Irish Whiskey | Ein Markt in Bewegung
St. Patrick's Day Special
St. Patrick’s Day ist eine gute Gelegenheit, sich mal wieder etwas ausführlicher mit irischem Whiskey zu beschäftigen. Während die Maltheads sich bisher sehr auf die schottischen Produkte, die Eigenheiten jeder Brennerei und die Besonderheiten ihrer Lieblingsregionen konzentriert haben, hat sich der irische Whiskey in den letzten Jahren rasant entwickelt. Und wird in den nächsten Jahren weiter an Bedeutung gewinnen und interessante Whiskey hervorbringen.
Ursprünglich war die irische Whiskey-Welt recht einfach. Es gab die Blends von Paddy’s über Jameson bis Tullamore. Die ganz waren ganz nett und kamen gewöhnlich aus der New Midleton Distillery im County Cork. Die gehört zu den größten Destillerien der Welt und kann mit Pot Stills und Column Still die verschiedensten Produkte unter einem Dach produzieren. Hervorgegangen ist sie aus dem Zusammenschluss von John Power & Son, John Jameson & Son und den Cork Distillers zu Irish Distillers im Jahr 1966. Die alten Brennereien wurden geschlossen und die Produktion in Midleton zusammengelegt. 64 Mio. Liter puren Alkohol kann man hier im Jahr produzieren.
Ein irisches Whiskey-Monopol entsteht
Die zweite Distillery lag am anderen Ende der Insel in Nordirland. Die Old Bushmills Distillery im County Antrim ist eine der ältesten Whiskey-Destillerien der Welt und eine der wenigen der einstmals zahlreichen irischen Destillen, die die amerikanische Prohibition und die Weltkriege überlebt haben. 1972 wurde sie von Irish Distillers übernommen, womit der komplette irische Whiskeymarkt in der Hand einer Company war – ein Monopol für Irish Whiskey.
Dies änderte sich erst 1985 als John Teeling die Teeling Familie zurück ins Destillerie-Geschäft brachte und die staatliche Destillerie in Cooley, Co. Loth, die aus Kartoffeln Industriealkohol produzierte übernahm. Er fügte den vorhandenen Column Stills Pot Stills hinzu und ab 1987 war das Monopol gebrochen, eine neue Distillery war aktiv und neue irische Whiskymarken (Connemara, Tyrconnell, Kilbeggan konnten sich entwickeln.
Seit 2012 kommt Bewegung in die irische Whiskey-Welt
Dann wurde es erstmal wieder ruhiger auf dem Markt. 1988 übernahm der international tätige Getränkekonzern Pernod Ricard Irish Distillers, 2005 verkaufte er Bushmills an den Konkurrenten Diageo.
Richtig in Bewegung gekommen ist die irische Whiskey-Welt erst seit 2012. Da eröffnete in Dingle die gleichnamige Distillery – und seitdem wird gefühlt jedes Quartal eine neue Destillerie eröffnet oder angekündigt. Oder es gibt Firmen, die sich zwar als Distillery bezeichnen, aber gar nicht oder noch nicht destillieren, sondern gesourcten Spirit verkaufen. So ist der Markt vielfältig und unübersichtlich geworden. Da diese Destillerien, wenn sie produzieren noch nicht lange produzieren gilt weiterhin: Alter irischer Whisky kommt von New Midleton, Bushmills oder Cooley.
Cooley wurde 2011 an den amerikanischen Beam-Konzern verkauft, der wiederum 2014 vom japanischen Konzern Suntory übernommen wurde. John Teeling hat 2015 in Dundulk in der Nähe von Cooley eine stillgelegte Diageo-Brauerei übernommen und die Great Northern Distillery aufgebaut, die ebenfalls auf Column und Pot Stills die verschiedensten Stile produzieren kann und den Alkohol hauptsächlich an andere Marken, auch im Ausland, verkauft. Die Söhne der Familie betreiben in Dublin ebenfalls seit 2015 die Teeling Distillery.
Waterford macht Whisky
Eine weitere beachtliche Neugründung ist die Waterford Distillery, die Mark Reynier 2016 in einer stillgelegten Diageo-Brauerei in Waterford gründete, nachdem Bruichladdich auf Islay an Remy Cointreaux verkauft war. Er bezieht sich weniger auf die irische Tradition, nutzt die schottische Schreibweise Whisky und stellt das Terroir der Gerste und ihrer Produzenten in den Mittelpunkt.
Und sonst? Eine Menge weiterer Distilleries hat begonnen zu produzieren, Bushmills wurde 2014 von Diageo an die mexikanische Company Casa Cuervo übergeben (gegen die noch fehlende Beteiligung an der Tequila-Marke Don Julio), damit war der weltgrößte Spirituosenkonzern aus dem Destillerie-Geschäft in Irland draußen, hat aber inzwischen mit der Roe & Co Distillery, die seit 2019 in Dublin produziert, wieder einen Fuß im irischen Markt. Und Tullamore D.E.W, seit 2010 im Besitz von William Grant & Sons (Glenfiddich) wird nicht mehr in Midleton produziert, sondern in der eigenen 2014 an den Start gegangenen Distillery in Tullamore.
Klaus Bölling, März 2022