The Tasteful Weekend | Edradour aus dem Weinfass
Die kleine Distillery Edradour oberhalb von Pitlochry gehört wie auch der unabhängige Abfüller Signatory Vintage Andrew Symington – es ist also kein Wunder, dass er nicht nur bei den Signatory Abfüllungen sondern auch bei den Abfüllungen der Edradour Distillery mit Fässern experimentiert.
In den letzten Jahren erscheinen immer öfter Abfüllungen aus normalen Weinfässern. Klassisch wurde Whisky in ex-Bourbon Barrels oder ex-Sherry Butts gereift. Dann kamen auch andere Süßweinfässer hinzu. Mittlerweile sind auch andere Weinfässer gang und gäbe – leider führen sie oftmals zu einer störenden Schwefelnote.
Edradour hat Anfang 2023 sechs in Weinfässern gefinishte Whiskys auf den Markt gebracht, die an den nächsten Wochenenden in dieser kleinen Reihe vergestellt werden. Die Besonderheit: Die Fässer stammen von zwei deutschen Winzern.
Das Weingut Singer-Fischer aus Ingelheim kooperiert schon länger mit der Edradour Distillery. Im zweijährigen Rhythmus werden frisch entleerete Fässer nach Pitlochry geschickt und dort mit zumeist in ex-Bourbon vorgereiftem Whisky befüllt und dann für zwei oder mehr Jahre gefinisht. Die aktuellen Abfüllungen waren pandemiebedingt sogar länger im Fass, als ursprünglich geplant. Bisher waren die Abfüllungen eher exklusiv im Shop des Weinguts erhältlich – über den Importeur Kirsch erreichen sie nun auch den Handel. Im Weingut bekommt man zum Whisky aber auch den Wein, der zuvor im Fass lag.
Verwendet werden Fässer in den denen ein portwein-ähnlicher aufgespriteter Süßwein lagerte, Fässer aus europäischer Eiche, in denen Frühburgunder reifte und Fasser aus amerikanischer Eiche, in denen Spätburgunder reifte.
Neben dem Weingut Singer-Fischer aus Rheinhessen gibt es auch Edradour, der in Fässern des Weinguts Bernhard Pawis aus Freyburg im Weinbaugebiet Saale-Unstrut liegt. Von Pawis werden Hogsheads aus europäischer Eiche verwendet, die zuvor ca. 3,5 Jahre zur Reifung der Spätburgunderweine des Weinguts verwendet wurden. Auc sie wureden frisch entleert nach Schottland geschickt, dort mit 8 Jahre altem Whisky aus 1st fill ex-Bourbon Fässern befüllt und für weitere 3,5 Jahre gefinisht.
Ich bin bei Weinreifungen immer skeptisch, habe zu viele gehabt, bei denen eine eklig seifige Schwefelnote den Genuss verdirbt. Viele Weinfässer werden nach der Entleerung durch Ausräuchern mit einer Schwefelkerze konserviert. Diese Fässer wurden direkt nach der Entleerung zu Edradour transportiert. Keine Ahnung, ob man daher auf die Schwefelung verzichtet hat – jedenfalls ist bei keiner der Abfüllungen für mich Schwefel spürbar, alle haben schöne, saubere Aromen und versöhnen mich wieder mit Wein-Finishes. Das waren gute Fässer.
Schauen wir uns also an, wie die deutsch-schottische Kooperation insgesamt funktioniert:
(Ab dem 01. April werden bis zum 16. April 2023 an jeden Wochenende zwei der Whiskys vorgestellt)