Waterford | Argot

Irish Single Malt Whisky

47,0%vol. | bottled 2023 | 1st Fill Bourbon, Vin Doux, French wine, American Oak

un-chillfiltered

chillfiltered

natural colour

coloured

un-peated

peated

cask strength

Single Cask

Waterford ist eine junge Distillery, deren Mythos sich vor allem aus dem Renommee des Gründers und Besitzers Mark Reynier speist. Der hat zusammen mit Jim McEwan und anderen die Bruichladdich Distillery groß gemacht und wird sicherlich mit Waterford ähnliches versuchen. Diese Abfüllung verzichtet auf all das Gedöns mit Terroir des einzelnen Gerstenfelds – hier sind Spirits von 14 verschiedenen Farmen zu einem Cuvée vereint worden. Abgefüllt wurde auch nicht mit den typischen 50%vol. sondern mit 47%vol.. Warum? Keine Ahnung, wahrscheinlich wollte man auch mal einen unkomplizierten Trinkwhisky konzipieren. Einen Haken hat die Sache natürlich – die jüngste Komponente des Whiskys ist 3 Jahre alt und der Rest kann nicht viel älter sein.
Argot soll an die Untergrundsprache der Gauner und Ausgestoßenen erinnern, Argot is our wild Child, schreibt die Distillery. Also schauen wir, ob das Kind tatsächlich wild oder einfach nur jung ist.

Nosing

In der Nase ist das Kind vor allem jung. Das ist der grasige Geruch von unreifem Whisky, die Aromen aus den Washbacks, frisches Malz und Getreide. Hier sind wenig unreife Früchte, das Getreide ist im Vordergrund, hat auch Röstaromen, vielleicht etwas gemahlener Malzkaffee. Im Hintergrund sind dann auch ein paar matschige Birnen mit grünem Birnenlaub.

Taste

Das ist malzig, getreidig, da ist etwas Stroh und vielleicht ist da auch etwas Rauch. Röstaromen sind vorhanden, die zusammen mit dem leichten Rauch – oder kommt es von den ausgebrannten Fässern – die Jugend etwas einfangen und Interesse an dem Whisky wecken. Die Grundsubstanz ist malzzuckrig süß, da ist Blockmalz, da sind Röstnoten, da sind die grasigen Aspekte.

Finish

Etwas Röstmalz mit einem Hauch Rauch und ein paar nussigen Aromen bleiben am Gaumen. Es bleibt aber auch eine junge Bitterkeit.

Conclusion

Ach ja, das ist halt junger Whisky. Es ist guter junger Whisky, es ist junger Whisky mit einer gewissen Komplexität – aber am Ende ist es Whisky, der mir noch nicht wirklich Spaß macht. Drei Jahre sind einfach zu jung. Waterford braucht noch Zeit, bis der erste überzeugende Whisky kommt. Vielleicht können die rauchigen Abfüllungen schon überzeugen – der Argot hat gute Ansätze, am Ende fallen mir aber so viele andere Whiskys ein, die ich viel lieber trinken möchte. Es wird wohl noch dauern, bis die erste der fancy blue Bottles bei mir im Regal steht.
Sheephaven Bay, County Donegal, Ireland | © Klaus Bölling, www.boelling.de

Waterford Distillery

founded: 2015 | Region: Ireland, Co. Waterford
Owner: Renegade’s Waterford Distillery Ltd.
Capacity: 1.000.000 litres

Mark Reynier kommt aus dem Weinhandel und ist über den unabhängigen Abfüller Murray McDavid zum Whisky gekommen. Im Jahr 2000 hat er mit Simon Coughlin und Gordon Wright die 1995 stillgelegte Bruichladdich Distillery auf Islay wieder zum Leben erweckt und mit grandiosen Mitstreitern wie Jim McEwan und dem 2020 leider verstorbenen Duncan McGillivray zu neuer Blüte und zu großem Renommee geführt. Viele der Entwicklungen der modernen Whiskywelt, wie Wein-Finishes wurden hier entwickelt. 12 Jahre später war man so erfolgreich, dass die Brennerei – gegen den Willen von Reynier – für die Rekordsumme von 58 Mio. britischen Pfund an den Konzern Remy Cointreaux ging.

Reynier blieb dem Whisky treu und kaufte mit seinem Anteil eine stillgelegte Brauerei im irischen Waterford, die seit Ende 2015 arbeitet. Und auch dies soll eine große Geschichte werden, denn Reynier will hier das aus dem Weinbau bekannte Terroir für den Whisky entdecken. Im Mittelpunkt stehen die Gerste und ihre Produzenten. Nach Farm getrennt wird die Gerste verarbeitet und destilliert, sodass der Charakter jeder Farm im Whisky erkennbar wird. Die ersten Destillate zeigen zumindest signifikante Unterschiede trotz vergleichbarer Reifung. Waterford könnte eine der spannendsten Distilleries der nächsten Jahre werden. Und diesmal drängt hoffentlich niemand Mark Reynier zum Verkauf.