Five in a Row +1 | Hebridean Funk und französisch-portugiesische Eleganz

5 Port Charlotte Wine Casks + 1 Bruichladdich aus dem Rotweinfass

Wenn die Abendsonne die weißen Häuserreihen von Port Charlotte in ein warmes Licht taucht und das Wasser des Atlantic sanft an den felsigen Strand von Loch Indaal plätschert, fühlt man sich kurz an eine französische Küste im Süden versetzt. Mit dem nächsten Windstoß, der dunkle Wolken und Regen vom Meer über die Insel treibt, verfliegt dieses Gefühl recht schnell. Aber vielleicht war dieses kurze Gefühl vor einigen Jahrzehnten die Inspiration der progressive hebridean Distillers von Bruichladdich, die maritim kräftigen Whiskys der Distillery in Weinfässern aus Südeuropa nachreifen zu lassen und sich dabei nicht nur auf die üblichen Sherry Butts zu fokussieren.

Port Charlotte, Loch Indaal, Isle of Islay | © Klaus Bölling, www.boelling.de
Port Charlotte ist ein beeindruckender kleiner Ort an Loch Indaal, dort wo sich die Bucht weiter zum Meer hin öffnet. Bruichladdich liegt gleich nebenan, ein Stück weiter in die schützende Bucht hinein. Was ganz gut passt, denn unter dem Label Bruichladdich werden die ungetorften Whiskys der Bruichladdich Brennerei abgefüllt, Port Charlotte sind die wilder maritimen mit dem kräftigen Torfrauch. Port Charlotte hatte einst eine eigene Brennerei, von der noch ein paar Spuren erhalten sind, insbesondere Warehouses, die von Bruichladdich genutzt werden. Die Loch Indaal Distillery in Port Charlotte wurde 1829 gegründet und 100 Jahre später wieder geschlossen. Bis in die 1990er Jahre wurden Gebäude der ehemaligen Whiskybrennerei für eine Creamery (Molkerei) genutzt.
Mit der Reaktivierung von Bruichladdich durch Marc Reynier und seine Mitinvestoren gab es auch Pläne, die Distillery in Port Charlotte zu neuem Leben zu erwecken. Umgesetzt wurden sie bisher nicht. Remy Cointreau konzentriert auf die Bruichladdich Distillery mit den drei Varianten Bruichladdich, Port Charlotte und Octomore (was einst auch eine eigene Destille war). Aber Islay boomt, wer weiß was hier in den nächsten Jahren noch geschieht. Was die Whiskys von Bruichladdich und deren rauchige Port Charlotte Variante heute ausmacht, ist die perfekte Verbindung zwischen der französischen Eleganz, die der aus der Weinindustrie stammende Marc Reynier mit auf die Insel gebracht hat und dem innovativen hebridean Style, den Jim McEwan und Duncan McGillivray eingebracht haben. Genau diese Verbindung bestimmt auch die Whiskys in dieser Fünferreihe Port Charlottes, die mit einem älteren Bruichladdich ergänzt wird. Der hebridean Style kombiniert sich mit südeuropäischen Weinaromen. Das war die innovative Entwicklung, die Bruichladdich unter McEwan und Reynier tatsächlich zu progressive hebridean Distillers gemacht hat. Und davon leben und wachsen diese fünf Whiskys.
Bruichladdich Distillery, Isle of Islay | © Klaus Bölling, www.boelling.de
Während sich Reynier gerade in Waterford etwas im Klein-Klein von Gerstensorten und Terroir verliert und einen unreifen Whisky nach dem anderen in die Flasche füllt, hat es Bruichladdich bisher geschafft, das Erbe von McEwan und Reynier recht würdig zu bewahren. Das zeigen zumindest die beiden Distillery Bottlings PAC: 01 und SC: 01, die im Lineup vertreten sind. Sie stammen aus der Cask Exploration Series, in der Whiskys in ausgewählten Fässern nachgereift werden. Hier ist es einmal ein Rotwein aus dem Anbaugebiet Paulliac und ein Sauternes Weißwein. Den gelichen Ansatz wählen zwei aktuelle – aber natürlich bereits vergriffene – Abfüllungen von Marco Bonn in der A Dream of Scotland Reihe. Auch hier reifte der getorfte Port Charlotte Whisky in Weißwein und Rotwein Fässern, es waren wohl sogar Vollreifungen. Während der weiße auch hier Sauternes war, ist die rote Variante im Tawny Port Cask gereift. Ergänzt wird die Reihe durch zwei ältere A Dream of Scotland Abfüllungen: Einem Palo Cortado gefinishten Port Charlotte und einem Grenache Noir Bruichladdich, der auch aus einem Doppelpack stammte, dessen weiße Doublette aber leider nicht mehr in meinem Vorrat war.
Bruichladdich Distillery, Loch Indaal, Isle of Islay | © Klaus Bölling, www.boelling.de
Die sechs Whiskys zeigen das Potential der Islay Whiskys aus der Bruichladdich Distillery, die sich hervorragend für Reifungen in guten Weinfässern eignen. Das Destillat ist stark und eigenständig genug, den Eigencharakter in die Reifung einzubringen – egal ob getorft oder ungetorft. Die Kombination aus den Bruichladdich Whiskys und besonderen Weinfässern führt oft zu großartigen Ergebnissen. Schade, dass solche Whiskys Ausnahmen in einer Zeit sind, in der viel zu oft massiv spritige Destillate in feuchten Fässern zu irgendwelchen ‚Monstern‘ aufgepimpt werden, um dann zu horrenden Preisen auf den Markt zu kommen. Das hat kurzfristig Erfolg – langfristig macht es den Whisky kaputt. Denn langfristig werden die Genießer erkennen, dass Whiskys wie die Fünf + 1 in dieser Reihe die wirklich Guten sind. Zumindest hoffe ich das ganz fest!
Bruichladdich, Progressive Hebridean Distillers | © Klaus Bölling, www.boelling.de

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