Whisky Week | Glenallachie | Whiskys aus der Vergangenheit

Glenallachie ist eine Distillery, die erst spät auf der Landkarte der Whisky-Nerds erschienen ist. Bis zur Übernahme durch Billy Walker, der sich spätestens in seiner Zeit bei Glendronach und Benriach einen legendären Ruf erarbeitet hat, flog die Distillery eher unter dem Radar und produzierte Blendfiller für Pernod Ricard.  Walker übernahm nicht nur die Distillery, sondern auch gefüllte Lager. Seitdem macht er das, was er auch bei Glendronach perfektionierte: Whisky aus mediokren Fässern in aktives Holz umlagern und als gefinishten Whisky auf den Markt bringen. Das sind dann die Whiskys aus der Vergangenheit von Glenallachie. Aber was bringt die Zukunft?

Walker hat zusammen mit Trisha Savage und Graham Stevenson 2017 die GlenAllachie Distillers Company gegründet und die Distillery gekauft. Eines seiner Markenzeichen auch hier: Der Großbuchstabe zur Trennung der Namensteile, was man auch von GlenDronach und BenRiach kannte. Glenallachie ist das Tal der Felsen, entsprechend durfte ein Steinbildhauer das Schriftlogo in Stein meiseln. Heraus kam etwas, das dem Computerfont Flintstone ähnelt, der eigentlich ein No-Go ist.

Billy Walker arbeitet seit 1972 in der Whiskyindustrie und ging seinen Weg über Hiram Walker zu Inver House, wo er sechs Jahre lang als Masterblender tätig war. Danach folgten zwei Jahrzehnte bei Burn Stewart mit der Wiederbelebung der Distilleries Tobermory und Deanston. Mit der Übernahme von Burn Stewart durch einen Finanzinvestor suchte Walker neue Herausforderungen. Gemeinsam mit anderen Investoren übernahm er 2003 die stillgelegte Distillery Benriach von Pernod Ricard, 2008 folgte ebenfalls von Pernod Ricard Glendronach. 2013 übernahm The BenRiach Distilling Co. dann noch Glenglassaugh.

Glenallachie Distillery, Speyside | © Klaus Bölling, www.boelling.de

2016 wurde The BenRiach Distilling Co. mit den drei Distilleries von Brown-Forman (u. a. Jack Daniel’s) gekauft und Walker musste sich neu orientieren. Mit Glenallachie setzte er die bei Benriach und Glendronach begonnene Arbeit fort und festigte seinen Ruf als Meister der Fassauswahl und des Finishings.

Die 1967 gegründete Distillery verfügt über zwei Paare von Wash und Spirit Stills mit unterschiedlichen Spirit Safes. Daher können problemlos zwei unterschiedliche Spirits (z. B. getorft und ungetorft) hergestellt werden. Die Produktionskapazität beträgt mit diesem Equipement 4 Mio. LPA, wurde aber von Walker und seinem Team auf aktuell ca. 500.000 Liter reduziert. Man arbeitet mit langen Fermentationszeiten von etwas 160 Stunden.

Glenallachie, Warehouses | © Klaus Bölling, www.boelling.de

Der Spirit, den Glenallachie aktuell herstellt, dürfte sich also fundamental von dem unterscheiden, der aktuell abgefüllt wird. Es wird zukünftig also spannend zu sehen und zu schmecken, wie der neue Glenallachie Whisky wird. Bis dahin bleibt die Frage, wie gut gefüllt sind die Lagerhäuser und ist die Qualität ausreichend, um bis zum Erscheinen eines reifen, neuen Glenallachies weiterhin qualitätsvolle Abfüllungen auf den Markt zu bringen.

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