Islay Blended Malt | aged 15 years | A Dream of Scotland

53,5%vol. | Bourbon & Oloroso Cask Matured | bottled 2022 | Brühler Whiskyhaus

un-chillfiltered

chillfiltered

natural colour

coloured

un-peated

peated

cask strength

Single Cask

Das Vatertagsbottling 2022 vom Brühler Whiskyhaus ist ein Blended Islay Malt, 15 Jahre alt und im Bourbon und Oloroso Fass gereift. Gerüchteweise ist von Bowmore und Caol Ila die Rede, in welchem Verhältnis auch immer. Ins Fass gekommen sind die Whiskys wohl 2006 und 2007. Die Farbe ist kräftig goldgelb.

Nosing

Der Rauch ist auf den ersten Eindruck gar nicht so kräftig, insbesondere im Glas selbst kommen zunächst gelbe Früchte, Mirabellen, Pfirsich und Pflaumen. Die Früchte sind reif und saftig. Mit größerem Abstand zum Glas verbreitet sich dann aber auch das Räucheraroma. Das ist ein Spätsommerabend auf der Streuobstwiese, im Gras liegen die reifen Früchte, manche beginnen leicht zu faulen. Es zieht leichter Dunst auf, der den Rauch eines verlöschenden, qualmenden Feuers aus dem Nachbargarten heranweht. Der Whisky hat ein fruchtig-elegantes Islay-Aroma mit gereiftem Raucheinfluss und ist kein wilder Stinker.

Taste

Wenn man Bowmore liest, schmeckt man Bowmore. Ist eigentlich nicht meine Lieblings-Islay-Brennerei, kommt hier aber, wenn es stimmt – sehr lecker. Die Aromen sind etwas zurückhaltend, nicht im Sinne von schwach, sondern im guten Sinne von nicht aufdringlich. Das passt gut zur Farbe, die ja auch nicht übertrieben ist. Da sind leicht geräucherte, trockene Pfirsich- und Apfelringe, ein paar gebrannte Mandeln, leicht angebrannt aber noch nicht verbrannt. Es kommen die fruchtig-nussigen Sherry-Aromen, sie entfalten sich auf einer Basis von cremig-süßer Vanille. Vanille-Crreme mit dickem, süß-sauren Pflaumensaft und gerösteten Mandelsplittern. Der Whisky ist ölig und süß, die Süße wird aber durch den Rauch gut abgefangen. Ein paar Tropfen Wasser nehmen dem Alkohol die Spitzen und machen den Whisky elegant – auf dem Jackett sind aber auch ein paar ölige Flecken vom Hafen …

Finish

Der Nachklang ist nicht direkt trocken, er hat noch ein paar Sherryfrüchte, Holz und Rauch. Auch der Nachklang ist elegant unaufdringlich aber präsent.

Conclusion

Der Whisky gefällt mir gut. Entsprechend der Vorlieben von Marco Bonn ist er eher süß (aber nicht klebrig), zu der Süße passt der Rauch gut als Kontrapunkt. Er ist anders als die oft übertriebenen (und zu Tode gefärbten) Bowmores, deren Sherry mir mitunter zu aufdringlich ist. Hier ist alles mit etwas Understatement aber guter Reifung und vereint dann tatsächlich die guten Seiten von Bowmore und Caol Ila. Kann aber natürlich auch Einbildung sein. Es ist ein leckerer Whisky, was keine Einbildung ist.
Isle of Islay, Laggan Bay | © Klaus Bölling, www.boelling.de

Brühler Whiskyhaus

Das Brühler Whiskyhaus ist durchaus ein eigenständiger deutscher unabhängiger Abfüller. Marco Bonn hat eigene Fässer, die in Schottland lagern und die er individuell finisht und reift. Er ist also nicht nur auf Broker angewiesen, sondern kann auf eigenen Stock zurückgreifen. Das führt zu eigenständigen und interessanten Abfüllungen, die über eine verschworene Internet-Community schnell vergriffen sind und – sicherlich auch aufgrund der eigenständigen, manchmal provokativen Label – stark gehypt werden. Gute Abfüllungen!