Whisky Week | Back in Campbeltown: Springbank

Campbeltown ist eine besondere Whiskyregion. Die einstige Hauptstadt des Whisky mit mehr als 30 Destillerien war zwischenzeitlich etwas in Vergessenheit geraten und lief Gefahr, den Status als eigenständige Whiskyregion zu verlieren. Diese Gefahr ist seit der Wiedereröffnung der Glengyle Distillery gebannt, zudem sind drei weitere Brennereien in Planung. Trotzdem bleibt Campbeltown besonders, was sicherlich viel mit der Springbank Distillery zu tun.

Springbank ist eine Legende. 1838 wird die zehn Jahre zuvor gegründete Brennerei von John und William Mitchell übernommen, 1897 wird die Firma J&A Mitchell gegründet. Und die ist auch heute noch Eigentümerin der Springbank Distillery, ohne zwischenzeitlich – wie viele andere traditionelle Whiskyfirmen – von Konzernen gekauft und verkauft worden zu sein. Bis zum Tod des Chairmans Hedley G Wright im August 2023 stand die Firma unter der Leitung eines Mitglieds der Mitchell-Familie. Und auch wenn das nun nicht mehr so ist, soll die Tradition auf jeden Fall weiterhin gewahrt werden, die Mehrheit der Anteile der J&A Mitchell & Co Ltd sind in der Hand von Stiftungen.

Das Ende von Campbeltown als Whiskyhauptstadt kam mit dem Ersten Weltkrieg, der folgenden großen Wirtschaftskrise und der amerikanischen Prohibition. Auch Springbank musste 1926 zunächst schließen, nahm aber 1933 die Produktion wieder auf. Campbeltown liegt am Ende der Kintyre Halbinsel und ist auf dem Landweg eher schwierig zu erreichen. Umso einfacher ist es jedoch über den Seeweg und die direkte Anbindung über den Firth of Clyde nach Glasgow.

Campbeltown | © Klaus Bölling, www.boelling.de

Bei Springbank hat sich über die Jahrhunderte nicht nur gesellschaftsrechtlich wenig verändert – die Distillery hat auch ihre Produktion weitgehend unverändert aufrechterhalten. Selbst die eigenen Floormaltings, die 1960 geschlossen wurden, sind seit 1992 wieder aktiv. Und Springbank produziert nicht wie andere Brennereien, die stolz ihre Maltings präsentieren, nur einen Teil des Malzes selbst – hier wird nur mit selbst hergestelltem Malz produziert, was dann aber auch die Kapazität der Distillery limitiert. Da wo andere Brennereien mit einem einzigen Menschen pro Schicht die Produktion komplett automatisiert fahren, bekommen die Besucher:innen bei der Führung ironisch und stolz den ‚Computer‘ von Springbank präsentiert: Eine Presspappentafel auf der mit Kreide der Inhalt der Malzsilos notiert ist. Geht die Kreide aus, stoppt die Produktion.

Springbank macht tatsächlich alles selbst. Es wird vor Ort produziert, gelagert und abgefüllt. Angeliefert wird die Gerste, hier stammen nur die Ernten für den Local Barley aus der Umgebung von Campbeltown. Und auch der Torf wird nicht vor Ort gestochen. Der trockene Torf kommt aus der Gegend von Aberdeen, der nasse Torf auch der Region Inverness. Hier ist man bei den Führungen sehr transparent, Geheimnisse gibt es nicht.

The Springbank Computer | © Klaus Bölling, www.boelling.de

Das alles hat Springbank zu einer besonderen Distillery gemacht, die insbesondere bei den Nerds immer beliebter wurde. Und obwohl es keine gefälligen Whiskys für den Massengeschmack sind, sind natürlich auch die Bottleflipper auf die Distillery aufmerksam geworden und der Erfolg wird ein wenig zum Fluch für die Brennerei. Man lässt sich davon nicht unbedingt aus der Ruhe bringen. Mehr herstellen kann die Brennerei nicht, die Floormaltings produzieren das Malz für die drei Springbank Whiskys Springbank, Longrow und Hazelburn sowie für den Kilkerran der benachbarten zur Firma gehörenden Glengyle Distillery, die nur für wenige Wochen im Jahr betrieben wird, wenn Springbank wartungsbedingt pausiert.

Für die Nerds ist das eine Herausforderung. Besonders beliebte Abfüllungen wie z. B. der 12er in Cask Strength sind auch vor Ort nicht erhältlich. Und der ebenfalls sehr beliebte 15jährige Springbank wird streng rationiert. Hier kommen morgens zur Öffnung vier Flaschen in den Distillery Shop und irgendwann am Nachmittag vier weitere Flaschen. Da kann es dann schon mal sein, dass Whiskyvolk auf dem Well Close vor der Brennerei herumlungert und auf das Glück hofft, eine der Flaschen zu ergattern. Das ist dann aber auf jeden Fall ehrenhafter und erlebnisreicher, als sie zum Wucherpreis bei den Zweitmarkthaien (und leider auch einigen Whiskyhändlern) zu kaufen – zumindest wenn man sie, so wie es sich gehört, selbst trinken möchte.

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