Springbank | aged 15 years | 2021 Bottling

46,0%vol. | uncoloured, un-chillfiltered | peated

Es ist keine gute Zeit für Springbank. Die Releases sind so stark nachgefragt, dass sie  – kaum erschienen – schon ausverkauft oder unter der Ladentheke verschwunden sind. Und die Preise sind im Bereich Wucher und Betrug angesiedelt – obwohl die Ausgabepreise der Distillery ziemlich normal sein sollen. Hier wird also gehypt und abgezockt. Und die Qualität? Im Campbeltown Blind Tasting verheerend. Und nun im Double Blind Whisky Tasting Peated Regionen? Verheerend! Kann das wirklich sein?

Nosing

Ok, Springbank ist kein einfacher Whisky und viel seiner Faszination kommt aus den Legenden um die ursprüngliche, handwerkliche Produktionsweise der Distillery. Da möchte man auch das Besondere riechen und schmecken, was doppelt blind natürlich schwierig wird. An der Nase kommen Früchte, Pflaumen, hell, etwas Säure. Der Rauch ist dezent, Campbeltown Funk nicht vorhanden. Es kommen modrige Töne, leicht gärende Schimmelfrucht, die aber wieder verfliegt.

Insgesamt bleibt dann eine eigentlich schöne Fruchtigkeit mit ein paar Ecken und Kanten, die vom Rauch kommen, der manchmal aufblitzt und an der Nase vorbei weht. Blind war er schlecht und nicht identifizierbar. Wissend was es ist: Ja, das könnte ein Springbank sein. Und ich habe Lust, ihn zu probieren. Strange!

Taste

Auf der Zunge: Ja, Springbank. Nicht umwerfend, der schimmlige Gammelfass-Aspekt ist auch vorhanden. Mag sein, dass da was schiefgelaufen ist … Die Früchte sind nicht schlecht – aber er baut schnell ab und dann kommen pelzige Modernoten. Überzeugend ist das nicht. Schade!

Meine Abfüllung aus dem Jahr 2018 bietet dagegen wirklich mehr rote Fruchtaromen, hat auch den Springbank Funk, den man mögen muss, endet aber mit genau dem maritimen Moder, den wir an Springbank so lieben und schätzen. Beim 2021er ist dieser Moder bitter und schimmelig.

Inzwischen bin ich sicher, dass es sich um ein Sample aus einer Flasche mit Korkschmecker gehandelt hat, die Moder-Aromen habe ich so bei keiner später verkosteten Springbank 15 Jahrgang wiedergefunden.

Finish

Der Nachklang enttäuscht. Klar, wenn man es weiß, sind die Springbank Aromen da. Aber sie sind zu feucht, modrig und pappig, sie gammeln nicht interessant, sondern bitter. Und die Modernote bleibt dann tatsächlich ungut am Gaumen.

Conclusion

Immerhin wollen die Händler für diesen Whisky inzwischen 120 € – also die moderaten Abzocker unter ihnen. Die anderen verlangen auch gerne mal 150 € und mehr. Müssen wir uns darüber aufregen? Ja, müssen wir und diese Händler auf Ewigkeit meiden, blockieren, boykottieren!

Und der Whisky? Springbank kommt nicht gut durch die Corona Krise. In diesem Whisky wurde ein modriges Fass untergemischt. Oder war das hier ein Sample aus einer Flasche mit Korkschmecker? Blind habe ich den Whisky auf den letzten Platz gesetzt. Wissend was es ist, bleibt er dort!

Da ich inzwischen denke, dass es sich um eine Flasche mit Korkschmecker handelte und ich diese Moderaromen in später verkosteten Jahrgängen zum Glück nicht wiedergefunden habe, nehme ich die Bewertung heraus.

WhiskyJason Double Blind Whisky Tasting Peated Regionen

Springbank 15 (2021) gehörte zum Tasting Flight der Peated Regionen am 08. Januar 2022.

Peat (Isle of Lewis, Outer Hebrides) | © Klaus Bölling, www.boelling.de

Springbank Distillery

founded: 1828 | Region: Campbeltown
Owner: Springbank Distillers (J & A Mitchell)
Capacity: 750.000 litres

Quelle: Ingvar Ronde, Malt Whisky Yearbook 2021

Springbank liegt in Campbeltown auf der Halbinsel Kintyre. Hier gab es einst über 30 Distillerys – heute sind Springbank und Glengyle (die zur gleichen Besitzerfamilie gehören) und Glen Scotia geblieben. Aktuell planen J & A Mitchell eine weitere Distillery.

Springbank produziert drei Marken: Longrow ist stark georft und zweifach destilliert, Springbank lightly peated und zweieinhalbmal destilliert, Hazelburn ungetorft und dreimal destilliert.Direkt auf dem Nachbargrundstück betreibt man die Glengyle Distillery, die ihre Whiskys unter der Marke Kilkerran produziert.

Springbank macht alles so, wie wir Nerds es lieben: Keine Färbung, keine Kühlfilterung, Handarbeit ohne Automatisierung, beschäftigt werden die Menschen aus der Region, das Malz wird auf eigenen Malzböden produziert, gelagert und abgefüllt wird vor Ort. So sind unsere romantischen Träume von Whisky, hier werden sie Realität.

Die Kehrseite: Natürlich werden diese Whiskys gehypt und gesammelt – das Angebot ist zu knapp, die Preise steigen, die ‚Investoren‘ wittern ihre Chance. Und alle, die diese Whiskys einfach genießen wollen, können oder wollen sie sich nicht mehr leisten. Schade um diesen guten Stoff.

Bei den OSWAs, den Online Scotch Whisky Awards, die von den Vloggern Ralfy (ralfy.com) und Roy (aqvavitae.com) ins Leben gerufen wurden, ist Springbank 2021 zur ‚Best Distillery 2021‘ gewählt worden.

https://www.oswa.co.uk/