Port Charlotte | aged 16 years | A Dream of Scotland

Single Malt Whisky

57,4%vol. | bottled 2024 | Oloroso Sherry Hogshead Matured | Bruichladdich Distillery | Brühler Whiskyhaus

un-chillfiltered

chillfiltered

natural colour

coloured

un-peated

peated

cask strength

Single Cask

Zum Islay Fest des Brühler Whiskyhauses 2024 hat Marco Bonn einen Port Charlotte abgefüllt. Das allein ist ja schon spektakulär. Und das Etikett mit dem Yellow Submarine ist der Hammer. Zuletzt waren ein paar Motive mehr so ok. Die drei Motive für die Islay Abfüllungen finde ich großartig. Das sagt natürlich nichts über den Whisky aus. Der ist 16 Jahre alt und stammt aus einem Oloroso Hogshead. Er kostete 157,90 €. Das ist jenseits meiner Komfortzone, aber es ist halt Port Charlotte. Und ich hatte zuvor einen deutschen Whisky aus dem Harz, der drei bis sieben Jahre alt war und nicht viel weniger kostet. Noch Fragen, was das Problem der deutschen Whiskys ist? Auf diesen Port Charlotte freue ich mich jedenfalls. Und das nicht nur aufgrund des Etiketts.

Nosing

In der Nase kommt süßer Rauch, geräucherter Kirschsirup, Pfirsich aus dem Smoker (ich grille nicht und habe keinen Smoker – aber so stelle ich es mir vor), da ist auch Mango. Alkohol kommt höchstens als frische Note, ansonsten sind die 57,4%vol. in der Nase nicht spürbar. Der Grundton des Whisky ist süß, der Oloroso kommt mit Noten einer süßen Nusscreme, dazu leichtes Holz und Kräuter der Provence.

Taste

Ohne Wasser ist der Whisky kräftig – er brennt aber nicht zu stark. Trotzdem gebe ich natürlich bei der Stärke ein paar Tropfen Wasser zu. Der Whisky ist auch im Geschmack süß, dazu kommt dann aber der Rauch als Gegenpol und es ist auch eine Würze vom Holz vorhanden, die aber nicht muffig wirkt. Der Rauch ist nach 16 Jahren eher gezügelt und hat die maritimen Spülsaumnoten weitgehend verloren.

Finish

Im Nachklang bleibt Rauch im Mund (was sonst), der Whisky ist nicht wirklich trocken, durch den Rauch und angenehmes Holz endet er aber auch nicht süß.

Conclusion

Auch auf Islay ist nicht alles schmutzig mit öligem Brackwasser, auch auf Islay scheint manchmal die Sonne. Ok, es bleibt auch dann eine Sonne mit Charakter, es wird nicht lieblich, es bleiben Ecken und Kanten. Dieser Whisky hat sie und er ist für die Islay Nerds ein wunderbar süffiger Dessert Whisky, zu dem es eine Kirschtorte mit rauchiger Sahne gibt. Gut, Sahne mit torfigem Rauch gibt es nicht – aber warum eigentlich? Dieser Port Charlotte ist süffig, süß, gut gereift und sehr lecker. Das ist mal wieder ein Highlight in der ADOS Serie.

Loch Indaal, Isle of Islay | © Klaus Bölling, www.boelling.de

Bruichladdich Distillery

founded: 1881 | Region: Islay
Owner: Rémy Cointreau
Capacity: 2.000.000 litres

Quelle: Ingvar Ronde, Malt Whisky Yearbook 2024

Eine Distillery mit allen Geschichten über Glanz und Elend der Whiskyindustrie. Nach etlichen Besitzerwechseln wird die Brennerei 1995, damals im Besitz von Whyte & Mackay, geschlossen. Und es beginnt eine der großen Geschichten des Whiskys.

2000 kauft Murray McDavid, der unabhängige Abfüller mit Mark Reynier als einem der Investoren, die Distillery. Reynier wird der Mastermind, der die Distillery mit Jim McEwan and the late Duncan McGillivray zu neuem Leben und Glanz erweckt und mit Wine Cask Finishes und Fassexperimenten die Whiskyszene aufmischt.

Bruichladdich wird zu einem Kreativpool und entwickelt mit dem rauchigen Port Charlotte und dem noch rauchigeren Octomore neue Spezifikationen. Aber Reynier ist nicht allein, es sind weitere Investoren an Bord. Und die lecken Blut als Rémy Cointreau die Distillery 2012 kaufen möchte und die damals unglaubliche Summe von 58 Mio. Pfund auf den Tisch legt.

Die Distillery geht an den Konzern, die Geeks trauern, Reynier ist nur sehr bedingt einverstanden. Zwei Jahre später investiert er sein Geld in eine stillgelegte Guinness-Brauerei in Waterford und setzt fortan viele der auf Islay entwickelten Ideen in Irland um.

Brühler Whiskyhaus

Das Brühler Whiskyhaus ist durchaus ein eigenständiger deutscher unabhängiger Abfüller. Marco Bonn hat eigene Fässer, die zum Teil in Schottland, vor allem aber irgendwo in der Eifel lagern und die er individuell finisht und reift. Daher werden sie Abfüllungen grundsätzlich als Single Malt Whisky gekennzeichnet, das Wort Scotch taucht nicht auf. Er ist also nicht nur auf Broker angewiesen, sondern kann auf eigenen Stock zurückgreifen. Das führt zu eigenständigen und interessanten Abfüllungen, die über eine verschworene Internet-Community schnell vergriffen sind und – sicherlich auch aufgrund der eigenständigen, manchmal provokativen Label – stark gehypt werden. Oftmals gute Abfüllungen, auch wenn es nur begrenzte Transparenz bezüglich der genauen Reifung gibt!