Whisky for Two | Deanston - Weinfinishes und Schwefelmonster

Whisky for Two – zwei Whiskys, getastet an zwei aufeinander folgenden Tagen und ein paar Gedanken über das Tasting hinaus.

Zwei im Rotweinfass gefinshte Deanstons, die recht unterschiedlich sind. Zum einen das originale, 10jährige Distillery Bottling mit Bordeaux Red Wine Cask Finish, zum anderen ein 11jähriger Deanston mit Merlot Finish von einem neuen unabhängigen Abfüller. Und welcher ist das Schwefelmonster?

Deanston ist eine gut verfügbare Highland Distillery, die sowohl in  der Core Range als auch bei den unabhängigen Abfüllern vielfältig vertreten ist. Dabei sind meine bisherigen Erfahrungen mit der Core Range ambivalent. Ich hatte einen kaum genießbaren 20jährigen, der meiner Meinung nach schwefelvereucht war und einen wunderbaren 18jährigen.

Nun also zwei Deanston, die Gemeinsamkeiten und einen großen Unterschied haben. Beides sind Rotweinfinishings. Weinfässer werden in  der Whiskyindustrie immer beliebter, seit sie Anfang der 2000er Jahre von Mark Reynier in Bruichladdich zur Nachreifung verwendet wurden. Reynier hat seine Wurzeln in der Weinindustrie und bewiesen, dass nicht nur Süß- oder Starkweinfässer dem Whisky interessante Aspekte verleihen können. Aber Weinfässer haben ein Problem: Um die Bildung von Essigbakterien und anderen unerwünschten Mikroorganismen oder Pilzen zu verhindern, werden sie nach der Entleerung des Weins ausgeschwefelt. Dies geschieht mit Schwefelschnitten, die entzündet und in die Fässer gehängt werden. Dabei entsteht Schwefeldioxid, das einen desinfizierenden Effekt hat. Leider aber auch einen beißenden Geruch und Geschmack, der in die Holzporen eindringt.

Es soll Menschen geben, die diesen Geschmack nicht wahrnehmen und schwefelblind sind. Die Glücklichen. Leider gehöre ich nicht dazu und der Schwefel hat mir schon den Genuss etlicher Whiskys vergällt. Meiner Meinung nach handelt es sich um ein eindeutiges Fehlaroma und es ist für mich nicht nachvollziehbar, warum diese Whiskys auf den Markt gebracht werden. So wie ein schlechter Kork dem Wein keine schön schmutzigen und komplexen Aromen hinzufügt, tut dies das Schwefelfass nicht beim Whisky. Leichte Schwefelaromen mag ein aromenstarker Whisky integrieren können – der 10jährige Deanston aus der Core Range konnte es nicht und ist ungenießbar – zumindest das von mir probierte Batch.

Es mag durchaus Schwefelnoten geben, die einen Whisky bereichern. Die stammen aber meiner Meinung nach nicht aus den ausgeschwefelten Fass, sondern aus der Gärung oder der Destillation z. B. mit einer Kondensation in Worm Tubs mit geringerem katalytischen Kupferkontakt. Weine mit Korkschmecker kann man zurückgeben – das sollte auch mit Whiskys mit Schwefelschmecker möglich sein. Und während die Fehlaromen beim Wein erst nach der Abfüllung entstehen, hätte man beim Whisky die Chance, sie vorher zu vermeiden. Ich empfinde es als Zumutung, dass diese schwefellastigen Whiskys auf den Markt gebracht werden. Jeder Abfüller sollte es sich zur Aufgabe machen, Blender:innen zu beschäftigen, die schwefelsensibel sind und diese Fehlaromen herausschmecken können.

Glen Etive, Highlands | © Klaus Bölling, www.boelling.de

Das Weinfässer  nicht zwangsläufig zu Schwefellurken führen müssen, zeigt der Deanston des neuen unabhängien Abfüllers Brave New Spirits. Er wurde im 1st fill Merlot Fass gefinisht, das sicherlich nach seiner Entleerung ebenfalls konserviert wurde. Hat man hier vauf Schwefel verzichtet und das Fass vielleicht gekühlt aufbewahrt? Hat man die Schwefelreste sorgfältig ausgespült, bevor ds Fass mit dem Whisky befüllt wurde?  Wie auch immer – hier schmecke ich Merlotwein-Aromen und keinen Schwefel.

Whisky for Two | Deanston - zwei Weinfinishes