Five in a Row | Slyrs | Fünf Mönche, Whisky und Wendelstein

Five in a Row, ein Line Up aus fünf Whiskys z. B. einer Brennerei oder mit anderer Gemeinsamkeit, die miteinander getastet werden.

Deutschen Whisky wird es in diesem Blog eher selten geben. Das liegt an meiner erbärmlichen Arroganz, die einfach behauptet, die einzig wahren Whiskys werden in Schottland produziert. Dass ich damit falsch liege, weiß ich, wenn ich mir ansehe, wie viele der so hoch gelobten schottischen Destillate in Wirklichkeit doch recht kümmerlich und massiv überteuert sind. Dass ich damit richtig liege, weiß ich, wenn ich mal eine wirklich tolle Flasche öffne und von den Highlands träume.

Und nun ausgerechnet Slyrs, die Destillerie, die neben viel Lob und schnell ausverkauften Age Statement Abfüllungen auch jede Menge Häme einstecken muss. Warum ist das so?

Der Schliersee, Heimat des Slyrs Whisky | © Klaus Bölling, www.boelling.de
Zum Abschluss eines wunderbaren Wanderausflugs an den Schliersee haben wir die Brennerei besucht. Und allein der Blick aus dem Tasting-Raum auf den grandiosen Wendelstein ist den Besuch allemal wert. Aber auch der Rundgang durch die Brennerei, den man sich selbst erarbeiten kann, ist interessant. Und die Whiskys? Fünf davon habe ich mitgenommen – perfekt für Five in a Row oder eben Fünf in einer Reihe.
Schottischer Whisky hat auch immer den landschaftlichen Aspekt und wird mit seiner Region in Verbindung gebracht. Und dem steht Slyrs in nichts nach – eine bessere Region als hier am wundervollen Schliersee kann man für eine Whisky-Brennerei kaum finden. Klar, mit den Alpen verbindet man eher Destillate wie Enzian oder Bärwurz, aber die klimatischen Bedingungen sind sicherlich auch für Whisky interessant. Und die Brennerei bezieht sich mit ihrem Namen auf gälische Wurzeln und das 779 hier von fünf irischen und schottischen Mönchen gegründete Kloster Slyrs (Schliers). Somit hat es doch einen Sinn, dass die Mönche aus Schottland und Irland vor 1200 Jahren durch Europa zogen und immerhin eine gute Story für die Gründung von Whisky-Brennereien lieferten.
Slyrs Brennerei in Neuhaus am Schliersee | © Klaus Bölling, www.boelling.de

Die Wiege des Slyrs Whiskys liegt in der Brennerei Lantenhammer, deren Destillateur Florian Stetter inspiriert von einer Schottland-Reise und der Auseinandersetzung mit schottischem Whisky 1999 den ersten Slyrs Single Malt brennt. 2007 wird in Neuhaus am Schliersee eine eigene Brennerei gebaut und die Whiskyproduktion wird zu einem eigenständigen Zweig, der inzwischen auch gesellschaftsrechtlich von Lantenhammer getrennt operiert. Hier wird also kein Whisky auf Obst-Equipment gebrannt, hier macht man tatsächlich bayrischen Whisky.

Gebrannt wird auf 1.500 l fassenden Potstills mit einem Helm. Somit ist die Produktionsmenge auf 70.000 l Alkohol im Jahr begrenzt. Im Gegensatz zu schottischem Whisky lagert der traditionelle Slyrs in frischen 225 l Fässern der World Cooperage aus amerikanischer Weißeiche aus Missouri. Es gibt zahlreiche Nachreifungen in verschiedenen vorbelegten Fässern und einen raren 12jährigen, der in eigenen Slyrs Refill-Fässern reift. Um stärker am Markt präsent zu sein, erschien 2021 ein Slyrs Malt Whisky, der als blended Malt Whiskys einer anderen bayrischen Destillerie enthält.

Slyrs Brennerei in Neuhaus am Schliersee | © Klaus Bölling, www.boelling.de
Die Reifung in frischen Eichenfässern ist sicherlich eine Charakteristik der Brennerei, führt aber auch zu starken Eichennoten und jungem Whisky, was insbesondere die Fans lang gereifter schottischer Whiskys nicht immer überzeugen kann. Insbesondere daher rührt sicherlich auch die Skepsis einiger Genießer gegenüber dem Slyrs Whisky. Da es sich aber noch um eine vergleichsweise junge Whisky-Destillerie handelt, bleibt die Entwicklung der Slyrs-Whiskys in der wachsenden deutschen Whisky-Szene sicherlich spannend.
Tasting mit Blick auf den Wendelstein | © Klaus Bölling, www.boelling.de

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