Deanston | aged 18 years | Distillery Bottling

Bourbon Cask Finish | 46,3%vol. | un-chillfiltered

un-chillfiltered

chillfiltered

natural colour

coloured

un-peated

peated

cask strength

Deanston ist keine spektakuläre Distillery, etwas oberhalb von Stirling liegt sie in den Highlands, die man aber eigentlich auch erst ab Perth ernstnehmen möchte. Von beiden Küsten ist sie ungefähr gleich weit entfernt. Jahrhundertelange Tradition? 1965 umgebaute Textilfabrik. Das klingt nach Langeweile, was vielleicht gar nicht schlecht ist, wenn es die Distillery vor dem Hype bewahrt. Dieser Whisky ist 18 Jahre alt, es ist noch die alte Abfüllung vor dem Designwechsel. Nicht kühlgefiltert, hoffentlich nicht gefärbt, gereift in Refill Bourbon Casks, gefinisht in 1st fill Bourbon. Das klingt nach … – nein, einfach probieren.

Nosing

An der Nase ist der Whisky nicht aufdringlich aber selbstbewusst. Da sind Früchte, da ist Puderzucker, kräftige Vanille und dann wird es nicht süß und langweilig, sondern es kommt eine frische säuerliche Fruchtnote von fast reifen Renekloden, die dem Whisky Pepp gibt. Die 18 Jahre präsentieren sich nicht durch altes Holz oder Muff, sondern durch gelbe Früchte und Vanille. Und die Birnen sind hier reif und saftig mit genügend Säure und Kraft. Da vermisst doch niemand irgendeinen lumpigen Sherry, der zuvor durch die Fässer geschwenkt wurde.

Taste

Und so ist es dann auch im Geschmack. Der Whisky ist reif, rund und alles andere als langweilig. Kein altes Holz, dafür kräftige Vanille, die sich zu einem schönen Fruchtcocktail mit reifen Äpfeln und Birnen und einer guten Püortion tiefroter Himbeeren gesellt und dann kommen die Holzaromen, geben Kraft und Tiefe. Da sind rote Weingummis (I know, die tauchen oft auf – aber ich habe ein Faible für Bassett’s Winegums, die nicht so quietschsüß und überaromatisiert sind …) mit ausreichend Säure, die einige Zeit an der Luft auf guten Eichebohlen lagen. Mit 46,3%vol. Burn Stewart Standadstärke hat der Whisky genau die richtige Trinkstärke, bei der die Aromen sich entfalten können.

Finish

Ein schönes Finish mit Vanille, angenehmer Eiche und Nachklängen reifer Früchte und reifer, roter Beeren.

Conclusion

Ein zwei Jahre älterer Deanston mit Oloroso Finish hat mich total enttäuscht, er war schweflig, überteuert und hat keinen Spaß gemacht. Dieser Deanston ist das Gegenteil: Er ist lecker, noch immer für die Hälfte des Preises der Schwefellurke erhältlich und definitiv lecker. Langeweile? Keine Sekunde!

Wir hecheln immer dem dunkelsten, reifsten Whisky nach und trinken uns dabei durch Unmengen beißender Schwefelwhiskys oder Hyper-Whiskys, die schmecken wie die süßen Hustensäfte unserer Kindheit. Die hatten wir damals doch zurecht gehasst, was ist da los?

Dieser Deanston bietet schöne Aromen, gute Reife, ordentliches Holz, hat genug Komplexität zum Riechen und Schmecken, lässt sich gut trinken und ist auch mit 18 Jahren 2022 noch finanzierbar. Thumbs up!

© Klaus Bölling, www.boelling.de

Deanston Distillery

founded: 1965 | Region: Highlands
Owner: Burn Stewart Distillers (Distell International Ltd.)
Capacity: 3.000.000 litres

Quelle: Ingvar Ronde, Malt Whisky Yearbook 2022

Deanston ist eine junge Brennerei. Sie wurde erst 1965 in den Gebäuden einer alten Weberei, die aufgrund der Umwälzungen auf dem Textilmarkt die Produktion aufgeben musste. Die Distillery produzierte zunächst vornehmlich für die Blend-Industrie.

1982 schloss die Destillerie in der Whiskykrise bis 1991.  1990 ging sie über an Burn Stewart und mit diesen erst an einen Finanzinvestor und 2013 an die südafrikanische Distell Group.

Neben vielfältigen Abfüllungen unabhängiger Bottler baut Burn Stewart eine interessante Core Range auf, die immer mehr Anerkennung findet.