Islay South Coast | aged 16 years | The Tasteful 8

51,6%vol. | Refill Sherry & Syrah Wine Finish | Brühler Whiskyhaus | A Dream of Scotland

un-chillfiltered

chillfiltered

natural colour

coloured

un-peated

peated

cask strength

Single Cask

The Tasteful 8 sind eine ambitionierte Serie des Brühler Whiskyhauses, die anlässich mehrerer Tasting-Events mit Food-Pairing erschienen ist.

Ein weiterer Whisky von der Südküste der Isle of Islay, diesmal 16 Jahre alt und fast 250 € teuer. Also Luxus, der aus einer nicht genannten Distillery eines Luxuskonzerns stammt. Der Hinweis ARD auf dem Label bezieht sich wahrscheinlich auf die gleichnamige Fernsehanstalt …

Es ist ein Whisky aus einem Preissegment, das auch als Sample normalerweise nicht auf meinem Tisch landet. Bei The Tasteful 8 wollte ich aber schon das komplette Sample-Set, denn die Neugierde ist groß.

Nosing

Der Rauch startet recht smooth, die Süße ist im hintergrund spürbar und macht die Aromen rund. Da sind reife Früchte, Honigmelone und Mango und dann kommt der Rauch hervor und hat einen maritimen Spülsaum-Moment. Kräuternoten mit Anklängen von süßem Hustensaft sind vorhanden, der Rauch ist aschig mit etwas Glut. Alkohol ist kaum spürbar. Dafür saftige Pfirsiche, die eingewickelt in Kelp-Blätter geräuchert wurden.

Taste

Der erste Schluck ist stark, könnte sein, dass rauchiger Rotwein durchschimmert. Der Rauch ist etwas maritmer und hafenlastiger als beim Lagavulin aus der Tasteful 8 Serie, das wird aber von der ölig-süßen Fruchtmarmelade, die neben dem Rauch den Geschmack dominiert, gut gekontert. Die Süße wird nicht klebrig, es kommt auch eine Kräuterzucker-Komponente hinzu. Und der schmutzige Rauch-Aspekt hat nichts mit dem seifigem Schwefel zu tun, der bei Rotwein immer meine Furcht ist und leider den Orkney aus der Tasteful 8 Reihe ruiniert hat. Dieser Ardbeg hat in der Nase viel zu bieten und lässt im Geschmack nicht nach, sondern bietet ein großes Aromenspektrum mit rauchiger Kraft.

Finish

Nach ein paar Schlucken bleibt schöner Islay-Rauch im gesamten Mundraum, der mehr holzig als qualmig ist, die maritimen Aromen verklingen etwas früher als die holzig-rauchigen. Aber es ist ein schöner Nachklang.

Conclusion

Der hat schon ein breites Potpourri vielfältiger Aromen und ist fehlerlos gereift, hält Süße, Rauch, Frucht und Kräuter in einer guten Balance, die den einzelnen Aromen Platz zur Entfaltung lässt. Ein wunderbarer Whisky für den Abschluss des Abends, den man lange im Glas behalten kann, den man zurückgelehnt mit geschlossenen Augen genießen kann. Der Whisky funktioniert nicht beim ersten Schluck, er baut sich im Mund auf und die Aromen wachsen mit jeden Schluck. Der ist schon toll.

Re-Review: Ca. 1 Jahr nach dieser Review habe ich heute den Rest des Samples geleert und bin nicht mehr so begeistert, wie ursprünglich. Ich finde Schwefel und der gefällt mir nicht. Heute würde ich dem Whisky eine wesentlich schlechtere Punktzahl geben. Aber was hier steht, steht hier. Ich könnte ein neues Tasting machen – aber warum. So war damals mein Eindruck – heute ist er anders.

© Klaus Bölling, www.boelling.de

Ardbeg Distillery

founded: 1815 | Region: Islay
Owner: The Glenmorangie Co (Moët Hennessy)
Capacity: 2.400.000 litres

Quelle: Ingvar Ronde, Malt Whisky Yearbook 2023

Ardbeg ist eine der klassischen Islay Brennereien, an deren Standort bereits vor der Etablierung der jetzigen Brennerei 1815 gebrannt wurde.

1981 wurde die Brennerei geschlossen, 1989 wurde die Produktion wieder aufgenommen, um 1996 erneut zu schließen. Ein Jahr später übernimmt Glenmorangie Co die Distillery und führt sie zu neuem Ruhm.

Heute gehört sie zu den Distilleries, die mit Sonderabfüllungen einen massiven Hype auslösen und für diese Whiskys Phantasiepreise erlösen können. 2021 wurde die Produktionskapazität verdoppelt. Trotz Hype und verachtenswerten Sonderabfüllungen verfügt die Brennerei über eine ordentliche, bodenständige Core Range, was den Ärger über die Eskapaden etwas besänftigt. Allerdings ist die Schraube irgendwann überdreht …

Brühler Whiskyhaus

Das Brühler Whiskyhaus ist durchaus ein eigenständiger deutscher unabhängiger Abfüller. Marco Bonn hat eigene Fässer, die in Schottland lagern und die er individuell finisht und reift. Er ist also nicht nur auf Broker angewiesen, sondern kann auf eigenen Stock zurückgreifen. Das führt zu eigenständigen und interessanten Abfüllungen, die über eine verschworene Internet-Community schnell vergriffen sind und – sicherlich auch aufgrund der eigenständigen, manchmal provokativen Label – stark gehypt werden. Gute Abfüllungen!