All good things come in threes | What's the matter, Signatory?

Klar, aller guten Dinge sind drei. Und manchmal sind da drei Whiskys, die gut sein sollten, die gut sein müssten – die aber am Ende doch nicht ganz überzeugen. Oder gar enttäuschen, ratlos machen, Fragen aufwerfen. Meine Frage nach diesen drei ist: Was ist eigentlich los, Signatory?

All Good Things Come in Threes – aller guten Dinge sind Drei. Warum? Weil drei Whiskys besser sind als kein Whisky …

Die Cask Strength Collection ist ja eigentlich das Flagschiff des unabhängigen Abfüllers Signatory. Die Blumenvasen in der ovalen Blechdose machen schon rein optisch viel her, das sind Premium Whiskys – und das spiegelt auch der Preis wieder. Aber ist das wirklich so? Im Frühjahr sind drei Whiskys erschienen, die recht vielversprechend wirken, die diesmal noch nicht einmal mit ihrer Herkunft hinterm Berg halten: Macallan, Highland Park, unpeated Ardmore. Große Namen – große Enttäschungen.

Ich bin Fan von Signatory, habe viele wunderbare und fair bepreiste Abfüllungen insbesondere aus der Un-Chillfiltered Collection getrunken. Und bin ein Fan der Edradour Distillery.  Und habe ein typisches Fan-Problem: Wenn Fans enttäuscht werden, dann reagieren sie oft emotional. Deshalb wird auch dies sicherlich keine faire, ausgewogene Review, sondern ein Bekenntnis meiner abgrundtiefen Enttäuschung über diese drei Abfüllungen.

Natürlich ist Signatory ein Wirtschaftsunternehmen und muss die Wünsche der Kund:innen erfüllen. Der Zeitgeist verlangt die dunklen Sherrysuppen! Glauben wir zumindest immer – aber ist es wirklich so? Oder haben die wirklichen Genießer nicht längst erkannt, dass Farbe nicht alles ist, dass Farbe vielleicht noch einige Whisky-Entertainer und ihr Gefolge bei Youtube fasziniert – die Nerds der Zukunft aber ganz andere Whiskys suchen? Signatory setzt auf die Sherry-Bombe, zumindest bei diesen drei Abfüllungen, die einem die Freude am Whisky vergällen können. Und das nicht nur metaphorisch gemeint, denn sie sind bitter, nicht von Galle, aber von Eiche.

© Klaus Bölling, www.boelling.de

Die aktuellen Abfüllungen der Cask Strength Collection haben meiner Meinung nach ein grundlegendes Problem: Sie wurden mit zu hohem Alkoholgehalt in seasoned Casks gefüllt. Seasoned heißt gewürzt – frische Fässer werden mit etwas behandelt, das Sherry heißt, das aber niemand als Sherry trinken würde. Der hohe Alkoholgehalt des New Makes führt dann dazu, dass Aromen, Bitterstoffe, Tannine, Schwefelreste und was auch immer aus dem Holz gelöst werden und in den Whisky übergehen. Eigentlich weiß man, dass dies nicht zu großartigen Resultaten führt und füllt den New Make daher verdünnt auf 63,5 – 65%vol. in die Fässer. Nicht so bei Signatory: Schaut man sich die Whiskys der Cask Strength Collection an, haben sie nach 10 Jahren oftmals noch über 65%vol. Alkohol, sind also eher mit über 70%vol. ins Fass gekommen.

In dieser Reihe hat der Secret Speyside Macallan nach 17 Jahren 61,5%vol, der Ardmore-Ardlair hat nach 11 Jahren 62,5%vol. Nur der Unknown Orkney von Highland Park liegt mit 55,4%vol nach 17 Jahren halbwegs in der normalen Range. Und ist daher auch der am ehesten Genießbare unter den drei Enttäuschungen aus der Cask Strength Collection. Und das ist beileibe kein Kompliment. Das ist Finishing mit dem groben Holzhammer und hoffentlich nicht länger die Zukunft von Signatory Vintage.

Okay, ich ruder‘ etwas zurück: Dies ist eine rein subjektive Meinung. Ich weiß, dass insbesondere der Secret Speyside (M) viele Genießer begeistert, was natürlich auch am großen Namen liegt. Nachdem ich gerade eine recht begeisterte Review gesehen habe, habe ich ihn noch einmal eingeschenkt (zum Glück ist’s ein 10 cl Sample). Aber ich bleibe dabei: Für mich ist das keine gelungene Reifung, es fehlen die feinen Aromen, die komplexen Aromen. Hier ist alles etwas too much. Aber wie gesagt: Das ist nur meine Meinung. Andere sind begeistert und haben natürlich auch recht.

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