Glentauchers | Aged 24 Years | A Dream of Scotland

51,6%vol. | Refill Oloroso Sherry Butt | Bottled 2022 | Brühler Whiskyhaus

un-chillfiltered

chillfiltered

natural colour

coloured

un-peated

peated

cask strength

Single Cask

Marco Bonn hat einen 24jährigen Glentauchers abgefüllt, der schon beim Anschauen interessant ist, denn er ist nicht zu dunkel, stammt aus dem Refill Oloroso Sherry Fass und geht damit zumindest vom Aussehen und den Grunddaten nicht in die Richtung zu süßes Sherry Finish. Könnte also interessant und lecker werden. Die Flasche hat ein typisches A Dream of Scotland Label und erschien zu Weihnachten 2022 mit anderen Abfüllungen, von denen ein Teil des Erlöses in eine Charity Aktion ging. Ausgabepreis waren 169 €, 10 € davon sind in den Spendentopf gewandert.

Nosing

Der Whisky ist im Nosing nicht aufdringlich, er will erarbeitet werden. Man muss also schon mal genauer schnüffeln, um an die Aromen zu kommen. Alkohol fällt nicht auf, er ist auch nicht sherrylastig. Würzige Früchte sind vorhanden, leicht angegoren mit Holz und getrockneten Kräutern. Und warum auch immer habe ich zwischendurch eine Assoziation von leichtem Rauch, die dann wieder verschwindet. Da ist auf jeden Fall eine Note, die die Süße nimmt und einen gewissen Funk ins Aroma bringt.

Taste

Auch im Geschmack ist es ein Whisky, der nicht auf den ersten Schluck schmeichelt, sondern erschlossen werden will. Hier braucht man noch weitere Schlucke, damit sich die Aromen aufbauen. Im Geschmack kommt etwas angebrannter Pflaumenkuchen, holzige Würze mit Kräutern, hart getrocknete Bergaprikosen, die lange gekaut werden müssen, um zur trockenen Ledrigkeit auch Fruchtaromen zu entfalten. Der Sherry ist dezent, bringt zum Holz die nussigen Aromen, einen Hauch leicht bittere Walnuss.

Finish

Die Aromen sind scheu und scheinbar flüchtig – dann aber doch länger vorhanden. Das ist ein leises Musikstück, bei dem man genau hinhören muss. Und irgendwie haftet dann auch hier noch ein schmutziger Aspekt am Gaumen, vielleicht ist es Schwefel, aber gänzlich ohne dessen negative Aspekte, sondern tatsächlich eher als rauchiger Aspekt bemerkbar.

Conclusion

Das ist kein Whisky, den man nebenbei trinken sollte, dann geht er leicht verloren. Man muss sich auf die Aromen konzentrieren, die haben ein gewisses Understatement, das dann aber ihre Klasse und ihr Alter ausmacht. Auf den ersten oberflächlichen Schluck würde man diesen Whisky übersehen (oder überschmecken). Aber dann entwickelt er feine Aromen, gereifte Früchte und eine Noblesse, bei der trotzdem ein leichter Hauch Ungewaschenheit für Würze und Aufregung sorgt. Ein schöner, seltener Whisky.
River Spey, Charlestown of Aberlour | © Klaus Bölling, www.boelling.de

Glentauchers Distillery

founded: 1897 | Region: Speyside
Owner: Chivas Brothers (Pernod Ricard)
Capacity: 4.200.000 litres

Quelle: Ingvar Ronde, Malt Whisky Yearbook 2023

Glentauchers gehört zu den Brennereien des Konzerns Pernod Ricard und ist einer der Lead Malts des Ballantines Blended Scotch, des zweitmeist verkauften blended Scotch Whiskys welt weit (die Hälfte von Johnnie Walker …).

Von Seiten des Konzern gibt es wenig Interesse an einer eigenständigen Präsentation der Brennerei. Zwei Single Malts mit 15 und 23 Jahren erscheinen unter dem Hauptlabel Ballantines, eine eigene Website der Brennerei gibt es nicht.

Ist übrigens weitgehend der identische Text wie bei Glenburgie … Massenwhisky.

Brühler Whiskyhaus

Das Brühler Whiskyhaus ist durchaus ein eigenständiger deutscher unabhängiger Abfüller. Marco Bonn hat eigene Fässer, die in Schottland lagern und die er individuell finisht und reift. Er ist also nicht nur auf Broker angewiesen, sondern kann auf eigenen Stock zurückgreifen. Das führt zu eigenständigen und interessanten Abfüllungen, die über eine verschworene Internet-Community schnell vergriffen sind und – sicherlich auch aufgrund der eigenständigen, manchmal provokativen Label – stark gehypt werden. Gute Abfüllungen!