All good things come in threes | No more G&M Distillery Labels?
Die Distillery Labels sind eine Serie des unabhängigen Abfüllers Gordon & MacPhail, in der Whiskys mit einem besonders gestalteten Etikett, das teilweise wohl auch an alte Etiketten erinnert, herausgebracht werden, von denen es sonst kein Distillery Bottling gibt. Das ist sicherlich auch eine Reminiszenz an die alte Tradition der Lebensmittel und Spirituosenhändler, die vor der Zeit der großen Marken ihre Ware lose eingekauft und dann selbst eingetütet oder in Flaschen gefüllt haben.
Ende Juli 2023 hat Gordon & MacPhail nun bekanntgegeben, ab 2024 keinen New Make mehr einzukaufen, in eigene Fässer zu füllen und in den eigenen Warehouses zu reifen. Eine weitreichende Entscheidung, die in ein paar Jahren sicherlich auch das Ende der Distillery Labels bedeutet.
All Good Things Come in Threes – aller guten Dinge sind Drei. Warum? Weil drei Whiskys besser sind als kein Whisky …
Grund für die Entscheidung sind die massiv gestiegenen Abgabepreise der Brennereien oder das gänzliche Einstellen des Verkaufs von New Make durch die Konzerne, deren Interessen sich verlagert haben. In der Welt von Diageo oder Pernod Ricard schaut man nicht auf den Nerd, der eine von 365 Flaschen aus einem Einzelfass kaufen will. Dort schaut man gebannt darauf, wann der indische Markt geöffnet wird. Und für den braucht man den Whisky nicht als Einzelfass, sondern einfach als Blendfiller für die großen Marken, mit denen man sich auf diesen und andere wachsende asiatische Märkte stürzen will. Um die erforderlichen Mengen produzieren zu können, hält man den New Make jetzt besser zurück. Den großen unabhängigen Abfüllern entzieht das einen wesentlichen Aspekt ihres Geschäftsmodells. Und uns Nerds gegebenenfalls den Zugang zu Whiskys wie Dailuaine, Benrinnes oder Glentauchers, die künftig nur noch in den Blends untergehen.
Was ist der Ausweg? Die unabhängigen Abfüller haben nicht umsonst in eigene Distilleries investiert. Gordon & MacPhail hat gerade die The Cairn Distillery eröffnet und betreibt seit einigen Jahren Benromach. Elixir hat Tormore gekauft und baut eine große Distillery auf Islay, Hunter Laing hat dort bereits Ardnahoe. Signatory hat Edradour 1 und 2, wird sich bei der überschaubaren Kapazität aber sicherlich etwas überlegen müssen, denn auch sie kaufen New Make und füllen ihn in eigene Fässer. Distilleries jenseits der Konzerne setzen schon immer auf die eigene Abfüllung von Einzelfässern und besonderen Editionen. Kilchoman, Wolfburn, Ardnamurchan – sie alle haben ihre eigenen Serien und tauchen allerhöchstens vereinzelt als Einzelfass bei anderen Abfüllern auf.
Der Markt wird sich also weiterhin rapide wandeln. Die Hoffnung für uns Nerds sind dabei die Distilleries jenseits der Konzerne und die vielen neuen Brennereien, deren Fokus sicherlich zunächst eher der europäische Markt sein wird. Beliebte unabhängige Abfüller und Serien, wie z. B. die Distillery Labels, dürften in den nächsten Jahren verschwinden. Ob dies von Dauer ist, wird sicherlich auch davon abhängen, ob der schottische Whiskysee dauerhaft nach Asien abgepumpt werden kann, oder ob die dort wachsenden Märkte nicht irgendwann durch die ebenfalls gerade auf diesem Kontinent entstehenden Riesenbrennereien bedient werden.
Die Entscheidung von Gordon & MacPhail jedenfalls zeigt, dass unsere Hoffnung auf sinkende Preise in der Industrie nicht geteilt wird. Denn Gordon & MacPhail hat bereits angekündigt, mit dem verbliebenen Stock sorgfältig zu wirtschaften und eher alte, gereifte Whiskys zu veröffentlichen. Klar, was das für die Preise heißt, oder?