Williamson | aged 9 years | A Dream of Scotland

Blended Malt Whisky

55,6%vol. | bottled 2024 | Manzanilla Sherry Finish | Laphroaig Distillery | Brühler Whiskyhaus

un-chillfiltered

chillfiltered

natural colour

coloured

un-peated

peated

cask strength

Single Cask

Laphroaig hat sich etwas besonderes ausgedacht, um unabhängigen Abfüllern das Leben schwerer zu machen: Sie müssen nicht nur einen Aliasnamen für die Brennerei benutzen, sie müssen den Whisky auch als Blended Malt deklarieren, denn er enthält angeblich Bestandteile einer anderen Distillery. Ist da also ein Teelöffel Lagavulin drin, oder vielleicht (hui, das könnte ihn ja noch aufwerten …) Ardbeg? Oder ist das alles Bullshit? Egal, Williamson ist Laphroaig, Punkt. Und dieser stammt aus dem Brühler Whiskyhaus, ist 9 Jahre alt und reifte im Manzanilla Sherry Fass nach. Die Farbe ist kräftig gelbes Gold. Manzanilla ist ein eher trockener Sherry, der ausschließlich in Sanlúcar de Barrameda gekeltert sein muss, auch wenn die Trauben aus dem gesamten Sherry-Dreieck stammen dürfen.

Nosing

In der Nase ist der Whisky nicht trocken, sondern zeigt eine deutliche Süße mit cremigem Karamell. Dazu kommt der Rauch, der kantig ist, aber nicht unbedingt qualmig oder medizinisch. Es ist auf jeden Fall ein schöner Islay-Style mit deutlichem Rauch und malzig-süßem Whisky. Mit Zeit im Glas wird der Rauch dann trockener. Mit ein paar Tropfen Wasser kommen zu gelben Pflaumen auch Zitrusnoten mit ein paar Orangenzesten und vielleicht einem Hauch Mandarine. Auch wenn das Alter einstellig ist – im Nosing wirkt der Whisky nicht zu jung und der Alkohol sticht nicht hervor. Im Hintergrund kommen auch ein paar salzige Rauchmandeln und etwas Schokolade.

Taste

Im Mund hat der Whisky einen gefühlt süßen Start, das Karamell legt sich in den Mundraum, dann kommt der Rauch und nimmt ihm die Süße. Mit einem Spritzer Wasser ist der Alkohol im guten Bereich. Etwas Weingummi ist da, vielleicht etwas Traubenmost, der aber nicht zu süß wird. Am Gaumen verteilt sich das cremige Karamell und mischt sich mit dem Rauch, der auch hier nicht zu maritim oder medizinisch wird, trotzdem nicht zahm ist. Der Whisky ist nicht alt und abgehangen, er hat deutlich jugendlichen Drive, der aber nicht unreif oder störend wirkt, sondern gut passt.

Finish

Im Nachklang ist der Whisky dann trocken, am Gaumen sorgen Alkohol und Rauch für die leicht adstringierenden Aromen.

Conclusion

Ein weiterer interessanter Whisky aus der Islay-Serie des Brühler Whiskyhauses. Er ist nicht sonderlich tief und komplex, bietet aber genug Sensations, um interessant zu sein. Gekostet hat er 88,90 €. Das kann man durchaus mal machen.
Loch Indaal, Isle of Islay | © Klaus Bölling, www.boelling.de

Laphroaig Distillery

founded: 1815 | Region: Islay
Owner: Beam Suntory
Capacity: 3.300.000 litres

Quelle: Ingvar Ronde, Malt Whisky Yearbook 2024

Laphroaig ist eine der klassischen Islay Distillerys. Auch wenn aktuell massig neue Distilleries auf Islay gegründet werden – Laphroaig bleibt einzigartig. Der Rauch dieser Brennerei ist krasser, hat stärkere maritime Einflüsse und eine medizinische Komponente.

Laphroaig gehört zu den wenigen Destillen, die noch einen Teil ihres Malzes selbst herstellen und mit eigenem Torf trocknen. So sieht man hier auch regelmäßig den Kiln qualmen.

Prince Charles ist einer der Fans dieser Destille, was irgendwie gut passt. Zudem ist er der legitime Nachfahre der Lords of the Isles, die ihren Sitz auf Islay hatten. Und somit ist Laphroaig vielleicht ‚der Islay Malt‘ – auch wenn andere mehr Publicity machen.

Brühler Whiskyhaus

Das Brühler Whiskyhaus ist durchaus ein eigenständiger deutscher unabhängiger Abfüller. Marco Bonn hat eigene Fässer, die zum Teil in Schottland, vor allem aber irgendwo in der Eifel lagern und die er individuell finisht und reift. Daher werden sie Abfüllungen grundsätzlich als Single Malt Whisky gekennzeichnet, das Wort Scotch taucht nicht auf. Er ist also nicht nur auf Broker angewiesen, sondern kann auf eigenen Stock zurückgreifen. Das führt zu eigenständigen und interessanten Abfüllungen, die über eine verschworene Internet-Community schnell vergriffen sind und – sicherlich auch aufgrund der eigenständigen, manchmal provokativen Label – stark gehypt werden. Oftmals gute Abfüllungen, auch wenn es nur begrenzte Transparenz bezüglich der genauen Reifung gibt!