Clynelish | aged 16 years | A Dream of Scotland

Single Malt Whisky

54,3%vol. | bottled 2024 | Refill Sherry & Port Finish | Brühler Whiskyhaus

un-chillfiltered

chillfiltered

natural colour

coloured

un-peated

peated

cask strength

Single Cask

Natürlich musste ich diesen Whisky haben: Es ist Clynelish, ein eigenständiger Whisky mit seinem wachsigen Charakter. Und auf dem Etikett ist eine feurige, rote Katze. Also ein klarer Fall. Allerdings schaut die Katze etwas grausam. Ist das vielleicht eine Warnung?

Nosing

In der Nase ist der Whisky eher verhalten. 16 Jahre Clynelish – da hätte ich etwas mehr Kraft erwartet. Es kommt Karamell, da ist eine gewisse Nussigkeit. Mit Zeit im Glas entwickeln sich diese Noten und werden deutlicher. Als Ergänzung kommen rote Beerenaromen hinzu, vor allem Himbeeren. In der Nase ist der Alkohol gut eingebunden und nicht auffällig. Das Etikett ist aber wesentlich wilder als der Whisky im Nosing.

Taste

Auch im Mund ist der Alkohol weitgehend gut eingebunden, schiebt im ersten Antritt aber schon recht ordentlich. Im Aroma dominieren aber eher Sherry und vielleicht Port – eine wachsige Note, die Clynelish nachgesagt wird und tatsächlich manchmal auftritt, habe ich hier eher nicht. Dafür lauert im Hintergrund Schwefel und es wird klar, warum die Katze diesen grausamen Blick hat. Es ist Süße vorhanden, die zum Port passt, die aber keine Einheit mit den würzigen Aromen bildet, die zum Teil aus dem Refill Sherry kommen, das aber scheinbar auch nach 16 Jahren nicht für ausreichend Aromen sorgen konnte. Clynelish, 16 Jahre Refill Sherry – das müsste für einen großartigen Whisky reichen. Hat es hier nicht – und das zeigt ein Problem dieser Reifung.

Finish

Im Nachklang bleibt etwas Holz, die Schwefelnote ist dezent und klingt aus. Auch hier kommt keine Wachsigkeit, auch hier kommt keine Aromatik, die mich so begeistert wie ich bei einem Clynelish begeistert sein möchte.

Conclusion

Irgendwie mag ich das Brühler Whiskyhaus – aber manche Abfüllungen sehe ich ehetr kritisch. Außer den rauchigen Islayabfüllungen haben mich die einige der anderen Abfüllungen eher enttäuscht. So ist es auch bei diesem Clynelish, von dem ich viel erwartet habe. In der Base hat er trotzdem eine hohe Punktzahl und ich vermute, es gibt genug Fans, die gerade die schwefligen Noten, die mich abschrecken, feiern. Vielleicht liegt dort mein Missverständnis. Es gab vor Jahren einen großartigen Clynelish von Signatory als Friedship-Bottling vom Brühler Whiskyhaus und Tara in München. Aber das waren andere Zeiten. Mich enttäuscht diese Abfüllung. Leider!
Clynelish Distillery, Sutherland, Highlands | © Klaus Bölling, www.boelling.de

Clynelish Distillery

founded: 1967 | Region: Highlands
Owner: Diageo
Capacity: 4.800.000 LPA

LPA: Litres of Pure Alcohol

Quelle: Ingvar Ronde, Malt Whisky Yearbook 2025

Die heutige Clynelish Distillery ist eng verbunden mit der Brora Distillery, die gleich nebenan liegt und 1983 geschlossen wurde. Diese Distillery wurde 1819 als Clynelish Distillery gegründet.

1967 wurde die Distillery durch die damaligen Besitzer DCL (Distillers Company Limited) – wie viele andere DCL Distillerys in dieser Zeit – durch einen Neubau erweitert. Der Neubau erhielt den Namen Clynelish A, die alte Distillery war Clynelish B und sollte eigentlich stillgelegt werden, wurde 1969 als Brora wiedereröffnet, bis 1983 betrieben, erneut stillgelegt und 2021 wiedereröffnet.

DCL gerieten in den 1970ern in die Krise und mussten sich mit ihrer Leadmarke Johnnie Walker Mitte der 1980er Jahre unter das Dach des Guinness-Konzerns retten, der bereits Arthur Bell übernommen hatte. Daraus entstand dann der große Getränkekonzern Diageo.

Neben vielen unabhängigen Abfüllungen gibt es von Clynelish ein reguläres Distillery Bottling mit 14 Jahren.

Brühler Whiskyhaus

Das Brühler Whiskyhaus ist durchaus ein eigenständiger deutscher unabhängiger Abfüller. Marco Bonn hat eigene Fässer, die zum Teil in Schottland, vor allem aber irgendwo in der Eifel lagern und die er individuell finisht und reift. Daher werden sie Abfüllungen grundsätzlich als Single Malt Whisky gekennzeichnet, das Wort Scotch taucht nicht auf. Er ist also nicht nur auf Broker angewiesen, sondern kann auf eigenen Stock zurückgreifen. Das führt zu eigenständigen und interessanten Abfüllungen, die über eine verschworene Internet-Community schnell vergriffen sind und – sicherlich auch aufgrund der eigenständigen, manchmal provokativen Label – stark gehypt werden. Oftmals gute Abfüllungen, auch wenn es nur begrenzte Transparenz bezüglich der genauen Reifung gibt!