Ardbeg | Uigeadail

Single Malt Scotch Whisky

54,2%vol. | bottled 2023 | Bourbon / Sherry Casks

un-chillfiltered

chillfiltered

natural colour

coloured

un-peated

peated

cask strength

Single Cask

Uigeadail ist neben Corryvreckan der zweite relevante Ardbeg ohne Age Statement in der Core Range. Hier ist es eine Reifung in ex-Bourbon und Sherry Casks, die den Whisky interessant macht. 2025 bekommt man ihn ab ca. 60 €. Das ist nicht günstig für einen Whisky ohne Altersangabe, es ist aber vielleicht halbwegs ok für einen Ardbeg in erhöhter Trinkstärke, der ungefärbt und nicht kühlgefiltert ist. Und der vor allem nicht mit irgendeiner absurden Geschichte veröffentlicht wird, wie all die Sonderabfüllungen mit ebenso absurden Preisen. Die Sherryfässer haben jedenfalls einen schönen, golden Bernsteinton hinterlassen. Der ist echt, was Ardbeg positiv von Brennereien wie Laphroaig, Bowmore, Lagavulin oder Caol Ila abhebt.

Nosing

Sherry und Rauch, das ist eine wunderbare Mischung. Der Whisky ist süß mit Aromen von Waldhonig, Karamellwaffeln und Kirsche. Dann kommt der Rauch, der sich gut in die Aromen einbindet und die Süße etwas einhegt. Er entwickelt dann einen maritimen Funk, hat etwas Seetang, der am Strand von der Sonne erwärmt wird.

Taste

Im Mund ist der Alkohol kräftig ohne zu sehr zu brennen, auch hier entwickelt der Whisky eine süße Basisnote mit etwas Ananas, Mango und Pfirsich, dann kommt vielleicht auch Kräuterzucker mit Kirsche. Die Aromen sind schön, könnten aber etwas komplexer und tiefer sein.

Finish

Es bleibt eine rauchige Note mit maritimer Aromatik, vielleicht ist etwas Schokolade am Gaumen, leider wenig ausgeprägt, der Nachklang endet dann trocken und es ist ein latenter Schwefel im Hintergrund, den ich gerade noch wegignorieren kann.

Conclusion

Ok, ich hatte den Uigeadail etwas besser in Erinnerung, was aber sicherlich auch an nostalgischer Verklärung liegt. Der Whisky ist recht jung, das spürt man an der präsenten Süße, die durch den Rauch wieder eingefangen wird. Die Holzaromen sind im Hintergrund, damit aber auch die Aspekte von Kakao und Tiefe, die dem Uigeadail mehr Komplexität geben könnten.

Es ist ein guter Whisky – aber gute Whiskys gibt es inzwischen zuhauf von Islay. Klar, es ist Ardbeg, trotzdem denke ich nach dem Tasting, dass der Whisky keinesfalls die 60 € Marke erreichen sollte. Er lässt sich nett trinken, hat eine schöne Raucharomatik – er ist aber nicht besonders komplex und aufregend. Und er hat latenten Schwefel.

Tatsächlich habe ich überlegt, ob ich diesen Whisky tatsächlich bei The Fifty Whiskys aufnehme. Immerhin habe ich schon den Ten und den Corryvreckan in der Liste. Aber er gehört hierher, denn es ist ein straigther Raucher mit etwas Süße und ohne viel Schnickschnack. Und Ardbeg zeichnet sich durch den Verzicht auf Farbstoff und Kühlfilterung aus. Leider verzichten sie aber auch zu oft auf ein Age Statement.

Trotzdem ist das ein Whisky, der sich gut in der Sammlung macht, den man immer mal wieder genießen kann, der gut verfügbar ist. Bis er dann vielleicht eines Tages vom Arnahoe Bholsa oder Kilchoman Sanaig endgültig verdrängt wird …

Portnahaven, Isle of Islay | © Klaus Bölling, www.boelling.de

Ardbeg Distillery

founded: 1815 | Region: Islay
Owner: The Glenmorangie Co (Moët Hennessy)
Capacity: 2.400.000 LPA

LPA: Litres of Pure Alcohol

Quelle: Ingvar Ronde, Malt Whisky Yearbook 2025

Ardbeg ist eine der klassischen Islay Brennereien, an deren Standort bereits vor der Etablierung der jetzigen Brennerei 1815 gebrannt wurde.

1981 wurde die Brennerei geschlossen, 1989 wurde die Produktion wieder aufgenommen, um 1996 erneut zu schließen. Ein Jahr später übernimmt Glenmorangie Co die Distillery und führt sie zu neuem Ruhm.

Heute gehört sie zu den Distilleries, die mit Sonderabfüllungen einen massiven Hype auslösen und für diese Whiskys Phantasiepreise erlösen können. 2021 wurde die Produktionskapazität verdoppelt. Trotz Hype und verachtenswerten Sonderabfüllungen verfügt die Brennerei über eine ordentliche, bodenständige Core Range, was den Ärger über die Eskapaden etwas besänftigt. Allerdings ist die Schraube irgendwann überdreht …