Glendronach | Cask Strength | Batch 12

Single Malt Scotch Whisky

58,2%vol. | bottled 2023 | PX Sherry, Oloroso Sherry | Distillery Bottling

un-chillfiltered

chillfiltered

natural colour

coloured

un-peated

peated

cask strength

Single Cask

Glendronach ist die Geschichte einer verlorenen Liebe und damit ist es schwer, die Whiskys objektiv zu bewerten. Ok, trotzdem mache ich mal einen neuen Versuch mit Glendronach. Batch 12 vom Cask Strength, kein Alter, aber wenigstens die klare Aussage, das nicht gefärbt und nicht chillfiltered wurde. Reifung in PX und Oloroso, kräftige Farbe, Preis zwischen knapp 80 und über 90 € für einen Konzernwhisky ohne Alter.

Nosing

In der Nase ist er sehr schön. NAS – aber es kommen keine unreifen Töne. Allerdings ist es zunächst auch kein klassischer Sherry Whisky. Er ist süß und cremig – aber da ist vor allem eine schöne Vanillenote, da ist tatsächlich ordentliche Crème Brûlée. Dann kommt Fruchtkompott mit Zimt, keine Trockenfrüchte, kein Leder, dafür ist er wohl doch zu jung. Schön ist das Aroma trotzdem. Die Grundlage ist süß, wird aber nicht klebrig, weil die Oloroso-Anteile ausreichend herbe Töne beisteuern, leicht staubig mit Bitternoten von Nussschalen. Keine uneifen Aromen, sondern eine schöne Balace zwischen frischen Früchten und herber Würze. Ein schönes Aroma.

Taste

Der Whisky hat 58,2%vol., die sind im Geruch nicht auffällig – aber zum Trinken natürlich zu stark. Ein Spritzer Wasser tut gut und verwässert den Whiyk keineswegs. Die herben Aromen werden etwas deutlicher. Auch im Geschmack ist der Whisky nicht unreif. Er hat schöne Frucht mit Kirschbonbons, vielleicht etwas Blutorange und ein wenig Zwetsche, dazu kommt herbe Würze und Eiche, die nicht aufdringlich wird. Der Whisky ist perfekt komponiert.

Finish

Sicherlich kann man kein Mega Finish erwarten – aber es kommen halt auch keine muffigen Töne, keine überoxidierten Sherry-Reste. Es ist Holz vorhanden, das Kirschbonbon hallt nach, dann kommt eine Wiener Neapolitaner Schnitte -aber nicht quietsch-süß, sondern nussig-herb.

Conclusion

Verletzte Liebe hin oder her – das ist ein toller Whisky. Trotz fehlendem Alter ist er nicht unreif, er ist nicht alt, aber trotzdem komplex, hat Holz, hat Sherryaromen, die nicht einfach aufgebügelt sind, sondern gut integriert, hat aber auch einfach gute Vanille vom Fass. Er trägt die Unterschrift von Rachel Barrie, was uns Billy Walker Nerds, noch immer ein wenig irre werden lässt. Aber er trägt sie zu Recht. Das ist ein schöner, lecker Whisky, um Längen besser als so manches aufgeblasene Holzmonster aus klebrigen Sirupfässern, das uns unabhängige Abfüller viel zu oft servieren.
Pennan, Aberdeenshire | © Klaus Bölling, www.boelling.de

Glendronach Distillery

founded: 1826 | Region:  Highlands
Owner: Benriach Distillery Co (Brown Forman)
Capacity: 2.000.000 litres

Quelle: Ingvar Ronde, Malt Whisky Yearbook 2023

Kurze Zeit hat Glendronach viele Träume der Whiskygemeinde erfüllt und wunderbare Whiskys produziert. Es war die Geschichte einer Konzernbrennerei, die unabhängig wird, aufblüht und dann wieder in die Hände eines Konzerns fällt, um zu verblassen. Whiskykapitalismus eben …

2008 verkauft Pernod Ricard die Distillery an die Eigentümer der Benriach Distillery, eine Investorengruppe um den genialen Whiskymaker Billy Walker. Glendronach produziert unter dessen Ägide ikonische, sherrybetonte Whiskys, die erschwinglich bleiben und qualitativ hoch bewertet werden. Ein Traum für die Whiskynerds, der hielt, bis der amerikanische Konzern Brown Forman seine Hände ausstreckte und die Investoren ihre Rendite wollten.

Billy Walker ging und übernahm Glenallachie. Der Konzern und kurz danach Rachel Barrie kamen, die Whiskys wurden unerschwinglich und ihre Qualität ermüdete … Schade!