Laphroaig | 10 Jahre | Sherry Oak Finish

48,0%vol. | Bottling 2021

Das ist ein Whisky, auf den viele Fans gewartet haben: 10 Jahre alt, sherry Oak Finish und weder kühlgefiltert noch gefärbt. Sie können es also – wollen es aber wohl meistens nicht. Die Farbe ist kräftiges Gold, nicht übertrieben, einfach so, wie es sein soll.

Nosing

Klar, es ist ein Laphroaig. Da ist der Rauch, da ist dieses phenolisch-medizinische Komponente, das Meer, die Algen und der rauchige Moder sind auch da. Aber darüber liegt noch eine schöne Sherrynote, ein Holzton, der anderen Abfüllungen fehlt.

Es gibt den Laphroaig PX Cask aus dem Travel Retail – aber da ist der Sherry brachialer, wirkt aufgesetzter. Hier ist er da – aber er erschlägt die anderen Aromen nicht. Im Hintergrund kommt auch der Früchtekompott mit Vanillepudding – hier mit etwas mehr Pflaume alds Rhababer.

Taste

Im Geschmack ist es durchaus ein klar erkennbarer Islay Malt, ein Laphroaig mit der etwas kompromissloseren, qualmigeren Rauchigkeit. Er ist aber nicht so harsch wie der originale 10er, sondern bietet weitere Aspekte. Der Whisky wird an der Zunge trocken, lässt die Früchte nur kurz aufblitzen, dann dominieren die Phenole des Rauchs. Aber der Sherry rundet das alles ab und gibt Tiefe hinzu.

Finish

Der Nachklang ist trocken und rauchig, es bleiben verbrannte, kokelnde Pflaumen und angebranntes Pflaumenmus. Braucht niemand im Topf – aber im Glas ist es großartig.

Conclusion

Laphroaig bietet im Travel Retail einen interessanten PX gefinishten Whisky in der Literflasche und hat mit dem Triple Wood einen weiteren Vertreter mit Sherryanteilen im Angebot. Beim PX wirkt der Sherry etwas zu aufgesetzt und brachial, was dem fehlenden Alter geschuldet ist. Auch beim Triple Wood fehlt das Alter und der Whisky ist ungehobelter.

Der 10er Sherry Oak hat bereits eine Grundreife, auf der der Sherry aufsetzt, ohne dem Whisky seinen Grundcharakter zu nehmen. Das ist einerseits nicht sonderlich spektakulär – bringt aber einen soliden 10jährigen Islay-Whisky mit Tiefe und einer gewissen Komplexität. Mit 50 € wäre er fair bepreist – aber natürlich werden 10 – 20 € mehr aufgerufen. So ist das heute – so nervt das heute.

88 Punkte

Laphroaig Distillery, South Islay | © Klaus Bölling, www.boelling.de

Laphroaig Distillery

founded: 1815 | Region: Islay
Owner: Beam Suntory
Capacity: 3.300.000 litres

Quelle: Ingvar Ronde, Malt Whisky Yearbook 2021

Laphroaig ist eine der klassischen Islay Distillerys. Auch wenn aktuell massig neue Distilerys auf Islay gegründet werden – Laphroaig bleibt einzigartig. Der Rauch dieser Distillery ist krasser, hat stärkere maritime Einflüsse und eine medizinische Komponente.

Laphroaig gehört zu den wenigen Destillen, die noch einen Teil ihres Malzes selbst herstellen und mit eigenem Torf trocknen. So sieht man hier auchregelmäßig den Kiln qualmen.

Prince Charles ist einer der Fans dieser Destille, was irgendwie gut passt. Zudem ist er der legitime Nachfahre der Lords of the Isles, die ihren Sitz auf Islay hatten. Und somit ist Laphroaig vielleicht ‚der Islay Malt‘ – auch wenn andere mehr Publicity machen.