Cigar Malt | aged 17 years | A Dream of Scotland

54,3%vol. | 1st Fill Oloroso & PX Sherry Cask matured | Forth Edition​ bottled 2021

Ein Cigar Malt – ich bin Nichtraucher. Was soll ich also mit diesem Whisky? Whisky genießen und Rauchen passen doch eigentlich auch nicht zusammen, denn Rauchen verhunzt unseren Geschmack. Auf der anderen Seite finden wir ja gerade in den Sherry-Whiskys immer wieder Tabaknoten und Aromen, die zu einer Zigarre passen. Also dann: Passt der Cigar Malt auch für Nichtraucher? Er ist satte 17 Jahre alt und hat einen wunderbaren roten Kupferton und stammt aus einer nicht genannten Distillery.

Nosing

Eine Zeit lang habe ich mal Zigarre geraucht und das sehr genossen – auch zu einem Glas Whisky. Aber Rauchen ist nun mal total unvernünftig. Also bleibt der Whisky. Und ja, ein wenig erinnern die Aromen des Cigar Malts auch an den Duft der noch nicht entzündeten Zigarre mit den würzigen Tabakaromen. Auf jeden Fall sind hier kräftige Sherryaromen im Vordergrund, die nicht nur an Tabak erinnern, sondern sicherlich auf gut gegen diesen ankommen können.

Süße ist da, oxidierter Sherry – so sind die Erwartungen an einen Cigar Malt – dieser erfüllt sie. Aber die schweren, süßen Aromen von trockener Pflaume, Dattel und Feige sind sehr vordergründig. Dazu kommen würzige Aromen von Liebstöckel und Estragon. Leider schleichen sich auch die Aromen billiger Bonbons mit klebrig-flüssiger Füllung ein.

Taste

Auch im Geschmack sind die Aromen süß und kräftig. Das ist typisch für die ADOS Abfüllungen. Der Geschmack hat wieder viele süße Trockenfrüchte, etwas Nussschale aber ohne Bitterkeit. Auch die würzigen Aromen sind nicht sehr dominant. Frische Früchte oder Zitrusfrüchte bleiben im Hintergrund – Dattel, Feige, wenig Aprikose, Säure fehlt. Auch der Einfluss des Holzes hält sich sehr im Hintergrund.

Finish

Im Nachklang kommt etwas Holz – es ist aber nicht deutlich und es ist nicht ausreichend, um gegen die Süße der Trockenfrüchte anzukommen. So bleibt der Nachklang aber eher schwach und könnte gegen Zigarrenrauch kaum standhalten.

Conclusion

Es ist einer der Whiskys vom Brühler Whiskyhaus, deren Schwerpunkt in der Süße liegt. Das könnte fast ein Likör sein. Der Whisky ist dadurch sehr süffig und ideal für die Teatime mit süßem Gebäck oder wegen mir auch für die Zigarre im tiefen Ledersessel. Es fehlen aber die Komplexität, die Tiefe und die gegenseitige Beeinflussung und Stärkung der Aromen.

Der Whisky ist süffig. Das allein ist aber am Ende nicht ausreichend für einen anhaltenden Genuss.
Hier steht das süße Fass im Mittelpunkt und nicht das Destillat. Das schmeckt nicht schlecht und macht manchmal Spaß – ist aber auch das Probleme der ADOS-Abfüllungen, die manchmal zu vordergründig süß, pudrig und eindimensional sind. Das ist was für die Freund:innen süßer Dessertweine ohne trockene Komponenten. Aber für 17 Jahre vergibt der Whisky zu viele Chancen, wirklich interessant zu werden.

 

Blair Castle, Blair Atholl, Highlands | © Klaus Bölling, www.boelling.de

Brühler Whiskyhaus

Das Brühler Whiskyhaus ist durchaus ein eigenständiger deutscher unabhängiger Abfüller. Marco Bonn hat eigene Fässer, die in Schottland lagern und die er individuell finisht und reift. Er ist also nicht nur auf Broker angewiesen, sondern kann auf eigenen Stock zurückgreifen. Das führt zu eigenständigen und interessanten Abfüllungen, die über eine verschworene Internet-Community schnell vergriffen sind und – sicherlich auch aufgrund der eigenständigen, manchmal provokativen Label – stark gehypt werden. Gute Abfüllungen!