Longrow | 100 Proof - Batch No. 1

Single Malt Scotch Whisky

57,1%vol. | bottled 2025 | Refill Bourbon & Refill Pinot Noir

un-chillfiltered

chillfiltered

natural colour

coloured

un-peated

peated

cask strength

Single Cask

Die ikonische Distillery in Campbeltown ist sicherlich Springbank. Das wird sicherlich auch beim Campbeltown Malts Festival wieder zu einem absurden Run auf die Abfüllungen führen. Bevor morgen der Open Day der Distillery stattfindet, starten wir mit einem aktuellen Longrow, also der zweifach destillierten, rauchigen Variante.

100 Proof sind gerade in. Aber anders als bei der Signatory Serie, die Abfüllungen mit Altersangabe zu einem günstigen Preis auf den Markt bringt, hat dieser Longrow keine Altersangabe. Dafür aber einen hohen Preis, der bei den deutschen Online-Shops im Frühjahr 2025 bei 99 € beginnt und hinauf bis 130 € bei den unangenehmen Gesellen unter den Abzockern geht. UVP bei Hawe ist übrigens 79,90 €. Und auf der Website von Springbank wird er mit £ 60 gelistet. Das sind knapp 72 €.

Der 100 Proof soll in jährlichen Batches erscheinen. Batch No. 1 aus dem Jahr 2025 reifte in einer Kombination aus Refill Bourbon und Refill Pinot Noir. Die Farbe ist golden, ein Rotstich vom Wein ist nicht erkennbar – ok, war ja auch Refill.

Nosing

In der Nase ist der Whisky zunächst eher verhalten. Es ist Rauch erkennbar, der aber im Glas bleibt, vielleicht ein maritimer Hauch, dazu etwas hellfruchtige Süße. Mit der Zeit kriecht der Rauch dann doch stärker aus dem Glas heraus, hat jetzt auch den schmutzigen Longrow Funk. Darunter ist die süße Basis aus Vanillesoße auf Apfelbrei aus reifen, süßen Äpfeln mit ein paar Sultaninen.

Taste

Mit ein paar Tropfen Wasser ist der Whisky im Mund recht ölig und mundfüllend, der Alkohol ist kräftig aber nicht brennend. Dann entfaltet sich der Rauch mit der schmutzig-maritimen Hafennote. Auch im Geschmack ist die Basis aus dem Apfelbrei mit der Vanillesoße vorhanden. Aber was kommt dann? Wirkliche Tiefe finde ich nicht.

Finish

Die erwartete rauchig-maritime Campbeltown Aromatik blitzt zwar auf, ist dann aber recht rasch verschwunden und hinterlässt erstaunlicherweise nicht einmal nachhaltigen Rauch am Gaumen.

Conclusion

Das ist etwas enttäuschend, da würde ich von Longrow mehr erwarten. Und was hat das Pinot Noir Cask außer dem Namen beigesteuert? Vielleicht ist der Whisky einfach zu jung und kommt nicht so richtig aus dem Knick. Auch zum Originalpreis muss man diesen Longrow nicht kaufen.
Keil Hotel, Southend, Kintyre Peninsula, Argyll, Scotland | © Klaus Bölling, www.boelling.de

The Online Scotch Whisky Awards:

Best Distillery 2021 | 2022 | 2023

Springbank Distillery

founded: 1828 | Region: Campbeltown
Owner: Springbank Distillers (J & A Mitchell)
Capacity: 500.000 litres

LPA: Litres of Pure Alcohol

Quelle: Ingvar Ronde, Malt Whisky Yearbook 2025

Springbank liegt in Campbeltown auf der Halbinsel Kintyre. Hier gab es einst über 30 Distilleries – heute sind Springbank und Glengyle (die zur gleichen Besitzerfamilie gehören) und Glen Scotia geblieben. Aber weitere Brennereien werden in den nächsten Jahren an den Start gehen.

Springbank produziert drei Marken: Longrow ist stark getorft und zweifach destilliert, Springbank lightly peated und zweieinhalbmal destilliert, Hazelburn ungetorft und dreimal destilliert. Direkt auf dem Nachbargrundstück betreibt man die Glengyle Distillery, die ihre Whiskys unter der Marke Kilkerran produziert.

Springbank macht alles so, wie wir Nerds es lieben: Keine Färbung, keine Kühlfilterung, Handarbeit ohne Automatisierung, beschäftigt werden die Menschen aus der Region, das Malz wird auf eigenen Malzböden produziert, gelagert und abgefüllt wird vor Ort. So sind unsere romantischen Träume von Whisky, hier werden sie Realität.

Die Kehrseite: Natürlich werden diese Whiskys gehypt und gesammelt – das Angebot ist zu knapp, die Preise steigen, die ‚Investoren‘ wittern ihre Chance. Auch wenn die Whiskys zu einem guten UVP herausgegeben werden, sind sie dafür eher nicht zu kaufen – zumindest nicht ohne Beziehungen zu Händlern vor Ort. Einige Online-Shops legen gleich eine ordentliche Schippe drauf und nehmen den Zweitmarktpreis vorweg. Und viele Fans, die diese Whiskys einfach nur genießen wollen, können oder wollen sie sich dafür nicht mehr leisten. Schade um diesen guten Stoff.