A Dream of Scotland | The Tasteful 8 | Bottlings 2022
Das Brühler Whiskyhaus hat im Spätsommer/Herbst 2022 eine Reihe von 8 ausgefallenen Whiskys veröffentlicht, die im Rahmen mehrerer Tastings mit Food-Pairing vorgestellt wurden.
Während mir sonst die Etiketten von ADOS oft ausnehmend gut gefallen, kann ich das bei dieser Serie nicht sagen. Scotch Whisky und Western Romantik? (I know, The Hateful Eight …) Okay, ist nicht meins. Das Motto: Tastes better than Beans and Bacon? Alles schmeckt besser als Beans and Bacon!
Hier handelt es sich um Whiskys im gehobenen Bereich was Qualität und Preis angeht – das spiegeln die Etiketten nicht wider. Mit den Scotch Single Malt Whiskys, die in der Reihe erschienen sind, haben die Illustrationen jedenfalls nichts zu tun. Sie gefallen mir nicht. Und zwar gar nicht!
Es geht nicht um Etiketten und Geschichten - es geht um den Whisky
Vielleicht ist die Schlagzahl, in der das Brühler Whiskyhaus A Dream of Scotland Abfüllungen auf den Markt bringt, zu hoch, vielleicht habe ich die Tasteful 8 missverstanden und die Whiskys wurden vornehmlich danach ausgesucht, wie sie zu den im Rahmen des Tastings gereichten Speisen passen. Ich muss sie aber als einzelne Whiskys bewerten, die ich am Abend genießen möchte. Und da sind dann doch ein paar Enttäuschungen dabei.
Die größte Enttäuschung ist sicherlich der Whisky, auf den ich mich am meisten gefreut habe: Der Orkney Whisky, ganz sicher ein Highland Park, ist für mich leider eine Schwefelbombe. Ich weiß, dass Marco Bonn ein Freund der ‚Schmutzbuckeligkeit‘ ist. Aber hier geht es auch um ‚Seifigkeit‘, die ich für eine ärgerliche Fehlnote halte, die in einem Whisky dieser Preiskategorie nichts zu suchen hat oder vor der man die dafür sensiblen Käufer zumindest warnen sollte.
Es sind Highlights dabei - reicht das?
Aber natürlich sind auch hervorragende Whiskys dabei. Für mich sind vor allem die rauchigen Abfüllungen eine besondere Stärke des Brühler Whiskyhauses. Und die sind hier auch wieder gut gelungen. Natürlich wiederholt sich vieles – aber South Islay ist immer wieder großartig, egal ob Lagavulin oder Ardbeg. Und natürlich ist ein unabhängig abgefüllter Ardbeg ein seltenes Highlight – was sich leider auch im Preis zeigt.
Die Preise sind ein Problem. Highlights der Reihe sind für mich der Longmorn und der Ardbeg. Beide liegen aber über der Grenze, die ich bereit bin, für Whisky, den ich trinken will, auszugeben. Im Vergleich mit dem Markt kann man nicht meckern, Marco Bonn gehört nicht zu den Preistreibern und Spekulanten, sondern nimmt das, was er als verantwortungsvoller, fairer Kaufmann nehmen muss. Aber natürlich blitzt hinten im Hirn immer die Frage auf, wie viele Whiskys in dieser Preiskategorie kann und will man sich leisten? Auch das Sample-Set war eine Investition. Ob ich sie noch einmal tun werde, muss ich mir allerdings gut überlegen. Wenn da nur nicht immer diese Neugierde wäre …
Das Fazit
Es ist interessant eine Reihe von acht Whiskys zu haben, die in ihrer Bandbreite sicherlich auch das Profil des Brühler Whiskyhauses als profilierter unabhängiger Abfüller zeigen. Die Reihe zeigt aber auch die Problematik der Preisentwicklung im Whiskysektor. Single Cask Abfüllungen über 20 Jahren werden inzwischen zu Preisen gehandelt, die meiner Auffassung nach durch die altersbedingte Qualitätssteigerung nicht mehr gerechtfertigt sind. Nicht umsonst reden immer mehr Whisky-Reviewer davon, die Standard-Abfüller wiederzuentdecken.
Und so fällt das Fazit zu The Tasteful 8 eher gespalten aus. Es sind ein paar Whiskys dabei, die großen Spaß machen, es sind Whiskys dabei, die bei mir durchfallen und es sind Whiskys dabei, bei denen der Spaß durch den Preis getrübt wird. Ich habe die Whiskys als Sample gekauft. Als Flasche würde ich vielleicht den Blair Athol, den es Ende Oktober noch gibt, oder den inzwischen vergriffenen South Islay Lagavulin kaufen, die beide knapp unter 100 € teuer waren. Tun werde ich es nicht, da von beiden bessere Abfüllungen in meinem Kabinett sind.
Klaus Bölling