Glen Moray | aged 14 years | The Tasteful 8

51,7%vol. | 2nd Fill Cream Sherry Hogshead | Brühler Whiskyhaus | A Dream of Scotland

un-chillfiltered

chillfiltered

natural colour

coloured

un-peated

peated

cask strength

Single Cask

The Tasteful 8 sind eine ambitionierte Serie des Brühler Whiskyhauses, die anlässich mehrerer Tasting-Events mit Food-Pairing erschienen ist.

Glen Moray gehört zu den Distilleries, die nicht unbedingt zu meinen Favoriten zählen. Dieser Glen Moray wurde in einem ungewöhnlichen Fass gefinisht. Vino de Naranja – das macht etwas Angst vor aromatisiertem Wein. Die gute Nachricht: Vino de Naranja ist kein Orangenwein, sondern eher ein im Sherryverfahren gereifter Weißwein, also Süßwein, dem zu Beginn der Reifung ein Auszug mazerierter Bitterorangen zugesetzt wird. Der 14jährige Glen Moray hat eine hellgoldene Farbe mit einem orangen Hauch, der gut zu dieser Reifung passt.

Nosing

Im Nosing ist der Whisky vor allem süß. Da ist natürlich sofort die Assoziation eines hellen Süßweins mit leichten Orangenaromen. Süßer Weißwein, Clementinensaft, Pfirsich-Maracuja. Da ist keine Säure – aber auch wenig Bitterkeit – weder von der Orange noch vom Holz, das eher im Hintergrund bleibt. Im Bereich der bitteren Aromen ist am ehesten ein Getreide-Note mit trockenem Stroh spürbar.

Taste

Auch auf der Zunge ist der Whisky vornehmlich süß. Dann kommt aber nicht mehr viel. Der Whisky hat Aromen einer typischen Süßweinreifung, die eher hell und süßfruchtig sind. Es fehlen aber die Tiefe und Struktur, ich finde, nach 14 Jahren müsste er mehr Aromen bringen. Auch der Alkohol ist sehr dominant und könnte besser eingebunden sein. Vielleicht war die Ex-Bourbon-Reifung nicht wirklich gut und das Finish konnte es nicht wirklich ausgleichen.

Finish

Tatsächlich kann ich zum Nachklang nur wenig schreiben, da ich ihn weitgehend vermisse. Es bleibt etwas Bitterkeit, die aber eher auf adstringierende Wirkung des Alkohols zurückzuführen ist.

Conclusion

Diesen Whisky verstehe ich nicht. Er ist in einem außergewöhnliche Fass gefinisht – aber hat es ihm etwas mitgegeben? Ich bin kein Fan von Sauternes-Finishes. Aber ein solches könnte auch gut sein. Da ist vor allem Süße, aber es ist die Süße von Puderzucker ohne Karamellnoten. Der Whisky kostet knapp 90 €, die für einen 14jährigen Glen Moray heute vielleicht angemessen erscheinen, die ich aber für diesen Whisky nicht ausgeben würde.

© Klaus Bölling, www.boelling.de

Glen Moray Distillery

founded: 1897 | Region: Speyside
Owner: La Martiniquaise
Capacity: 5.700.000 litres

Quelle: Ingvar Ronde, Malt Whisky Yearbook 2022

Die Distillery ging 2004 mit der Glenmorangie plc an den Luxuskonzern LVMH, wurde von diesem aber 2008 an La Matiniquaise, den zweitgrößten französischen Sprituosenkonzern, bzw. dessen schottische Whiskysparte Glen Turner verkauft.

Wurde die Distillery bei Glenmorangie plc nicht wirklich wahrgenommen, so steigen die Umsätze mit Single Malt inzwischen an. Glen Turner produziert die Blends Label 5, Cutty Sark und Sir Edward’s.

Brühler Whiskyhaus

Das Brühler Whiskyhaus ist durchaus ein eigenständiger deutscher unabhängiger Abfüller. Marco Bonn hat eigene Fässer, die in Schottland lagern und die er individuell finisht und reift. Er ist also nicht nur auf Broker angewiesen, sondern kann auf eigenen Stock zurückgreifen. Das führt zu eigenständigen und interessanten Abfüllungen, die über eine verschworene Internet-Community schnell vergriffen sind und – sicherlich auch aufgrund der eigenständigen, manchmal provokativen Label – stark gehypt werden. Gute Abfüllungen!