Ardnamurchan | The Midgie 2025

Single Malt Scotch Whisky

48,0%vol. | bottled 2025 | Ex-Bourbon Barrel, Port Barriques, Sherry

un-chillfiltered

chillfiltered

natural colour

coloured

un-peated

lightly peated

cask strength

Single Cask

Im letzten Jahr war The Midgie eine Abfüllung, die gemeinsam mit dem Repellent Hersteller Smidge auf den Markt gebracht wurde und eigentlich nur in Großbritannien erhältlich war. Das Biest präsentierte sich als eher überlauniger Klops mit Tartankappe. Ein Quälgeist, der wie ein Quälgeist aussieht. In diesem Jahr ist das Biest eigenständig geworden, auch bei uns zu erhalten und es hat sich noch einen Schluck Portwein gegönnt. Auch ansonsten: kein Klops, keine Tartankappe, das selbstbewusste Quälgerät trägt flotte Sneaker und schwingt das Glencairn Glas. Da dürfte es ein Repellent schwer haben. Und ich konnte die Flasche natürlich auch nicht abweisen.

Der Whisky besteht aus 2017 unpeated befüllten ex-Bourbons ASBs, 2018 peated befüllten ex-Bourbon ASBs, 2019 unpeated befüllten Port Barriques und einem 2018 peated befüllten Sherry Butt. Die Abfüllung ist etwas dunkler als die letztjährige und der Port fügt einen leichten Rotstich hinzu. Im Sommer 2025 bekommt man die Abfüllung für um die 55 € – dafür kann man mit The Midgie schon mal anstoßen.

Nosing

Trotz der 48%vol. Trinkstärke ist der Alkohol zunächst in der Nase präsent, verfliegt dann aber etwas und macht einer herben Fruchtnote mit Erdbeeren und Brombeeren Platz. Rauch ist in der Nase zunächst gar nicht so präsent, da ist eher ein erdig-mineralischer Funk, der gut zu den Früchten passt. Der Port gibt hier eine wunderbare Note aus Weingummi und Cassis. Da ist aber auch ein Fruit Scone mit Clotted Cream und Strawberry Jam (hier ausnahmsweise mit Jam auf Cream und nicht umgekehrt …). Das Ganze gibt es aber in einem etwas feuchten Gartencafé und irgendwo entfernt lodert doch ein Torffeuerchen. Genau diese Bedingungen mögen die Midgies …

Taste

Der Alkohol ist auch im Geschmack präsent – nun gut, der Whisky ist zwar nicht jung, aber schon jugendlich rough. Schon ein paar Tropfen Wasser helfen hier ohne die interessante Roughness zu zerstören. Da sind vergorene Erdbeeren, da ist der Fruit Scone aus rauem Mehl mit wenig Muscovado-Zucker. Der Rauch ist integriert und tritt eigentlich nicht als präsentes Aroma auf, sondern bindet die Süße ein und sorgt für West Coast Terroir.

Finish

Im Nachklang bleibt das getreidige Scone mit der angegorenen Marmelade und einem erdig-röstigen Funk. Es bleibt kein eigentlicher Peat Smoke, es bleiben aber Röstaromen, dunkle Brotrinde mit Resten der Marmelade, leicht angebrannter Toast.

Conclusion

Ardnamurchan nimmt Highland Peat, auf der Halbinsel selbst kann kein Peat abgebaut werden. Das sorgt für eher kräutrige Rauchnoten ohne direkten Coastal Charakter – passt aber trotzdem wunderbar zur West Coast. Ich war erst vor kurzem wieder da und Nosing und Taste erinnern mich sofort an die Ardnamurchan Halbinsel, eine der abgelegenen und großartigsten Regionen in Scotland. Die herben Fruchtaromen heben dieses Batch 2 nochmal über das letztjährige sehr gute Batch 1 hinaus. Ein Whisky, mit dem man am Sound of Mull sitzen kann, die Sonne versinkt langsam, eine Fähre von den Outer Hebrides ist auf dem Weg nach Oban, gegenüber liegt die Isle of Mull. Und solange ein leichter Wind über Land und Steine weht, bleiben auch die Midges fern. Klar, das ist alles nicht wirklich objektiv. Aber auf objektiven Whisky habe ich auch gar keine Lust, der Whisky soll doch gerne wilde Assoziationen und gute Erinnerungen wecken. Ich liebe diese Abfüllung aus einer meiner absoluten Lieblingsdestillen!

Kilchoan, Ardnamurchan Peninsula | © Klaus Bölling, www.boelling.de

Ardnamurchan Distillery

founded: 2014 | Region: Highlands
Owner: Adelphi Distillery Ltd.
Capacity: 500.000 LPA

LPA: Litres of Pure Alcohol

Quelle: Ingvar Ronde, Malt Whisky Yearbook 2025

Eine junge Distillery, die relativ abgelegen im Westen Schottlands auf der Ardnamurchan Peninsula gegenüber der Isle of Mull liegt.

Die Distillery gehört dem unabhängigen Abfüller Adelphi und wird sicherlich ein Garant für ausgefallene Qualitätswhiskys. Zumindest lassen die ersten jungen Whiskys dies erwarten.

Wie bei vielen ambitionierten, jungen Destillerien legt man auch bei Ardnamurchan einen Schwerpunkt auf eine nachhaltige Produktion mit dem Ziel der Klimaneutralität.

Es werden sowohl rauchige als auch nicht rauchige Whiskys produziert. Ardnamurchan ist sicherlich eine der interessanten neuen Brennereien.

Bei den Online Scotch Whisky Awards (OSWAs) wurde Ardnamurchan nach drei Siegen in der Kategorie ‚Best new Distillery‘ 2024 zur ‚Best Distillery‘ gewählt. Das ist ein respektabler Erfolg, denn hier voten nicht bezahlte Juroren, sondern die Online Community der Whisky Nerds und Anoraks.