Springbank | 2011 - 2022 | Local Barley

55,1%vol. | aged 11 years | 55% Sherry, 35 % Bourbon, 10 % Rum | Belgravia Barley from Glencraigs Farm

un-chillfiltered

chillfiltered

natural colour

coloured

un-peated

peated

cask strength

Single Cask

Der aktuelle Local Barley aus dem Jahr 2022 ist 11 Jahre alt und stammt immerhin zu 55% aus ex-Sherry Fässern. Er ist relativ normal goldfarben, sieht aber mehr nach ex-Bourbon aus. Eigentlich macht Springbank ganz normale, unaufgeregte Whiskys, das Gegenteil der aufgepimpten Monster. Deshalb mögen ihn die Nerds – und was die Nerds mögen, erkennen die Investoren als gutes Investment, das sich die Nerds dann nicht mehr leisten können. Der Kapitalismus ist eine Pest!

Nosing

Im Nosing ist er deutlich als Campbeltown Whisky erkennbar. Er ist nicht auf den ersten Eindruck rauchig, der Rauch ist aber eindeutig Bestandteil dessen, was als besonderer Campbeltown Funk erkennbar ist. Dieser Geruch ist einzigartig. Hier ist nicht der Sherry im Vordergrund, der Whisky ist fruchtig mit reifen Birnen, erdigem Möhrensaft etwas Ananas. Und dann kommt im Hintergrund ein maritimer Spülsaumaspekt mit Noten aus dem Hafen von Campbeltown.

Taste

Springbank hat einen einzigartigen Geschmack – den hat auch dieser Local Barley. Der Whisky ist auch im Geschmack nicht vordergründig rauchig, es dauert etwas, bis man den mineralisch, kalkigen Grundcharakter als Rauch enttarnt. Es ist auch eher Asche als Rauch, Asche mit Muschelschalen und verbranntem Seetang (so würde ich mir das zumindest vorstellen). Dazu kommt als Grundlage ein Vanillepudding mit leicht angegorenen Galia-Melonen (ok, Assoziationen sind manchmal wild, aber genau an die denke ich gerade …). Da ist auch ein weißer Pfirsich, der in die Asche vom Lagerfeuer am Strand gefallen ist. Der Alkohol ist kräftig, brennt aber nicht, sondern gibt dem Whisky Kraft. Etwas Wasser kann er aber auf jeden Fall gut vertragen.

Finish

Der Campbeltown Funk bleibt am Gaumen, die maritime Asche. Dazu kommt eine Note aus angebranntem Karamell und dunklem Malz.

Conclusion

Das ist ein außergewöhnlicher Whisky, der sicherlich nicht auf den ersten Schluck überzeugt – aber dann möchte man auf jeden Fall eine Flasche haben. Es ist wirklich schade, dass dies wohl ein Wunschtraum bleiben wird. Das ist ein grandioser Whisky, der rau, maritim und einzigartig ist.
Mull of Kintyre | © Klaus Bölling, www.boelling.de

The Online Scotch Whisky Awards:

Best Distillery 2021 | Best Distillery 2022

Springbank Distillery

founded: 1828 | Region: Campbeltown
Owner: Springbank Distillers (J & A Mitchell)
Capacity: 750.000 litres

Quelle: Ingvar Ronde, Malt Whisky Yearbook 2023

Springbank liegt in Campbeltown auf der Halbinsel Kintyre. Hier gab es einst über 30 Distillerys – heute sind Springbank und Glengyle (die zur gleichen Besitzerfamilie gehören) und Glen Scotia geblieben.

Springbank produziert drei Marken: Longrow ist stark getorft und zweifach destilliert, Springbank lightly peated und zweieinhalbmal destilliert, Hazelburn ungetorft und dreimal destilliert. Direkt auf dem Nachbargrundstück betreibt man die Glengyle Distillery, die ihre Whiskys unter der Marke Kilkerran produziert.

Springbank macht alles so, wie wir Nerds es lieben: Keine Färbung, keine Kühlfilterung, Handarbeit ohne Automatisierung, beschäftigt werden die Menschen aus der Region, das Malz wird auf eigenen Malzböden produziert, gelagert und abgefüllt wird vor Ort. So sind unsere romantischen Träume von Whisky, hier werden sie Realität.

Die Kehrseite: Natürlich werden diese Whiskys gehypt und gesammelt – das Angebot ist zu knapp, die Preise steigen, die ‚Investoren‘ wittern ihre Chance. Und viele, die diese Whiskys einfach genießen wollen, können oder wollen sie sich nicht mehr leisten. Schade um diesen guten Stoff.