All good things come in threes | Blair Athol hätte mehr verdient

Blair Athol ist eine klassische Highland Distillery. Die Brennerei liegt in dem netten kleinen Örtchen Pitlochry, das auch aufgrund seiner Lage an der A 9, der Verbindung in den Norden Schottlands, ein beliebter Touristenort ist. Ganz in der Nähe liegt auch der Ort Blair Atholl (im Gegensatz zur Distillery mit zwei ‚l‘ am Ende) und Blair Castle, dem Sitz des Murray Clans mit einem absolut sehenswerten Park. Und die Cairngorm Mountains sind eine tolle, wilde Highlandlandschaft. So soll Schottland sein!

All Good Things Come in Threes – aller guten Dinge sind Drei. Warum? Weil drei Whiskys besser sind als kein Whisky …

Die Brennerei ist eine der vielen Diageo Brennereien – und das ist natürlich ein Problem. Der Focus des weltgrößten Spirituosenkonzerns liegt sicherlich nicht auf dem Nischenprodukt Single Malt Whisky, sondern auf den Umsatzbringern. Das sind im Whiskymarkt die Blended Scotch Whiskys, bei Diageo natürlich vor allem Johnny Walker und Bells, dessen Lead Malt Blair Athol ist.

Und so gibt es von Blair Athol keine Core Range. Es gibt eine Abfüllung in der Flora & Fauna Serie, die nicht schlecht ist. Ansonsten sind die Genießer auf die unabhängigen Abfüller angewiesen, die zum Glück bisher gut mit Blair Atrhol versorgt wurden. Ich hoffe, das bleibt so und entwickelt sich nicht wie bei anderen Diageo Brennereien, deren Abgabe verknappt und massiv verteuert wird, siehe Caol Ila.

Blair Athol hätte eine Core Range verdient – allerdings keine Diageo Core Range mit gefärbten und gefilterten 40%ern, sondern  zumindest so etwas wie bei Craigellachie. Eigentlich müsste man darauf hoffen, dass jemand die Brennerei aus dem Konzern herauskauft und endlich die Whiskys herstellt, die Blair Athol wirklich verdient. Passieren wird das sicherlich nicht, Diageo braucht den Single Malt für seine Blends.

Falls of Dochart, Killin | © Klaus Bölling, www.boelling.de

Natürlich sind die unabhängig abgefüllten Blair Athols eine Alternative. Das offenbart aber auch ein Problem, wie dieses Tasting zeigt: Nicht jedes Einzelfass ist tatsächlich so gut, dass es als Single Cask abgefüllt werden sollte. Manche Fässer wurden sich sicherlich gut im Vatting für größeres Batch machen. Die Preise für die Single Cask Abfüllungen gehen gerade massiv durch die Decke – die Qualität hält da nicht mehr mit. Und so werden von vielen Whiskys die Standard-Abfüllungen wieder wesentlich interessanter. Es ist immer ein Risiko, eine Single Cask Abfüllung wie z. B. den hier verkosteten Blair Athol von Best Dram für aktuell (Mai 2023) knapp 110 € zu kaufen, nur um dann abgrundtief enttäuscht zu sein.

Blair Athol hätte mehr verdient. Zum Beispiel eine 15jährige Abfüllung, ungefärbt, nicht kühlgefiltert mit 46%vol. für 70 €. Andere Konzerne können das, Diageo traue ich es leider nicht zu. Schade für die wunderbare Blair Athol Distillery.

All good things come in threes | Blair Athol hätte mehr verdient