Glen Scotia | 15 Jahre | Campbeltown Malts Festival 2019
Rum Cask Finish | peated | 51,3%vol.
Das Bottling zum Campbeltown Malts Festival ist immer eine besondere Abfüllung von Glen Scotia, der wunderbaren Distillery, die in den letzten Jahren massiv an Profil gewonnen hat, aber zum Glück noch nicht so overhyped ist wie Springbank. Hoffentlich bleibt dies so. 2019 war es kein Weinfass, in dem der peated Whisky gefinisht wurde. Dieser reifte im Rum Cask nach und hat immerhin das gute Alter von 15 Jahren. Die Farbe ist ein leuchtendes Gold.
Nosing
Die Campbeltown Distilleries haben sich tatsächlich ihren eigenen Stil bewahrt. Das ist kein easy drinking Stuff, das sind Whiskys mit Ecken und Kanten. Und auch dieser Festival-Whisky repräsentiert diesen Style. Nicht nur weil er rauchig ist, mit einem Rauch, der nicht wie bei den benachbarten Islay Whiskys straight nach vorne geht, der aber mineralisch und maritim vorhanden ist, der eine schmutzige Note in das Aroma bringt. Dazu kommt aber auch eine süß-fruchtige Komponente, vielleicht sogar ein wenig tropisch, mit einem Hauch Banane mit Vanillepudding, was zum Rum Finish passen würde. Alkohol ist in der Nase nicht zu spüren, allenfalls als leicht erfrischende Note, die mit den Früchten harmoniert.
Taste
Im Geschmack ist der Whisky kräftig, der Alkohol drückt die Aromen nach vorn, ist aber nicht störend. Trotzdem könnten ein paar Tropfen Wasser nicht schaden. Süße ist nur sehr zurückhaltend im Antritt vorhanden und wandelt sich dann zu einem trockenen Ende. Mit ein paar Tropfen Wasser öffnet sich der Whisky, der Rauch entfaltet sich. Es kommen ein paar eingelegte Früchte, überreife Kirschen und rauchige Schokolade. Da ist auch KiBa – oder besser, da ist der Geschmack, den wir in der eckligen Mischung der süß-dickflüssigen Säfte gesucht und nie gefunden haben. Das ist KiBa für die Fischer im Hafen, deren Hände das Glas halten und nach Maschine und Seafood riechen.
Finish
Im Nachklang ist der Whisky trocken aber nicht adstringierend. Er erinnert an einen guten Rotwein, der trocken endet. Ein Abend im Hafen von Campbeltown, wenn die Waverley aus Glasgow anlegt.
Conclusion
Ein sehr schöner, eigenständiger und reifer Whisky. Mit Rum kenne ich mich nicht aus – aber hier sind es sicherlich nicht die Rum-Noten, die im Vordergrund stehen. Mag sein, dass sie für die Fruchtkomponente stehen, die so schön mit dem Rauch und der maritimen Wildheit dieses Whiskys harmoniert. Glen Scotia macht hervorragende Whiskys. Aber das sollten wir für uns behalten …
Glen Scotia Distillery
founded: 1832 | Region: Campbeltown
Owner: Loch Lomond Group (Hillhouse Capital)
Capacity: 800.000 litres
Quelle: Ingvar Ronde, Malt Whisky Yearbook 2022
Drei Distillerys sind von den 1825 etwa 30 Brennereien übriggeblieben. Auch wenn vor allem Springbank gehypt wird – Glen Scotia hat sich in den letzten Jahren zu einem echten Tipp entwickelt. Noch sind die Whiskys bezahlbar und verfügbar. Aber sie geraten leider immer mehr in den Fokus.
Aktuell gehört die Brennerei zur Loch Lomond Group, die wiederum der chinesischen (Hongkong) Kapitalgesellschaft Hillhouse Capital gehört.