TB/BSW | aged over 6 years | Thompson Bros.

Blended Scotch Whisky

46,0%vol. | bottled 2023 | Batch 011

un-chillfiltered

chillfiltered

natural colour

coloured

un-peated

peated

cask strength

Single Cask

Während sich manche Konzerne aus den Herzen der Whisky-Nerds entfernt haben und zu befürchten ist, dass auch die Whiskys mancher ihrer Brennereien aus der Wahrnehmung verschwinden, weil unabhängige Abfüller nicht mehr beliefert werden oder den Brennereinamen nicht nutzen dürfen, treten neue Akteure auf den Markt und in die Herzen. Ganz vorn dabei sind die Thompson Brothers aus Dornoch. Noch betreiben sie eine Micro-Destille, aber die Pläne für eine neue Distillery in Dornoch liegen vor. Vor allem sind die Brüder aber als unabhängige Abfüller aktiv. 

Neben den Einzelfass-Abfüllungen haben sie einen Blend auf den Markt gebracht, der gerade massiv gehypt wird. Das liegt nicht nur am Gerücht, ein Malt-Bestandteil könnte aus einer berühmten Speyside Distillery stammen, deren eigene Abfüllungen zumindest ich nicht bezahlen möchte (mehr zum Gerücht im Tasting zu Batch 008), sondern auch an der Qualität des Blends, die sich massiv von den üblichen Blended Scotch Whiskys unterscheidet. Und so ist der TB/BSW bei den OSWAs 2023 Best Blended Whisky geworden. Abgefüllt wird der Whisky in Batches, deren Zusammensetzung durchaus variieren kann. Diese Anfang 2024 gekaufte Abfüllung ist Batch 011.

Nosing

Es ist ein Blended Scotch Whisky – in der Nase könnte es aber auch ein Single Malt sein. Der Whisky hat einen fruchtigen Sherry-Charakter, dazu kommt dann auch eine würzige Brühe. Dahinter sind auch ein paar Bitterstoffe, die aber hinter dem Sherry verborgen bleiben. Etwas weihnachtliches Gewürz ist da, verdünnt in süßem Pflaumensaft. Und ein Hauch Marzipan kommt auch, vielleicht auch ein paar geriebene Haselnüsse.

Taste

Im Mund wird der Whisky würzig und ist gar nicht so süß. Es kommen ein paar Nougat-Noten, Kirschen sind vorhanden, etwas Kräuterzucker. Dazu kommt auch im Geschmack eine bittere Note, vielleicht ist das der Grain-Anteil. Der Alkohol ist kräftig und gibt Mentholnoten hinzu, ist aber nicht brennend oder störend. Hinten heraus kommen auch ein paar Holzaromen.

Finish

Der Nachklang ist nicht sehr anhaltend, hat zunächst etwas Schokolade und Holz, wird dann aber auch leicht bitter. Insgesamt klingt der Whisky trocken aus.

Conclusion

Das ist ein süffiger Whisky, der auch als Malt durchgehen könnte. Auch das Alter von sechs Jahren wirkt nicht so jung, wie bei manch anderen Whiskys. Der Whisky ist süffig – ohne zu eindimensional zu sein. Es gibt keine Fehlnoten, die bitteren Aspekte sind eher verhalten. Die Sherry-Aromen sind nicht aufgesetzt, sondern gut integriert und relativ kräftig.

In Zeiten, wo selbst 12jährige Whiskys immer öfter die 100 € Schallmauer durchbrechen, kann das eine Alternative sein, wenn es darum geht, einen leckeren Trinkwhisky zu finden. Es kommen ja gerade einige Blended Whiskys auf den Markt, die in eine ähnliche Richtung gehen, wie z. B. Maclean’s Nose von Adelphi. Es ist ein guter Blend, der mit blind sicherlich schwer von einem Single Malt zu unterscheiden wäre. Auf der anderen Seite gibt es aber auch immer mal wieder preisgünstige Single Malts, wie z. B. zur Zeit einen 10jährigen Whitlaw von Signatory, der am Ende günstiger und geschmacklich runder ist, als dieser Blend, an dem mich ein leicht bitterer Grundaspekt am Ende doch etwa stört. Aber ok: Es ist ein leckerer Trinkwhisky!

Highlands | © Klaus Bölling, www.boelling.de

Hier stand mal der Clynelish 14 von Diageo. Der ist leer und wird auch nicht mehr ersetzt. Dafür nun ein Blended Scotch. Kann das wirklich der Ersatz sein? Nein, kann er nicht. Aber die Whiskyzeiten haben sich geändert, die Preise sind massiv gestiegen. Darum kann ein Blend dann doch eine Alternative sein.

Dieser ist absolut angesagt, Gewinner bei den OSWAs und tatsächlich gut trinkbar. Der Whisky wird in Batches abgefüllt. Dies ist Batch 011, wer weiß, wie lange die Brüder diesen Blend anbieten können. Aebr danach kommt auf jeden Fall etwas Neues.

Thompson Bros.

Die Familie Thompson betreibt das Dornoch Castle Hotel mit einer exquisiten Whiskybar – somit lag den Brüdern Phil und Simon Thompson der Whisky quasi im Blut. 20127 eröffneten sie in der kleinen Feuerwache des Ortes ihre Micro Distillery mit einer Kapazität von ca. 15.000 l. Außerdem betätigen sie sich als unabhängige Abfüller und sorgen für Furore in der Whiskywelt.

Inzwischen laufen Planungen für eine größere Dornoch Distillery und die Thompson Bros werden die Whiskyindustrie weiter aufmischen.