Five in a Row | Small Batch - Great Value? Good Value!

Im letzten Jahr hatte ich eine Phase, in der ich Abfüllungen von Signatory Vintage sehr kritisch bewertet habe. Es waren entweder massiv dunkle, oftmals trotzdem junge Sherry-Bomben, bei denen am Ende der Sherry weniger Sprengkraft hatte als der Holzsud. Oder es waren irgendwelche weißweinhellen Abfüllungen der Un-Chillfiltered Collection aus zu oft befüllten Bourbon Hogsheads. Klar, es gab auch gute Abfüllungen. Aber für mich stellte sich schon die Frage, was bei Signatory los ist. Ein Jahr später habe ich das Gefühl, das Signatory wieder ein Stück back on the Track ist. Grund dafür ist u. a. die neu aufgelegte Small Batch Edition.

Ursprünglich war die Small Batch Edition eine exklusive Reihe für den deutschen Markt, die Signatory mit Kirsch Import herausbrachte. Diese Serie wurde eingestellt und Signatory hat sie mit leicht überarbeitetem (nicht unbedingt besseren) Design wieder auf den Markt gebracht – diesmal aber für alle Märkte verfügbar. Sicherlich ist hier deutlich die Handschrift von André Haberecht erkennbar, der vor einigen Jahren von Kirsch zu Signatory gewechselt ist und wesentlichen Anteil daran hat, dass Signatory zurück in die Spur kommt. [Inzwischen ist André Haberecht nicht mehr bei Signatory. Bin gespannt, wie es dort  weitergeht …]

Haberecht berichtet in seinem Youtube Blog Whisky Tales recht transparent auch über den Zustand der Whiskyindustrie. Und auch wenn seine These, die Whiskyblase sei geplatzt, sicherlich etwas provokativ ist, hat sie einen wahren Kern: Können und wollen wir uns die Whiskys, die uns da permanent als tolle Einzelfässer angeboten werden, überhaupt noch leisten? Und wer trinkt im wirklichen Leben Whiskys für über 200 €?

Oban, West Coast | © Klaus Bölling, www.boelling.de

Ich bin immer wieder erstaunt, wenn in den Blogs junge Menschen Flaschen für 300 oder 400 € und mehr öffnen und dann über einen angemessenen Preis philosophieren. Mich stößt das immer mehr ab. Vielleicht bin ich zu alt für den Scheiß – aber meine Grenze liegt tatsächlich immer noch bei 100 €. Käufe, die darüber liegen, machen mir Bauchschmerzen und müssen durch besondere Ereignisse gerechtfertigt sein. In der Realität kommen sie so gut wie nie vor. Aber inzwischen habe ich auch immer weniger Lust, die teuren Abfüllungen als Samples zu kaufen.

Tief in meinem zweifelnden Whisky-Hirn wächst immer mehr die Frage heran, ob all die Einzelfässer, die die vielen unabhängigen Abfüller irgendwo lagern, finishen und abfüllen, tatsächlich so außerordentlich sind. Haben die wirklich die guten Fässer? Was machen sie, wenn ein mäßiges Fass dabei ist? Ziemlich sicher wird es doch ebenfalls als Einzelfass abgefüllt und verkauft. Und noch schwieriger wird es, wenn der Abfüller schwefelblind ist. Bei Preisen über 100 € ist soetwas aus meiner Sicht überhaupt nicht mehr akzeptabel.

Oban, McCaig’s Tower | © Klaus Bölling, www.boelling.de

Kommen wir zurück zu Haberecht und der geplatzten Whiskyblase. Ich denke er hat recht mit der Annahme, dass Whiskytrinker inzwischen wieder mehr auf den Preis schauen, insbesondere, wenn es um Whisky geht, den sie trinken wollen. Die wirklichen Nerds stürzen sich dann aber weniger auf die saisonalen Ramschaktionen von Diageo, bei denen die überfüllten Talisker oder Singleton Lager abverkauft werden, denn das bleiben auch zum Schleuderpreis gefärbte, uninteressante Whiskys.

Diese Nerds dürften aber die Zielgruppe von Signatory sein, die mit der relaunchten Small Batch Edition versuchen, qualitativ gute, bezahlbare und trinkbare Abfüllungen auf den Markt zu bringen. Das war früher eine der Kernkompetenzen unabhängiger Abfüller, die oftmals besser und preiswerter waren als die Originale. Inzwischen steht unabhängig aber oft für teuer. Die Preisrange der Edition liegt irgendwo zwischen 50 und 80 €, nicht alle Abfüllungen sind wirklich preiswert – ingesamt ist es aber ein gutes Angebot. 

Signatory verfügt über ein riesiges Fasslager und damit über große Auswahlmöglichkeiten. Diese werden genutzt, um verschiedene Fässer zu einem Batch zu vermählen und am Ende eine Abfüllung zu haben, die zumindest als interessanter Trinkwhisky mehr zu bieten hat, als manchen Einzelfass für über 100 €.

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