaligen Gelände der Royal Air Force soll eine nachhaltige, CO₂ neutrale Distillery entstehen: Die Witchburn Distillery.

Campbeltown boomt | Campbeltown Malts Festival 2023