Whisky Week | Highland Park | Classic of Orkney
Highland Park ist nicht die einzige Distillery auf den Orkney Inseln – aber es ist eine Brennerei, die einen eigenen Stil für Orkney Whisky geprägt hat. So wie der Archipel aus rund 70 – zum Teil recht kleinen und unbewohnten – Inseln in der Geschichte eher nordisch als schottisch geprägt war, unterscheidet sich auch der Whisky von dem der Highlands und der Westküste. Er ist maritim, hat aber durch den leichten Torf einen eleganteren, eigenständigen Charakter.
Highland Park legt Wert auf den eigenen, aus dem Hobbister Moor auf Orkney Mainland stammenden Torf, mit dem ein Teil des verwendeten Malzes in der Distillery selbst hergestellt wird. Der Torf unterscheidet sich in der Qualität vom Peat auf Mainland Scotland, da Orkney immer weitgehend baumlos war. Moos und Heidekraut sind daher wichtige Komponenten des Peats und bringen ein besonderes Aroma. So entsteht ein lightly peated Whisky, der zum großen Teil in seasoned Sherry-Fässern reift und einen oftmals gut wiedererkennbaren Charakter entwickelt. Das ist schon ein eigener Orkney-Style.
Es werden andere Brennereien auf den Inseln entstehen, einige Craft Distilleries haben bereits mit der Produktion begonnen. Wir werden sehen, ob sie am Markt erscheinen und den Style aufgreifen. Ach so, da ist ja auch noch Scapa. Die haben einen spektakulären neuen Tasting Room mit Blick auf Scapa Flow eröffnet. Wenn sie jetzt noch spektakulären Whisky herstellen, der mein Interesse wecken kann, werde ich auch den mal probieren. Bisher war das leider nicht der Fall – und so ist Highland Park für mich der klassische Orkney Whisky.
Im Grunde benötigt Highland Park auch gar keine Wikingergeschichten – die Geschichte der Brennerei gibt genug obskuren Stoff für Geschichten. Natürlich liegen auch die Wurzeln der Highland Park Distillery in der Zeit der Illicit Stills und des Schmuggels. Als Gründer der Distillery gilt Magnus Eunson, ok, natürlich hat auch er Wikinger als Vorfahren, ein Kirchenbeamter, der diesen Job aber wohl vor allem wahrnahm, um nachts gebrannten Schnaps unter der Kanzel vor den Steuerbeamten verstecken zu können. Alfred Barnard erzählt in seinem wunderbaren Buch ‚The Whisky Distilleries of the United Kingdom‘ die Anekdote, dass Eunson eines Tages von einer geplanten Durchsuchung der Kirche erfuhr und seine Fässer rechtzeitig in sein eigenes Haus brachte. Dort verbrag er sie unter einem weißen Tuch, alles sollte aussehen, wie ein abgedeckter Sarg. Dann sammelte er seine Vertrauten um den Sarg, die die Steuerbeamten nach deren erfolgloser Durchsuchung der Kirche mit Gebeten und Gesang empfingen. Nachdem ein ‚Trauergast‘ den Excisemen zuflüsterte, der Tote sei an den Pocken verstorben, sahen diese schnell von einer Durchsuchung ab. Eine gute Geschichte.
Irgendwie wurde Eunson dann 1798 doch geschnappt, das Datum gilt als Gründungsdatum der Distillery. Die offizielle Lizenz zum Brennen erhielt Highland Park 1826, die Gebäude sollen damals John Robertson gehört haben – dem Steuerbeamten, der Eunson festgesetzt hat. Auch das ist eine gute Geschichte.
Die Geschichte kann natürlich auch nüchterner erzählt werden – aber wer will bei Whisky schon Nüchternheit? Scotchwhisky.com, die großartige, leider nicht mehr fortgeführte Website mit Unmengen an gut aufbereiteten Fakten über Distilleries und Whisky, gibt den Farmer David Robertson als Gründer der Brennerei an. Über mehrere Eigentümerwechsel und Ausbauten landet die Disitllery 1937 bei Highland Distillers, die 1999 von der Edrington Group übernommen werden. Mag so sein – die Schmuggler-Geschichte ist besser.
Heute ist Highland Park nicht mehr die nördlichste schottische Brennerei, denn auf der Orkney-Insel Sanday hat die Kimbland Distillery eröffnet. Auch dies scheint eine kleine Farm-Brennerei zu sein, die den ersten CO2-negativen Whisky der Welt produzieren will. Es bleibt also spannend auf den nördlichen Orkney-Inseln. Highland Park wird trotzdem noch lange der klassische Orkney Whisky sein.