Whisky Week | A Week in Orkney

Orkney ist ein Archipel aus etwa 70 Inseln vor der schottischen Nordküste. Etwa 20 der Inseln sind bewohnt von den ca. 22.500 Menschen, die hier leben. Die Hauptstadt ist Kirkwall auf der Insel Mainland. Auf Mailand Orkney sind auch die beiden bekannten Brennereien der Insel Highland Park und Scapa zu finden. Aber wie überall in Schottland entstehen auch in Orkney neue Brennereien.

Gleich zu Beginn: Es heißt ‚in Orkney‘, nicht ‚auf Orkney‘, denn es geht um den gesamten Archipel, nicht um eine einzelne Insel. Erst seit 1472 ist Orkney Teil von Schottland, zuvor gehörte es zu Norwegen. 1468 hatte der norwegische König Christian I. Shetland und Orkney für die Mitgift seiner Tochter Margaret verpfändet. Da die Mitgift nicht bezahlt wurde, beschloss das schottische Parlament die Angliederung von Shetland und Orkney an die schottische Krone.

Standing Stones of Stenness, Orkney | © Klaus Bölling, www.boelling.de

So abgelegen Orkney auch liegt – es hat eine lange und lebendige Siedlungsgeschichte, die fast 9.000 Jahre zurückreicht. Wirklich bedeutende Spuren der Besiedlung stammen aus dem Neolithikum, als die Menschen hier sesshaft wurden und eine eigene Kultur entwickelten. Orkney hat viele und bedeutende Funde aus der Zeit von ca. 4.000 bis 2.200 v. u. Z.. Die aktuelle Forschung geht aufgrund der Ausgrabungen in Orkney davon aus, dass sich die neolithische Megalith-Kultur von hier aus nach Süden auf Mainland Britain ausbreitete. Die Funde in Orkney datieren etwas 1.000 Jahre vor der Errichtung von Stonehenge.

‚The Heart of Neoltic Orkney‘ mit Monumenten wie dem Steinkreis Ring of Brodgar, den Stones of Stennes, dem Hügelgrab Maes Howe oder der Siedlung Scara Brae sind Weltkulturerbe und gehören zu den bedeutendsten Zeugnissen einer Zeit, deren Verständnis noch immer recht lückenhaft ist. Ausgrabungen auf dem Ness of Brodgar, einer schmalen Landzunge zwischen zwei Lochs, haben massive bauliche Strukturen zu Tage gebracht, die auf ein kulturelles oder religöses Zentrum hindeuten und einzigartig sind.

St Magnus Cathedral, Kirkwall, Orkney | © Klaus Bölling, www.boelling.de

Später waren es dann Wikinger, die die Geschichte Orkneys prägten, von hier zu weiteren Eroberungen aufbrachen – aber auch sesshaft wurden und Orkney zu einem Teil der nordischen Kultur machten. Das ist dann die Geschichte, die Highland Park für die Stories rund um seine Whiskys aufgreift.

Im 20. Jahrhundert spielte Orkney eine wichtige strategische Rolle in beiden Weltkriegen, da die Meeresbucht Scapa Flow ein Naturhafen für die britische Flotte war. Nach dem Ersten Weltkrieg war in dieser Bucht die deutsche Flotte festgesetzt und hat sich selbst versenkt, um nicht in die Hände des Feindes zu fallen. Dabei war der Krieg längst verloren.  Und im Zweiten Weltkrieg konnte ein deutsches U-Boot unbemerkt eindringen und das britische Kriegsschiff Royal Oak versenken. Danach wurden die Meerengen zwischen einzelnen Inseln mit den Churchill-Barriers verschlossen – was heute die Infrastruktur und den Verkehr erheblich vereinfacht.

St Margaret's Hope, Orkney | © Klaus Bölling, www.boelling.de

Orkney ist also auch jenseits des Whiskys ein lohnendes und beeindruckendes Reiseziel. Für mich gehört es zu den unvergesslichen Orten, zu denen es mich immer wieder hinzieht. Und natürlich gehört dazu auch der Whisky.

Orkney hat vor allem die beiden Distilleries Highland Park und Scapa. Dabei läuft Scapa massiv unter dem Radar. Die Distillery gehört Pernod Ricard, scheint aber für den Konzern nur eine untergeordnete Rolle zu spielen. Die erhältlichen Bottlings zeichnen sich vor allem durch hohe Preise bei fehlendem Age-Statement, geringer Alkoholstärke und fragwürdiger Qualität aus. Nichts was mich zum Kauf animiert. Im Distillery Shop waren beim letzten Besuch zwar interessante Bottlings vorhanden – aber auch hier haben mir die Preise jegliche Lust am Kauf genommen.

Highland Park war immer eine Distillery, die ich gern besucht habe, die Führungen waren meist gut. Aber auch hier sollte die einfachste Führung 2023 30 £ kosten, was sie sicher nicht wert ist. Wahrscheinlich ist es ein Problem, das Orkney zum Ziel der Kreuzfahrtflotten geworden ist. So fluten in der Saison an manchen tagen mehrere tausend Gäste die Insel, werden zu den wichtigsten Sehenswürdigkeiten gebracht und zertrampeln das Gras zwischen den früher frei zugänglichen Steinen des Ring of Brodgar. Das nimmt Orkney einiges vom Reiz des ablegenen Archipels im Norden. Hoffentlich zerstört es Orkney auf Dauer nicht, wie bereits andere Ziele der Kreuzfahrtflotte.
Sound of Hoy, Orkney | © Klaus Bölling, www.boelling.de

Aber auch in Orkney gibt es neue Whisky Distilleries. Die Deerness Distillery will neben anderen Spirits auch Whisky herstellen, der leicht getorft sein soll. Die im Internet sichbare Brennblase – auf der Website wird von drei portugisischen Alambic Stills geschrieben –  deutet allerdings eher auf eine kleine Craft Distillery hin und nicht auf eine Brennerei, die eine größere Rolle spielen wird. Immerhin hat man zur Finanzierung ein Fass-Programm aufgelegt.

Interessant könnte die Kimbland Distillery auf Sanday werden. Hier spricht man von einer Kapazität von 120.000 Litern und möchte carbon-negativ werden. Und man verwendet wohl auch die typische Orkney Gerste Bere, eine sehr alte Gerstensorte, deren Anbau in Orkney zunächst als Forschungsprojekt wiederbelebt wurde, die inzwischen aber auch von Bruichladdich verwendet wird. Auch bei Kimbland kann man bereits Fässer kaufen.

Noch sind die Infos über beide Brennereien spärlich – mal sehen, wie sich das in den nächsten Jahren ändert. Momentan ist also nach wie vor Highland Park das Maß aller Whisky-Dinge in Orkney. Und daher gibt es in Ermangelung attraktiver Scapa Bottlings in dieser Whisky Week nur Whisky aus der Highland Park Distillery – auch wenn deren Namen nicht bei allen Abfüllungen auf dem Etikett steht.

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