Islay South Coast | aged 12 years | A Dream of Scotland

55,6%vol. | bottled 2022 | Oloroso Sherry Cask Matured | Ardbeg Distillery | Brühler Whiskyhaus

un-chillfiltered

chillfiltered

natural colour

coloured

un-peated

peated

cask strength

Single Cask

Die Whisky Week: Eine Woche lang erscheinen Tastings zu einem bestimmten Thema, einer Distillery, einem Abfüller – eine Woche lang Whiskys unter einem einheitlichen Motto.

Zu Beginn der ADOS-Week gab es bereits Islay South Coast, ebenfalls 12 Jahre alt. Wie so oft bei A Dream of Scotland ein Lagavulin, bestätigt durch die Jahreszahl 1816. Die fehlt hier. Dafür ist die Optik des Etiketts grün gehalten. Und behauptet man nicht bei einer anderen Brennerei, im Warehouse No. 3 lebe ein Drache, dessen Feuerhauch die Fässer adle? Und im U-boot, könnte das Shortie, das Brennerei-Maskottchen sein? Respekt, wenn es Marco Bonn gelungen ist, hier einen Ardbeg abzufüllen.

Nosing

Das ist South Islay, der Rauch ist kräftig und kommt nicht aus einem warm glühenden Feuer. Hier qualmt und kokelt es, hier speit der Drache sein Feuer und hat vorher allerlei Meeresgetier verschlungen. Gut, dass Shortie im U-Boot geschützt ist. Aber es sind auch Früchte da, reife Honigmelone mit Thymian und Kardamom. Und der verdammte Drache haucht tatsächlich einen leicht schwefligen Pesthauch ins Warehouse.

Taste

Währed Ardbeg oft eher puristisch herb ist, gibt der Oloroso hier eine etwas süßweinig wärmere Note mit trockenen Wildaprikosen, sehr trockenen Feigen und etwas Zimt mit Kardamom und ein paar Blättchen Thymian. Dazu gibt es ein kandierte Nüsse. Und dann kommt auch im Geschmack der Schwefel. Zum Glück blitzt er nur kurz auf und verbindet sich dann wieder mit den anderen Aromen. Ist es eine Bereicherung oder könnten sich die Aromen ohneSchwefel zu einem besseren Erlebnis vereinen? Ich neige zur zweiten Aussage und glaube, dass der Schwefel das Gesamterlebnis etwas beeinträchtigt.

Finish

Im Nachklang bleiben eine herbe Bitternote, etwas Holz, etwas Pesthauch und ein wunderbar polarisierender Rauch.

Conclusion

Das ist ein wunderbarer South Islay Whisky, dessen teeriger Rauch durch herbe Bitterschokolade aufgewertet wird. Leider kommt störender Schwefel hinzu, der hier aber zum Glück zu schwach ist, um den Whisky zu zerstören.

Das Brühler Whiskyhaus füllt oft wunderbare Whiskys ab. Spitzenreiter sind aber immer wieder die Islay-Abfüllungen. Die Verbiundung von Rauch und Finish im Starkweinfass ergibt schöne Ergebnisse. Auch dies ist ein wunderbarer Whisky, der durch das Sherry-Fass nicht glattgebügelt wird, sondern neue, starke Aspekte bekommt. Ohne Schwefel wäre er wohl über 90 Punkte gekommen.

Gerade hat Ardbeg einen NAS Whisky veröffentlicht, der angeblich für einige Zeit im Moor vergraben war. Knapp 500 Flaschen können in fragwürdiger Kryptowährung für je ca. 2.800 € gekauft werden. Man bekommt sie auch nicht real, sondern als NFT, als Non-fungible Token. Allein dies zu schreiben, löst bei mir einen Würgreiz aus, der dazu führt, dass Ardbeg langsam zu einer Marke verkommt, die ich tief verachte.

© Klaus Bölling, www.boelling.de

Ardbeg Distillery

founded: 1815 | Region: Islay
Owner: The Glenmorangie Co (Moët Hennessy)
Capacity: 2.100.000 litres

Quelle: Ingvar Ronde, Malt Whisky Yearbook 2022

Ardbeg ist eine der klassischen Islay Brennereien, an deren Standort bereits vor der Etablierung der jetzigen Brennerei 1815 gebrannt wurde.

1981 wurde die Brennerei geschlossen, 1989 wurde die Produktion wieder aufgenommen, um 1996 erneut zu schließen. Ein Jahr später übernimmt Glenmorangie Co die Distillery und führt sie zu neuem Ruhm.

Heute gehört sie zu den Distilleries, die mit Sonderabfüllungen einen massiven Hype auslösen und für diese Whiskys Phantasiepreise erlösen können. 2021 wurde die Produktionskapazität verdoppelt. Trotz Hype und verachtenswerten Sonderabfüllungen verfügt die Brennerei über eine ordentliche, bodenständige Core Range, was den Ärger über die Eskapaden etwas besänftigt. Allerdings ist die Schraube irgendwann überdreht …

Brühler Whiskyhaus

Das Brühler Whiskyhaus ist durchaus ein eigenständiger deutscher unabhängiger Abfüller. Marco Bonn hat eigene Fässer, die in Schottland lagern und die er individuell finisht und reift. Er ist also nicht nur auf Broker angewiesen, sondern kann auf eigenen Stock zurückgreifen. Das führt zu eigenständigen und interessanten Abfüllungen, die über eine verschworene Internet-Community schnell vergriffen sind und – sicherlich auch aufgrund der eigenständigen, manchmal provokativen Label – stark gehypt werden. Gute Abfüllungen!