St Patrick's Day | Smoke on the Water

St Patrick’s Day trägt der kleine Drache ordnungsgemäß grün – denn diesmal wird es feurig. Irischer Whiskey mit Torfrauch? Das gibt es natürlich schon länger: Der Whiskey trägt den Namen einer Region an der Westküste der grünen Insel, stammt aber aus der Cooley Brennerei an der Ostküste und das rauchige Malz kommt aus Schottland. Da ist also recht wenig Irland und schon gar kein Terroir. Also gehen wir an die Südküste. Dort liegt Waterford, dort hat Marc Reynier eine stillgelegte Guinness-Brauerei in eine moderne Brennerei verwandelt, die traditionellen Whisky brennt, ohne ‚e‘ – aber mit irischem Terroir. Und daher ist der erste rauchige Malt der Distillery auch der erste Whisky Irlands, der seit langer Zeit wieder irisches Torf nutzt.

Waterford legt viel Wert auf Transparenz und liefert viele Daten zu den einzelnen Whiskys. Das geht bis zu Soundfiles vom Feld, auf dem die Gerste reift. Natürlich gibt es auch Angaben zum Boden etc. . Die meisten der bisher erschienenen Whiskys sind Single Farm Abfüllungen, die Ernte jeder Farm wird also separat gelagert, gemälzt und gebrannt. Daher hat jeder Whisky auch einen eigenen Charakter. 2022 sind zum ersten Mal zwei Whiskys aus getorfter Gerste erschienen. Auch sie stammen von zwei einzelnen Farmen. Das Getreide wurde 2017 geerntet, das Malz mit Torf aus Ballyteige im Co. Kildare geräuchert. Allerdings konnte das geräucherte Malz nicht in Irland hergestellt werden. Gerste und Torf wurden aus Irland zu Boortmalt in Glenesk, Scotland transportiert, dort gemälzt und mit dem Torf aus Kildare gekilnt. Das fertige Malz wurde dann 2018 in Waterford verarbeitet und destilliert, 2022 nach 3 Jahren, 8 Monaten und ein paar Tagen abgefüllt.

Connemara, Ireland | © Klaus Bölling, www.boelling.de

Und bei aller Transparenz und allen Texten über Terroir – bei Waterford natürlich amtlich als Téireoir bezeichnet – liegt bei diesen 3 Jahren und 8 Monaten das Problem: Der Whisky ist blutjung, da helfen alle Soundfiles vom Wind in der Gerste, Bodenschnitte und Fasslisten nichts. Und anders als bei kurz gereiften Wein lebt der Whisky nicht allein von Charakter des Bodens, auf dem die Gerste reift, sondern ebenso von der Dauer und Art der Reifung. Und Waterford Whisky reift nicht in Dunnage Warehouses neben dem Getreidefeld, durch die der Wind den Duft der Landschaft oder des Meeres weht und die die Feuchtigkeit der gestampften Lehmböden atmen, sondern in modernen Warehouses mit Betonboden auf Paletten. Da endet dann das Terroir.

Ist es also doch nur viel Gedöns um jungen Whisky in fancy Flaschen? Ich fürchte schon. Solange er gut ist, ist das aber egal. Also schauen wir, ob Waterford peated überzeugender ist, als The Cuvée 1.1, den es letztes Jahr zum St Patrick’s Day gab.

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