Longrow | Red | aged 11 years | bottled 2022

57,5%vol. | Tawny Port Cask Matured

un-chillfiltered

chillfiltered

natural colour

coloured

un-peated

peated

cask strength

Single Cask

Dritter Tag Campbeltown Malts Festival und es geht wieder hinüber, diesmal zu Springbank. Die rauchigen, zweifach destillierten Whiskys der Distillery heißen Longrow.

Im Springbank Universum gibt es die normal gehypten Flaschen, supergehypte Flaschen (also z. B. Springbank 15) und dann die Hyper-Hype-Flaschen wie Local Barley oder Longrow Red. Man hört, dass es sie geben soll, kaufen kann man sie als normaler Mensch meist nicht. Wenn alles gut läuft, kann man eine Flaschenteilung mitmachen und hat ein Fläschchen vom Stoff der Träume. Früher hatte ich mal geglaubt, so alle paar Jahre wird es mir schon gelingen, eine Flasche Longrow Red zu bekommen. Zumindest einmal vor vielen Jahren hat es geklappt. Und die 22er Abfüllung, die sieben Jahre in Bourbon Barrels und dann vier weitere Jahre in frischen Tawny Port Barrels reifte ist als Flaschenteilung hier. Ein dunkelrot-goldener Longrow Red auf den ich mich sehr freue, ein wunderbarer Whisky zum Wechsel vom Campbeltown Malts Festival auf die gegenüber liegende Isle of Islay zum Fèis Ìle. Zumindest im Glas und in der Phantasie …

Nosing

Schon in der ersten Nase erfüllt dieser Whisky meine Erwartungen, den muss ich eigentlich nicht mehr trinken (natürlich muss ich den trinken!). Da ist eine wunderbar süße Fruchtkomponente mit reifen Erdbeeren, Himbeeren und ein paar dunklen Brombeeren. Und dann kommt der maritime Rauch mit all den Noten vom warmen Strand in der Abendsonne. Das ist ein Duft, der die Phantasie anregt, das ist ein Sommerabend am Strand der Halbinsel Kintyre, die Wellen sind ausnahmsweise sanft und die Luft ist sonnenwarm, das Feuer aus Torfsoden und Kelpstängeln glimmt vor sich hin und es gibt Fruit Scones mit Strawberry Jam und clotted Cream.

Taste

Der alte Longrow Red in meinem Bestand, den ich hege und hüte, hat leider eine Schwefelkomponente, die mich stört. Dieser nicht! Der legt sich wie Öl auf die Zunge und entfaltet dann seine Kraft, lässt den Alkohol etwas spüren, die clotted Cream ist da, die süßen Beeren und dann kommt der Rauch und erinnert daran, dass wir ander Westküste sind, der Atlantic wild sein kann aber eben auch warm und schmeichelnd. Aber immer mit der Vorahnung des Sturms. Zu den Beeren kommt noch Nougatcreme mit echtem Kakao, cremiges Malz, das leicht angekokelt ist, ein Hauch Lakritz ohne Salmiak – wundervoll.

Finish

Es bleibt ein holziger Rauch mit maritimer Note, der aber immer mit einer süßen Komponente von Erdbeermarmelade und Himbeeregelee unterlegt ist, dabei aber nicht zu süß wird, weil Holz, Rauch und Malz herbe Kontraste bieten.

Conclusion

Springbank ist die Distillery of the Year 2021 und 2022 bei den OSWAs, eine Distillery, die vieles richtig macht, der aber auch nicht alles gelingt. Aber wenn etwas gelingt, wird es großartig. Und dieser Longrow Red ist gelungen. Das wäre der Whisky für die besonderen Momente, der Whisky, der ganz hinten im Regal steht und nur für besondere Menschen hervorgeholt wird. Oder für die Momente, die man auch ohen andere Menschen genießen möchte. Das ist ein Sample, das gut eingeteilt werden muss … Oder es gibt mal eine Chance bei der Auktion. Das ist ein würdiger Campbeltown Whisky für den Wechsel zum Fèis Ìle – aber welcher Whisky auf Islay kann hier mithalten?
Spirit Safe, Springbank Distillery | © Klaus Bölling, www.boelling.de

The Online Scotch Whisky Awards:

Best Distillery 2021 | Best Distillery 2022

Springbank Distillery

founded: 1828 | Region: Campbeltown
Owner: Springbank Distillers (J & A Mitchell)
Capacity: 750.000 litres

Quelle: Ingvar Ronde, Malt Whisky Yearbook 2023

Springbank liegt in Campbeltown auf der Halbinsel Kintyre. Hier gab es einst über 30 Distillerys – heute sind Springbank und Glengyle (die zur gleichen Besitzerfamilie gehören) und Glen Scotia geblieben. Aktuell planen J & A Mitchell eine weitere Distillery.

Springbank produziert drei Marken: Longrow ist stark getorft und zweifach destilliert, Springbank lightly peated und zweieinhalbmal destilliert, Hazelburn ungetorft und dreimal destilliert. Direkt auf dem Nachbargrundstück betreibt man die Glengyle Distillery, die ihre Whiskys unter der Marke Kilkerran produziert.

Springbank macht alles so, wie wir Nerds es lieben: Keine Färbung, keine Kühlfilterung, Handarbeit ohne Automatisierung, beschäftigt werden die Menschen aus der Region, das Malz wird auf eigenen Malzböden produziert, gelagert und abgefüllt wird vor Ort. So sind unsere romantischen Träume von Whisky, hier werden sie Realität.

Die Kehrseite: Natürlich werden diese Whiskys gehypt und gesammelt – das Angebot ist zu knapp, die Preise steigen, die ‚Investoren‘ wittern ihre Chance. Und alle, die diese Whiskys einfach genießen wollen, können oder wollen sie sich nicht mehr leisten. Schade um diesen guten Stoff.